Das verlorene Gesicht
Timwick wird Ihnen nicht helfen.« »Auch nicht, wenn ich ihm sage, dass Sie sich heute Abend mit mir getroffen haben?« »Das werden Sie nicht tun. Das würde gegen Ihre Interessen verstoßen.« Er schwieg. »Sie machen mir nichts vor. Sie haben Angst gehabt, wie alle anderen. Ich habe Ihr Herz unter meinen Daumen pochen gefühlt. Und Sie haben auch jetzt Angst.« »Stimmt. Es gibt Dinge, die einem Angst machen. Rufen Sie mich an.« Sie ging die Straße hinunter. Zähe Frau. Zäh und clever und knallhart. Die hatte verdammt mehr Mumm als Timwick. Aber vielleicht war sie zu schlau. Mit ihrer Einschätzung seines Charakters war sie der Wahrheit ziemlich nahe gekommen und das behagte ihm nicht. Es gefiel ihm nicht, dass irgendjemand seine Reaktion in einer bestimmten Situation voraussagen konnte. Er war sich nicht sicher, ob er für eine Frau arbeiten wollte. » Lesen Sie die Liste. « Sie hatte geahnt, wie sehr ein Mann mit seinem Temperament Listen zu schätzen wusste. Aber warum hatte sie angenommen, es würde seine Entscheidung positiv beeinflussen, wenn er die Liste las? Er faltete das Blatt Papier auseinander und hielt es näher an die Armaturenbrettbeleuchtung. Er begann zu lachen.
Das Telefon klingelte, als Lisa in ihr Schlafzimmer ging. »Okay«, sagte Fiske und legte auf.
Ein Mann der schnellen Entscheidungen und wenigen Worte, dachte sie, als sie ihr Handy zurück in ihre Handtasche stopfte. Ganz zu schweigen von einer tödlichen Impulsivität, mit der sie nicht gerechnet hatte. Sie würde die blauen Flecken heute Abend vor Kevin verbergen und morgen ein Halstuch tragen müssen.
»Lisa?«, rief Kevin aus dem Schlafzimmer. »Wo bist du gewesen?« »Im Garten. Ich musste ein bisschen frische Luft schnappen.« Sie hängte ihr Cape in den Wandschrank und nahm den Morgenrock mit der Kapuze heraus. »Ich brauche eine heiße Dusche. Ich bin gleich da, Kevin.« »Beeil dich. Ich muss mit dir reden.« Reden. Gott, sie wünschte, Sex würde ihm reichen. Sich Kevins Geschwafel anzuhören und ihn immer wieder zu loben und zu ermuntern war ein Stress, den sie nicht brauchte. Einen Augenblick lang, als Fiske ihr die Hände um den Hals gelegt hatte, hatte sie gedacht, sie würde sterben. Mit Fiske umzugehen würde sehr schwierig werden. Aber sie würde das schaffen. Sie musste es schaffen. Nicht daran denken, wie viel Angst er ihr eingejagt hatte. Sie hatte heute Abend gute Arbeit geleistet. Fiske war ihr Mann. Sie trat unter den heißen Duschstrahl und ließ das Wasser über ihren Körper laufen. Gott, fühlte sie sich schmutzig. Allein mit diesem verderbten Mörder in einem Auto zu sitzen hatte ihr das Gefühl gegeben, verseucht zu werden. Aber sie war auch eine Mörderin. Nicht wie er. Sie wollte sich nicht in demselben Licht sehen wie dieses Ungeheuer. Nicht an ihn denken. Sie schloss die Augen und befahl ihren Muskeln, sich zu entspannen. Das war ihr großer Augenblick. Sie sollte ihn genießen. Sie hatte sehr wenig Zeit für sich selbst. Sie wünschte sich beinahe, sie wäre so frei wie Eve. Was tust du gerade, Eve Duncan? Ist es für dich genauso schwer wie für mich? Sie lehnte sich gegen die Duschwand und flüsterte: »Wo bist du, Eve?« Fiske würde sie finden. Fiske würde sie töten und Lisa würde gerettet. Warum barg dieser Gedanke keinen Trost? »Lisa?« Kevin stand vor der Badezimmertür. Verdammt, konnte er sie keinen Augenblick allein lassen? »Ich komme.« Sie trat aus der Dusche und trocknete ihre Tränen. Herrgott, was war bloß mit ihr los? Fiske musste sie mehr aufgerüttelt haben, als ihr bewusst war. Sie schlüpfte in ihren Morgenrock, zog den Reißverschluss bis zum Kinn hoch und bürstete sich das Haar. Lächle. Sei nett und liebevoll. Er durfte nichts merken, niemand durfte etwas merken. Sie öffnete die Tür und küsste Kevin auf die Wange. »Also, was ist so wichtig, dass du es nicht erwarten kannst, es mir zu erzählen?«
» Das ist kein besonders schönes Motel. Ich fürchte, hier gibt es Ungeziefer « , sagte Bonnie.
Eve wälzte sich im Bett herum. » Wir mussten etwas Unauffälliges finden. Ungeziefer kann dir doch egal sein. Du bist Ektoplasma, hast du das vergessen? «
Bonnie lächelte. » Alles, was dich stört, stört mich auch. Du hattest schon immer was gegen Ungeziefer. « Sie setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett. » Ich weiß noch, wie du den Kammerjäger angeschrien hast, als er es nicht geschafft hatte, die Küchenschaben in meinem Zimmer restlos auszurotten. «
Das
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