Das verlorene Ich
das seinem Partner Vorteile bringen und Wege zur Macht eröffnen würde, die mit keinem Reichtum dieser Welt zu erkaufen wären.
Als Giordan Vautier jenem Hector Landers dann zum ersten Mal gegenübersaß, hatte er es fast bereut, diesem Treffen zugestimmt zu haben.
Nicht weil er annahm, Landers hätte leere Versprechungen gemacht. Ganz im Gegenteil - etwas an der bloßen Präsenz dieses Mannes (über den er im Vorfeld nichts hatte in Erfahrung bringen können, was seine Neugier auf ihn zusätzlich geweckt hatte) verriet mit solcher Deutlichkeit, als wäre es ihm auf die Stirn geschrieben, daß er Macht besaß. Eine Art von Macht, die ganz anders war als Vautiers eigene - eine Macht, von der er plötzlich nicht mehr sicher war, ob sie ihn interessieren durfte .
Hector Landers war ohne Umschweife auf den Punkt gekommen.
»Ich weiß, wer sie sind«, hatte er Vautier auf den Kopf zugesagt.
»So, wer denn?«
»In anderen Ländern würde man sie vielleicht einen Paten nennen.«
»Zuviel der Ehre«, hatte Vautier, leicht verunsichert, entgegnet. »Ich bin jemand, dem das Wohl seiner Stadt am Herzen liegt und der bereit ist, vieles zu tun, um dieses Wohl noch zu steigern.«
»Eine interessante Ansicht.« Landers hatte gelächelt.
»Wenn Sie mir im Gegenzug erklären würden, mit wem ich das Vergnügen habe?« hatte Vautier gebeten.
»Jemand, dem das Wohl seines Volkes am Herzen liegt«, hatte Landers ungerührt lächelnd erwidert.
»Seines Volkes?« hatte Vautier gefragt. »Dürfte ich erfahren, welcher Nationalität Sie sind?«
»Ich bin ein Kosmopolit«, hatte Hector Landers geantwortet. »Im tiefsten Sinne der Bedeutung dieses Begriffs.« Und damit hatte er das Thema beendet. »Wie Sie wissen, bin ich gekommen, um Ihnen ein Geschäft vorzuschlagen«, war Landers auf den Punkt zurückgekommen.
»An guten Geschäften bin ich stets interessiert«, hatte Giordan Vautier gesagt.
»Ich biete Ihnen das beste aller Geschäfte.«
»Und das wäre?«
»Ich weiß, womit man sich in den Kellern dieses Hauses befaßt.«
Landers hatte mit dem Finger zum Boden des Raums gedeutet und meinte damit die unzugänglichen Bereiche tief unterhalb des damals erst kürzlich fertiggestellten Gebäudes.
Vautier hatte Mühe gehabt, seine Überraschung zu verbergen. Daß es ihm nicht gelang, hatte ihm Landers flüchtiges Lächeln bewiesen.
»So, meinen Sie? Wenn Sie so freundlich wären, mich darüber aufzuklären, was in meinem Haus geschieht?«
Landers' Lächeln war hart geworden. »Vautier, ich bitte Sie - ersparen Sie uns diese erbärmlichen Spielchen. Ich weiß Bescheid, nehmen Sie das einfach hin, ja?«
»Nun gut, nehmen wir an, ich wüßte, wovon Sie sprechen, Monsieur Landers«, hatte er gesagt. »Was hätte das mit unserem möglichen Geschäft zu tun?«
»Ich könnte Ihrer Forschung dort unten -«, wieder wies Landers abwärts, »- nicht nur auf die Sprünge helfen, sondern ihr ganz neue Wege ebnen.«
»Ach ja? Womit denn?«
Landers griff unter sein Jackett, und Vautiers Hand zuckte vor, be-rührte einen verborgenen Knopf in der Lehne seines Sessels, dessen Aktivierung ein halbes Heer von Sicherheitsleuten alarmiert hätte.
»Nicht so nervös, mein Bester«, hatte Landers ihn beruhigt und die Hand wieder hervorgezogen, um Vautier etwas zuzuwerfen.
Wie im Reflex hatte der danach gegriffen und das kleine, unscheinbare Fläschchen betrachtet. Es enthielt eine dunkle, etwas zähe Flüssigkeit, doch keine Aufschrift verriet, worum es sich dabei handelte.
»Schön«, sagte er deshalb nur. »Und was soll ich damit?«
»Lassen Sie es von Ihren Laborratten dort unten untersuchen. Sie werden nicht feststellen können, was es ist, aber sie dürften es für so interessant halten, daß sie damit experimentieren wollen«, hatte Landers angekündigt. »Und glauben Sie mir - Sie wären der einzige Mensch auf der Welt, der seinen Nutzen daraus ziehen dürfte.«
»Was für ein Nutzen sollte das sein?«
»Macht - wie Sie sie sich nicht vorstellen können.«
»Nun, wenn Sie angeblich so gut über mich Bescheid wissen, dann müßten Sie auch wissen, daß ich mir sehr viel Macht vorstellen kann.« Vautiers Worte hatten gleichgültig klingen sollen. Aber von dem Fläschchen - oder vielmehr seinem Inhalt - schien etwas auszugehen, daß ihn mehr als nur nervös machte. Seine Stimme zitterte leicht.
»Eben.«
Vautier hatte die kleine Flasche auf dem Schreibtisch abgestellt, und augenblicklich fühlte er sich etwas ruhiger.
»Nehmen
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