Das verlorene Gesicht
Geschichte ist irrwitzig.«
»Warum sträuben Sie sich dann mit Händen und Füßen? Was kann Ihnen schon passieren? Wenn an der Geschichte nichts dran ist, dann werden Sie am Ende die Taschen voll Geld haben und ich werde wie ein Trottel dastehen.« Er lächelte. »Die Aussicht auf beide Ergebnisse dürfte Ihnen doch großes Vergnügen bereiten.«
»Ich würde meine Zeit verschwenden.«
»Die Verschwendung wird fürstlich entlohnt.«
»Und wenn an der Geschichte etwas dran ist, wäre es nicht besonders klug von mir, mich an der Ausgrabung von –«
»Sie haben doch eben behauptet, es sei nichts dran an der Geschichte.«
»Anzunehmen, dass es sich um Kennedy handelt, ist wirklich absurd, aber es könnte Jimmy Hoffa sein oder irgendein Mafioso.«
»Wenn ich nicht eine Unsumme für ein Märchen hingeblättert habe.«
»Was Sie wahrscheinlich getan haben.«
»Dann kommen Sie mit mir und lassen Sie es uns gemeinsam rausfinden.« Er sah sie einen Moment lang schweigend an. »Es sei denn, Sie glauben, nicht unvoreingenommen arbeiten zu können. Ich will auf keinen Fall riskieren, dass sie mir Jimmy Hoffas Gesicht auf den Schädel modellieren.«
»Sie wissen verdammt genau, dass ich zu professionell arbeite, um mich zu so etwas hinreißen zu lassen. Versuchen Sie nicht, mich zu manipulieren, Logan.«
»Warum nicht? Darin bin ich gut. Wir tun alle, was wir am besten können. Sind Sie denn kein bisschen neugierig zu erfahren, ob Donnelli die Wahrheit gesagt hat?«
»Nein, das ist nichts als ein nutzloses Unterfangen.«
»Immerhin hat es jemanden so nervös gemacht, dass er versucht hat, Sie einzuschüchtern. Oder würden Sie lieber vergeben und vergessen, was mit Ihrem Labor passiert ist?«
Schon wieder versuchte er, sie zu manipulieren. Sie an den Stellen zu treffen, wo es wehtat. Sie wandte sich ab.
»Ich vergesse überhaupt nichts. Aber ich weiß nicht, ob ich –«
»Ich verdopple die Spende an den Adam Fund.«
Sie drehte sich langsam zu ihm um. »Verdammt, Sie bezahlen zu viel für zu wenig. Selbst wenn die Geschichte stimmt, das ist alles viel zu lange her. Was ist, wenn es die Leute nicht die Bohne interessiert, dass die Demokraten ein Riesenvertuschungsmanöver abgezogen haben?«
»Und wenn doch? Das Klima ist günstig. Die Leute haben es gründlich satt, sich von Politikern manipulieren zu lassen.«
»Was genau haben Sie vor, Logan?«
»Ich dachte, Sie hätten mich längst durchschaut. Für Sie bin ich doch ein ganz gewöhnlicher mieser Tycoon, der vor nichts zurückschreckt, wenn es darum geht, seinen Vorteil zu sichern.«
Sie hatte ihn alles andere als durchschaut und sie kaufte ihm nichts von dem ab, was er sagte.
»Werden Sie es sich überlegen?«
»Nein.«
»Doch, das werden Sie. Sie können nicht anders. Lassen Sie mich morgen früh wissen, wie Sie sich entschieden haben.«
»Und was ist, wenn ich nein sage?«
»Was glauben Sie, warum ich mir ein Grundstück gekauft habe, auf dem es einen Friedhof gibt?«
Sie erstarrte.
»War nur ein Scherz.« Er lächelte. »Ich werde Sie natürlich nach Hause schicken.«
Sie wollte zur Tür gehen.
»Und ich werde das Geld, das ich dem Adam Fund gespendet habe, nicht zurückverlangen. Selbst wenn Sie Ihren Teil der Abmachung nicht einhalten. Damit würde ich doch wesentlich ehrenhafter dastehen als Sie, stimmt’s?«
»Ich habe Ihnen gesagt, ich würde mich auf nichts Illegales einlassen.«
»Ich versuche nicht, Sie in irgendetwas hineinzuziehen, was wirklich illegal wäre. Kein Überfall auf den Arlington Cemetery und kein Ausbuddeln von Leichen. Nur ein kurzer Ausflug auf ein Maisfeld in Maryland.«
»Der wahrscheinlich immer noch illegal ist.«
»Aber wenn ich richtig liege, wird unsere winzige Gesetzesübertretung am Ende wie die sprichwörtliche Rose duften.« Er hob die Schultern. »Lassen Sie es sich durch den Kopf gehen. Schlafen Sie drüber. Sie sind eine vernünftige Frau und ich denke, Sie werden mir zustimmen, dass ich nicht versuche, Sie zu etwas zu bewegen, das gegen Ihre ethischen Grundsätze verstößt.«
»Falls Sie mir die Wahrheit sagen.«
Er nickte. »Falls ich Ihnen die Wahrheit sage. Ich werde nicht versuchen, Sie davon zu überzeugen. Es hätte sowieso keinen Zweck. Das müssen Sie mit sich selbst ausmachen.«
Er öffnete die oberste Schreibtischschublade und nahm ein in Leder gebundenes Adressbuch heraus. »Gute Nacht. Teilen Sie mir Ihre Entscheidung mit, sobald Sie sie getroffen haben.«
Die Audienz war offenbar beendet. Kein Überredungsversuch.
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