Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
das Auto in Brand gesteckt und gleich darauf sich selbst umgebracht. Lura war aber nicht, wie von ihnen angenommen, tot, sondern hat sich vermutlich nur tot gestellt und ist in dem Moment aus dem Wagen gesprungen, als Becker nicht mehr lebte.«
    Ein Kollege der Spurensicherung kam zu ihnen und fragte: »Können wir anfangen?«
    »Immer schön der Reihe nach. Erst der Fotograf, dann ihr. Ich will jede Einzelheit sowohl auf Video als auch auf Fotos haben. Und zwar von hier bis runter zur Straße. Jedes einzelne gottverdammte Detail. Und ihr arbeitet so gewissenhaft wie noch nie zuvor in eurem Leben.«
    »Warum dieser Aufwand? Das ist doch alles ganz eindeutig«, sagte der Beamte verständnislos.
    »Weil ich es so will«, fuhr sie ihn unwirsch an. »Und der Wagen kommt zur KTU, die sollen ihn auseinander nehmen. Und jetzt überlassen wir euch das Feld.« Und zu dem Fotografen, der mit seiner Videokamera parat stand: »Sie haben’s mitbekommen?«
    »Es wird mir ein Vergnügen sein.«
    Und an Hellmer gewandt: »Für uns gibt’s hier nichts mehr zu tun. Fahren wir.«
    »Und wohin?«
    »Eine Trauerbotschaft überbringen«, sagte sie kühl und begab sich zum Wagen.
    Hellmer blieb noch einen Moment stehen und rannte ihr dann nach. »Sag mal, hast du irgendwas?«
    »Was soll ich denn haben?«
    »Bist du sauer oder was?«
    »Seh ich so aus?«, fragte sie gereizt.
    »Ja. Und du klingst auch so. Was ist los?«
    »Okay«, sagte sie, nachdem sie eingestiegen war, »ich bin sauer. Ich bin sogar so was von stinksauer, das kannst du dir gar nicht vorstellen.«
    »Warum denn? Der Fall ist abgeschlossen, und wir können uns wieder unseren geliebten Akten zuwenden. Wieso lässt du eigentlich hier das ganze Brimborium veranstalten?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht will ich nur vermeiden, wieder einen Fehler zu begehen. Und jetzt hör auf, mir Fragen zu stellen, denn ich hab im Moment keine Antworten.« Und nach einer kurzen Pause: »Wie bringen wir’s bloß dem Jungen bei?«
    »Das werden wir auch noch schaffen. Wenn ich nur wüsste, was in deinem Kopf vorgeht.«
    »Weiß ich selber nicht. Irgendwie sträubt sich immer noch alles in mir zu glauben, dass die Lura ihren Mann umbringen wollte. Aber so wird’s wohl gewesen sein.«
    »Wir schauen eben immer wieder in neue Abgründe …«
    »Das ist kein Abgrund«, unterbrach sie ihn und blickte aus dem Fenster, »da steckt vielleicht eine riesengroße Verzweiflung dahinter. Ich hoffe nur, dass wir jemals rauskriegen, was wirklich der Grund war.«
    »Du wirst es rausfinden, weil du es willst, du Dickkopf. Sonst wärst du doch für den Rest deines Lebens noch unausstehlicher«, sagte er grinsend.
    »Idiot. Und jetzt halt die Klappe, ich muss nachdenken.«

Donnerstag, 14.50 Uhr
    Hellmer hatte an einer Imbissbude einen Stopp eingelegt und zwei Portionen Currywurst mit Pommes und zwei Dosen Cola geholt. Nach dem Essen, das Julia Durant diesmal nicht geschmeckt hatte, fuhren sie weiter zu Corinna Becker.
    Sie kam nach dem Klingeln ans Tor, Hellmer zeigte seinen Ausweis. Corinna Becker war eine mittelgroße, sehr schlanke, aber wohlproportionierte Frau mit halblangen braunen Haaren, rehbraunen Augen und einem vollen breiten Mund, und Julia Durant dachte: Irgendwie hat sie eine gewisse Ähnlichkeit mit Julia Roberts. Sie trug ein Sweatshirt, eine Jeans und Leinenschuhe an den nackten Füßen.
    »Frau Becker?«
    »Ja. Sie wollen sicher zu meinem Mann …«
    »Nein, wir würden gerne mit Ihnen sprechen. Dürfen wir reinkommen?«
    »Mit mir? Um was geht’s denn?«
    »Lassen Sie uns nicht hier draußen darüber reden.«
    Sie öffnete das Tor und ging vor den Beamten ins Haus. Im Wohnzimmer saß ein kleines Kind auf dem Boden und spielte mit Bauklötzen, doch als es die Kommissare sah, schaute es auf und blickte sie aus großen blauen Augen an.
    »Das ist mein Sohn Maximilian. Sag hallo, Maximilian.«
    Er winkte nur aufgeregt mit einem Bauklotz und lachte dabei.
    Corinna Becker blieb in der Mitte des Zimmers stehen, die Arme über der Brust verschränkt. Sie machte keine Anstalten, den Kommissaren einen Platz anzubieten, als wollte sie sie so schnell wie möglich wieder loswerden. Doch Julia Durant spürte, dass sie ahnte, weshalb die Polizei zu ihr kam, dass sie nicht hier war, um ihr eine freudige Botschaft zu überbringen.
    »Frau Becker«, sagte Durant, »möchten Sie sich nicht setzen?«
    »Ich stehe gut, danke«, war die kühle Antwort. »Jetzt machen Sie doch nicht so ein Geheimnis. Ist etwas mit

Weitere Kostenlose Bücher