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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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hast.«
    »Was hab ich denn getan, Liebes?«, erwiderte Lura mit Unschuldsmiene. »Ich habe doch nur versucht, ein guter Ehemann und Vater zu sein. Ist das Unrecht? Ich denke nicht. Sicher, manchmal musste ich dich züchtigen, wenn du nicht gehorcht hast …«
    »Manchmal?!«, spie sie ihm entgegen. »Fast jeden Tag hast du mich verprügelt und gedemütigt. Und ja, ich habe einige Male daran gedacht, mir das Leben zu nehmen, aber ich konnte und wollte Markus nicht allein in deinen Klauen lassen. Er hat so schon genug gelitten. Nur deshalb habe ich ausgeharrt.«
    »Quatsch doch nicht so eine Scheiße! Ausgeharrt! Du hast dich zu viel mit diesem scheiß Bibelkram beschäftigt. Psalm 23 und Psalm 91, ich kenn die Dinger inzwischen auch auswendig. Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln, blablabla! Wo ist denn dein blöder Gott jetzt, hä? He, Goootttt, wo bist du? Hörst du mich, großer Meister?« Er legte eine Hand an sein Ohr und lauschte grinsend in die Stille. »Siehst du, er antwortet nicht. Er kann nicht antworten, weil es ihn nicht gibt. Du bist einem Hirngespinst aufgesessen, einem Phantom, einer Fata Morgana. Und trotzdem hast du immer wieder vor dem Bett gekniet und gebetet. Was für eine Zeitverschwendung! Herr, bitte, erlöse mich von meinen Qualen! Wow, wie pathetisch. Du hättest zum Theater gehen sollen, du wärst bestimmt eine gute Schauspielerin geworden …«
    »Es gibt einen Gott«, sagte sie mit fester Stimme. »Ich weiß, dass es ihn gibt, ich weiß aber auch, dass er mit Menschen wie dir nicht kommuniziert.«
    »Ich scheiß auf ihn, er kann mich mal kreuzweise. Und wenn du meinst, dass ich auch nur einen Funken Angst hätte zu sterben, dann irrst du dich gewaltig. Irgendwann werde ich friedlich einschlafen, und das war’s dann. Schluss, aus, vorbei. Und noch was zu deinen Selbstmordgedanken – du hängst viel zu sehr amLeben, als dass du auch nur einen Moment ernsthaft darüber nachgedacht hättest, dich umzubringen. Sagen und schreiben kann man viel, aber du weißt, ich habe Psychologie studiert und gelernt, dass gerade diejenigen, die immer und immer wieder sagen und schreiben, dass sie sich am liebsten umbringen würden, es nicht tun. Nur die bringen sich um, denen man es am wenigsten anmerkt. Du gehörst nicht dazu, ich hätte die Anzeichen gesehen.«
    »Und da bist du dir so sicher?«, fragte sie seltsam lächelnd.
    »Ja. Weißt du, damals, als das mit deinem kleinen Finger passiert ist, dieser kleine Unfall, da hätte sich eigentlich jeder normal geartete Mensch die Kugel gegeben. Aber du nicht, obwohl es mit dem Klavierspielen seitdem nicht mehr so richtig geklappt hat …«
    »Du hast ihn mir gebrochen, damit ich nicht mehr Klavier spielen kann.«
    »Ja, ich bekenne mich schuldig. Weißt du, da war so’n Typ bei mir, Bernhardi, du kennst ihn. Er wollte mit dir sprechen und dich überreden, wieder auf die Bühne zurückzukehren. Dieser Schleimbeutel hat mich zugelabert, bis ich einfach nicht mehr konnte. Diese kleine schwule Kröte wollte, dass du deine Familie für diese Scheißmusik aufgibst. Das konnte ich unmöglich zulassen. Du bist meine Frau und hast geschworen, zu mir zu stehen in guten wie in schlechten Zeiten. Und ich bin nun mal der Ernährer der Familie, und eine Frau hat das zu respektieren und die eigenen Wünsche zurückzustellen. Seit unserer Hochzeit bist du keine Pianistin mehr, aber das ist nie in deinen Schädel gedrungen. Also musste ich ein klein wenig nachhelfen.«
    »Was hast du mit Bernhardi gemacht?«, fragte sie mit zu Schlitzen verengten Augen.
    »Gar nichts weiter. Ich hab ihm zu verstehen gegeben, dass er sich gefälligst verpissen soll, du hättest kein Interesse mehr. Er hat sich seitdem nicht mehr blicken lassen.«
    »Du hast ihm was getan, gib’s zu.«
    »Er war mir zu unwichtig. Könnte aber auch sein, dass er einen Unfall hatte, genau kann ich mich nicht mehr erinnern.«
    Becker hatte sich wieder aufrecht hingesetzt, sein ganzer Körper schmerzte. »Sag uns bitte, was du vorhast.«
    Lura schaute auf die Uhr und antwortete: »Stimmt, es wird Zeit. Sie werden vermutlich schon nach euch suchen. Toll, nicht? Sie denken, dass ihr mich ermordet habt und jetzt kalte Füße bekommt, weil immer mehr Indizien gegen euch sprechen. Dumm gelaufen. Wer ist eigentlich diese reizende, attraktive Polizistin, die ich in den letzten Tagen gesehen habe? Sie wäre eine Sünde wert.«
    »Hauptkommissarin Julia Durant«, sagte Gabriele Lura. »Versuch’s doch mal

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