Das verlorene Gesicht
war in dem Sommer gewesen, bevor Bonnie verschwunden war.
Bonnies Lächeln verschwand. » Oje, ich wollte dich nicht an etwas Trauriges erinnern. « » Hast du dir jemals überlegt, dass es mich jedes Mal an etwas Trauriges erinnert, wenn du zu mir kommst? « » Ja, aber ich hoffe immer noch, dass du eines Tages begreifst, dass ich immer bei dir bin. « » Du bist nicht bei mir. « » Warum versuchst du, dir selber wehzutun? Akzeptiere mich doch einfach, Mama. « Sie wechselte das Thema. » Das mit Ben hast du gut gemacht, aber ich wusste, dass du es gut machen würdest. « » Du hast also die ganze Zeit gewusst, wer er war? « » Nein, ich sage dir immer wieder, dass ich nicht alles weiß. Nur manchmal habe ich so eine Ahnung. « » Wie zum Beispiel, was das Ungeziefer in diesem schäbigen Motel angeht? Dazu gehört ja wohl nicht viel. « Bonnie kicherte. » Das stimmt. « Eve musste lächeln. » Es war mein erster Gedanke, als ich dieses Zimmer betreten habe. « » Und du glaubst, ich würde das ausnutzen? « , fragte Bonnie vorwurfsvoll. » Wie misstrauisch du bist, Mama. « » Dann erzähl mir etwas, das ich nicht weiß. Sag mir, wo du bist. « Bonnie schlug ein Bein unter. » Ich mag Mr Logan. Am Anfang war ich mir nicht sicher, aber ich glaube, er ist ein guter Mann. « » Wer hat je behauptet, Geister hätten ein gutes Urteilsvermögen? « Bonnie lächelte trocken. » Fortschritt. Zum ersten Mal gibst du zu, dass ich vielleicht nicht nur in deiner Einbildung existiere. « » Das Urteilsvermögen von Hirngespinsten ist ebenfalls fragwürdig. « » Tja, deine Einbildungskraft ist auch nicht gerade verlässlich. Sonst würdest du mit Joe nicht so hart ins Gericht gehen. « » Ich verdamme Joe nicht. « » Doch, das tust du. Und zwar meinetwegen. Aber er ist auch ein guter Mann und er liebt dich. Stoß ihn nicht von dir weg. « » Ich bin sehr müde, Bonnie. « » Und du willst, dass ich gehe. « Niemals. Sie sollte niemals weggehen, » Hör auf, mir Vorträge zu halten. « » Okay, ich will nur nicht, dass du allein dastehst. « Ihr Lächeln verschwand. » Es ist gefährlich für dich, allein zu sein. Ich fürchte mich vor all den schlimmen Dingen, die auf dich zukommen. « » Welche schlimmen Dinge? « Bonnie schüttelte den Kopf. » Ich kann damit umgehen. « » Du glaubst, du kannst mit allem umgehen wegen allem, was du meinetwegen durchgemacht hast. Vielleicht kannst du das. Aber vielleicht auch nicht. « » Und vielleicht will ich es auch nicht « , sagte sie erschöpft. » Vielleicht will ich alles einfach nur geschehen lassen. Gott, ich bin das alles so satt. « » Ich bin es satt, dass du nicht aufhörst, um mich zu trauern. « » Dann geh und vergiss mich. « » Das geht nicht, Mama. Die Erinnerung hört nie auf, genau wie die Liebe. Ich will nur, dass du wieder glücklich bist. « » Ich bin … zufrieden. « Bonnie seufzte. » Schlaf jetzt. Wahrscheinlich kann ich erst vernünftig mit dir reden, wenn du so weit bist. « Eve schloss die Augen. » Wo bist du, Baby? « , flüsterte sie. » Ich will dich nach Hause holen. « » Ich bin zu Hause, Mama. Immer wenn ich bei dir bin, bin ich zu Hause. « » Nein, ich möchte, dass du – « » Schsch, schlaf jetzt. Das brauchst du im Moment am dringendsten. « » Sag mir nicht, was ich brauche. Was ich brauche, ist herauszufinden, wo du bist, damit ich dich nach Hause holen kann. Vielleicht hätte ich dann nicht mehr diese verrückten Träume von dir. « » Die sind nicht verrückt und du bist auch nicht verrückt. Du bist nur stur. « » Und du nicht? « » Klar, ich bin deine Tochter. Das steht mir zu. So und jetzt schlaf, und ich bleibe einfach hier und leiste dir noch ein bisschen Gesellschaft. « » Damit ich nicht allein bin? « » Ja, damit du nicht allein bist. «
Kapitel 17
Naval Medical Center Bethesda, Maryland 7.45 Uhr
»Ich mache so schnell ich kann, Lisa.« Scott Marens Hand umklammerte den Telefonhörer. »Herrgott noch mal, ich muss vorsichtig sein. Hier wimmelt es von Medienleuten. Ich habe die Röntgenbilder der Zähne ausgetauscht, aber die DNA-Proben auszutauschen wird nicht so einfach sein.«
»Aber du kannst es doch machen?«, fragte Lisa. »Du musst es tun, Scott.«
»Ich werde es tun.« Er klang erschöpft. »Ich habe dir doch gesagt, ich würde mich um dich kümmern.«
»Glaubst du, ich mache mir nur um mich selbst Sorgen? Es geht mir um dich. Ich habe solche Gewissensbisse, weil ich deine Hilfe in Anspruch nehme. Niemand darf
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