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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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nichts, weil wir auf Sie warten wollten.«
    »Sehr gute Arbeit«, lobte Julia Durant, woraufhin der Beamte leicht errötete. »Herr Lura wurde in die Uni-Klinik nach Frankfurt gebracht?«
    »Ja. Laut Notarzt soll sein Zustand stabil sein. Er hat zweiSchussverletzungen und ein paar leichte Verbrennungen, aber sonst scheint mit ihm alles in Ordnung zu sein.«
    »Wie weit ist das von hier bis zur Straße?«, fragte sie.
    »Hundert bis hundertzwanzig Meter, das wird aber noch abgemessen«, antwortete der Beamte.
    »Und Sie und Ihr Kollege …«
    »Meine Kollegin«, sagte er und deutete auf eine ebenfalls etwa dreißigjährige Frau, die sich mit einer Beamtin von der Spurensicherung unterhielt.
    »Sie und Ihre Kollegin waren als Erste vor Ort. Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen, außer dem brennenden Fahrzeug?«
    »Nein.«
    »Hat es überhaupt noch gebrannt, als Sie kamen?«
    »Nein. Ein anderer Fahrer hat zwar versucht zu löschen, aber da war nicht mehr viel zu machen. Das Fahrzeug ist vollständig ausgebrannt.«
    »Danke, das war’s fürs Erste. Wenn Sie sich bitte noch zur Verfügung halten würden.«
    »Natürlich. Aber da wäre noch was. Dort drüben, dieser Mann«, sagte er und deutete auf einen älteren Herrn in einem braunen Mantel, »er behauptet, zwei Schüsse gehört zu haben. Ich habe mir gedacht, Sie wollen vielleicht mit ihm sprechen. Er war ziemlich aufgeregt, als er uns das erzählt hat.«
    »Ich werde Sie bei Ihrem Vorgesetzten lobend erwähnen«, sagte Durant, und wieder errötete der junge Beamte.
    Durant und Hellmer gingen zu dem Mann, der aufmerksam die Aktivitäten der Polizei verfolgte. Er war klein und untersetzt, Durant schätzte ihn auf Mitte bis Ende sechzig.
    »Maier«, sagte er, nachdem Durant sich vorgestellt hatte, und fuhr gleich aufgeregt fort: »Ich habe schon Ihrem Kollegen erzählt, dass ich zwei Schüsse gehört habe. Ich dachte zuerst, dass das ein Jäger war, aber dann kamen mir doch Zweifel, denn um diese Zeit geht normalerweise keiner auf die Jagd. Und kurz darauf habe ich das brennende Auto gesehen. Eigentlichhabe ich es zuerst gerochen, weil der Qualm in meine Richtung zog.«
    »Haben Sie sonst noch jemanden gesehen?«
    »Nein, erst später, als ich zur Straße runter bin. Ich war ja spazieren und wohne nur ein paar hundert Meter weiter dort unten. Da hatten aber schon zwei Autos angehalten, einer hat sich um den verletzten Herrn gekümmert und die Polizei oder den Notarzt gerufen, ein anderer ist mit dem Feuerlöscher losgerannt. Doch viel ausrichten konnte der auch nicht mehr.«
    »Sie haben also zwei Schüsse gehört. In welchem Abstand sind die gefallen?«
    »Sehr schnell hintereinander. Da lagen höchstens zwei oder drei Sekunden dazwischen.«
    »Haben Sie mitbekommen, ob das Auto gebrannt hat, bevor die Schüsse fielen oder erst danach?«
    »Das kann ich nicht sagen, obwohl ich nicht sehr weit entfernt war.«
    »Waren die Schüsse sehr laut?«
    »Nein, nicht besonders. Auch wenn ich Pensionär bin, so höre ich trotzdem noch wie ein Luchs. Aber es waren auf jeden Fall Schüsse.«
    »Herr Maier, Sie haben uns sehr geholfen. Wenn Sie uns bitte Ihre Adresse und Telefonnummer geben würden, wir würden gerne Ihre Aussage zu Protokoll nehmen.«
    »Muss ich dafür aufs Präsidium?«
    »Nein, ich werde zwei Beamte zu Ihnen schicken, die das Protokoll bei Ihnen zu Hause aufnehmen. Jetzt erst mal vielen Dank.«
    »Gern geschehen. Aber es ist schon schrecklich, so was zu sehen. Ich habe schon viel erlebt, aber so etwas noch nie.«
    Durant und Hellmer entfernten sich und gingen zu dem Jaguar. Sie warf einen langen Blick auf das fast schwarze, ehemals von Sommersprossen übersäte Gesicht, das jetzt wie versteinert aussah, wie eine dreitausend Jahre alte Mumie. Anschließendbetrachtete sie Becker, dessen Kopf weder die Kopfstütze noch die Rückenlehne berührte. Die Pistole lag zwischen Sitz und Tür. »Was ist das für eine?«, fragte sie Hellmer.
    »Keine Ahnung, ich kann doch nicht alle Waffen kennen. Auf jeden Fall haben die ganze Arbeit geleistet.«
    »Nicht ganz, Lura lebt noch«, murmelte Durant vor sich hin.
    »Sie haben wohl gedacht, er sei tot. Tja, so kann man sich täuschen. Meine Theorie: Sie haben Lura entführt, ihn irgendwo gefangen gehalten, haben ihn vielleicht sogar gefoltert und ihm zwei Kugeln verpasst. Sie wussten aber, dass es für sie keinen Ausweg mehr gibt. Sie sind hierher gefahren, Becker hat das Auto mit Benzin übergossen, dann seine Geliebte getötet,

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