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Das verlorene Gesicht

Das verlorene Gesicht

Titel: Das verlorene Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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drückte
sie tröstend. »Ich werde einen Streifenwagen schicken, der
das Haus bewacht. Oder wie wär’s, wenn deine Mutter
und du ein paar Tage zu mir kämt?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Na gut.« Er zögerte. »Ich werde jetzt lieber aufs Revier
fahren und einige Akten überprüfen. Vielleicht hat es ja
kürzlich hier in der Gegend vergleichbare Fälle gegeben.
Meinst du, du kommst klar?«
»Wird schon gehen. Danke, dass du gekommen bist, Joe.« »Ich wünschte, ich könnte mehr für dich tun. Wir
werden die Nachbarn befragen; mal sehen, ob dabei was
herauskommt.«
Sie nickte. »Außer Mrs Dobbins. Schickt niemanden zu
ihr.«
»In Ordnung. Ruf mich an, wenn du mich brauchst.« Sie sah ihm nach, als er wegging, und kehrte zu ihrem
Labor zurück. Sie hatte keine Lust, es zu betreten. Sie
hatte keine Lust, sich noch einmal diese Gewalttätigkeit
und Abscheulichkeit anzusehen.
Doch es blieb ihr nichts anderes übrig. Sie musste sich
vergewissern, dass nichts fehlte, und ihre Versicherung
benachrichtigen. Sie gab sich einen Ruck und ging hinein.
Wieder raubte ihr der Anblick des Bluts den Atem. Gott, wie hatte sie der Gedanke erschreckt, es könnte das Blut
ihrer Mutter sein.
Tote Katzen und abgeschlachtete Ratten und Blut. So
viel Blut.
Nein.
Sie rannte zur Tür hinaus und sackte auf der Schwelle zusammen. Kalt. Ihr wurde so kalt. Sie schlang die Arme um
ihren Körper, ein vergeblicher Versuch, die Kälte zu bannen. »Draußen steht ein Streifenwagen. Ist alles in Ordnung?« Als sie aufsah, stand Logan vor ihr. Der hatte ihr gerade
noch gefehlt. »Gehen Sie.«
»Was ist los?«
»Gehen Sie.«
Er blickte über sie hinweg durch die Tür. »Ist
irgendetwas vorgefallen?«
»Ja.«
»Ich komme sofort wieder.« Er ging an ihr vorbei ins
Labor. Nach ein paar Minuten war er wieder da.
»Scheußlich.«
»Man hat die Katze meiner Nachbarin getötet. Sie haben
Mandy zertrümmert.«
»Ich habe die Überreste auf dem Schreibtisch gesehen.«
Er dachte nach. »Haben Sie sie dort gefunden?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, auf dem Fußboden
gleich daneben.«
»Aber weder Sie noch Ihre Mutter sind verletzt?« Sie wünschte, sie würde aufhören zu zittern. »Gehen Sie,
ich will nicht mit Ihnen sprechen.«
»Wo ist Ihre Mutter?«
»Bei Mrs Dobbins. Ihre Katze … Gehen Sie endlich.« »Nicht, solange niemand hier ist, der sich um Sie kümmert.« Er zog sie hoch. »Kommen Sie, wir gehen ins
Haus.«
»Ich brauche niemand, der sich um mich kümmert–« Er
zerrte sie fast schon den Weg entlang. »Lassen Sie mich in
Ruhe. Fassen Sie mich nicht an.«
»Sobald ich Sie ins Haus gebracht habe und Sie etwas
Warmes zu sich genommen haben.«
Sie zog ihren Arm weg. »Ich habe keine Zeit,
herumzusitzen und Kaffee zu trinken. Ich muss die
Versicherung anrufen.«
»Das mache ich.« Er schob sie sanft die Stufen hinauf in
die Küche hinein. »Ich werde mich um alles kümmern.« »Ich lege keinen Wert darauf, dass Sie sich um alles
kümmern. Ich will, dass Sie gehen.«
»Dann seien Sie still und lassen mich Ihnen etwas zu
trinken bringen.« Er schob sie auf einen Stuhl am
Küchentisch. »So werden Sie mich am schnellsten wieder
los.«
»Ich habe keine Lust, hier zu sitzen –« Sie gab auf. Sie
war im Moment nicht in der Verfassung für eine
Auseinandersetzung. »Beeilen Sie sich.«
»Jawohl, Ma’am.« Er wandte sich zum Küchenschrank
um. »Wo finde ich Kaffee?«
»In der blauen Büchse auf der Anrichte.«
Er füllte Wasser in die Karaffe. »Wann ist es passiert?« »Vergangene Nacht. Irgendwann nach Mitternacht.« »Hatten Sie abgeschlossen?«
»Natürlich.«
»Immer mit der Ruhe.« Er löffelte Kaffeepulver in die
Kaffeemaschine. »Haben Sie irgendwas gehört?« »Nein.«
»In Anbetracht des Schadens wundert mich das.« »Joe meinte, dass der Täter genau wusste, was er tat.« Er schaltete die Kaffeemaschine ein. »Haben Sie eine
Vorstellung, wer es gewesen sein könnte?«
Sie schüttelte den Kopf. »Keine Fingerabdrücke.
Vielleicht benutzte er Handschuhe.«
Er nahm einen Strickpullover vom Haken der Wäschekammertür. »Handschuhe. Dann waren es keine Amateure.« »Das sagte ich Ihnen doch.«
Er legte ihr den Pullover über die Schulter. »Stimmt.« »Und das ist der Pullover meiner Mutter.«
»Sie brauchen ihn. Ich nehme nicht an, dass sie etwas
dagegen hat.«
Sie brauchte den Pullover tatsächlich. Sie zitterte immer
noch.
Er nahm den Telefonhörer ab.
»Was machen Sie?«
»Ich rufe meine Sekretärin an, Margaret Wilson. Wie
lautet der Name

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