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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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machte ihn wütend. Seine Hand griff nach dem Kruzifix um seinen Hals, wie nach einem Talisman, um das Böse dieses Ortes abzuwehren.
    »Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes«, sagte er und bekreuzigte sich. Authié wartete ab, bis er wieder normal atmen konnte, und rief dann in seinem Büro an.
    »Haben Sie was für mich?«
    Während er zuhörte, breitete sich Befriedigung auf seinem Gesicht aus. »Im Hotel? Haben sie miteinander gesprochen?« Er lauschte auf die Antwort. »Gut. Dranbleiben und abwarten, was sie macht.«
    Er lächelte und beendete die Verbindung. Noch etwas, was in seinen Fragenkatalog für O'Donnell gehörte.
    Seine Sekretärin hatte erstaunlich wenig über Baillard herausgefunden. Er war in keinem Grundbuch eingetragen; hatte kein Auto, keinen Pass, kein Telefon, nichts, was irgendwie im System registriert worden wäre. Selbst seine numéro de sécurité sociale fehlte. Offiziell schien er gar nicht zu existieren. Er war ein Mann ohne Vergangenheit.
    Authié kam der Gedanke, dass Baillard ein Exmitglied der Nou blesso Véritable sein könnte. Sein Alter, seine Herkunft, sein Interesse an der Geschichte der Katharer und sein Wissen über Hieroglyphen rückten ihn in die Nähe der Labyrinth-Trilogie. Authié wusste, dass da eine Verbindung bestand. Es ging nur darum, sie zu finden. Er hätte die Höhle jetzt schon zerstört, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, wenn die Bücher schon in seinem Besitz gewesen waren. Er war Gottes Werkzeug, durch das eine viertausendjährige Häresie endlich vom Angesicht der Erde verschwinden würde. Erst wenn diese heidnischen Pergamente wieder in der Kammer waren, würde er handeln. Dann würde er alles und jeden dem Feuer übergeben.
    Der Gedanke, dass ihm nur zwei Tage blieben, um das Buch zu finden, spornte ihn wieder an. Seine grauen Augen brannten vor Überzeugung, als er erneut zu seinem Handy griff.
    »Morgen Vormittag«, sagte er. »Haltet sie bereit.«
     
    Audric Baillard hörte nur das Kl a cken von Jeannes braunen Schuhen auf dem grauen Linoleum, als sie schweigend durch das Krankenhaus in Foix gingen.
    Alles andere war weiß. Seine Kleidung, kreidefarben, die Uniformen der Sanitäter, ihre Schuhe mit den Gummisohlen, die Wände, die Karten, die Klemmbretter. Inspektor Noubel sah zerknittert und zerzaust aus und wirkte in der sterilen Umgebung fehl am Platze. Er machte den Eindruck, als hätte er seit Tagen nicht mehr die Kleidung gewechselt.
    Eine Krankenschwester schob ein Wägelchen den Gang hinunter auf sie zu, und die Räder quietschten unangenehm in die Stille hinein. Sie traten beiseite, um Platz zu machen, und die Schwester bedankte sich mit einem leichten Nicken.
    Baillard merkte, dass man Jeanne mit besonderer Rücksichtnahme behandelte. Das Mitgefühl war zweifellos echt, aber man machte sich auch Sorgen, ob sie den Schock verkraften würde. Er lächelte grimmig. Die jungen Leute vergaßen immer, dass Jeannes Generation mehr gesehen und erlebt hatte als sie. Krieg, Besatzung, Résistance. Sie hatten gekämpft und getötet und gesehen, wie ihre Freunde starben. Sie waren zäh. Es gab nichts, was sie noch in Erstaunen versetzen konnte, außer vielleicht die Unverwüstlichkeit des menschlichen Geistes.
    Noubel blieb vor einer großen weißen Tür stehen. Er stieß sie auf und ließ ihnen dann den Vortritt. Kühle Luft und der durchdringende Geruch von Desinfektionsmittel schlug ihnen entgegen. Baillard nahm den Hut ab und hielt ihn sich vor die Brust. Die Apparate schwiegen jetzt. In dem Raum stand ein einziges Bett, und die Gestalt darin war mit einem Laken bedeckt, das an den Seiten schief herabhing.
    »Sie haben alles Menschenmögliche getan«, murmelte Noubel.
    »Ist mein Enkel ermordet worden, Inspektor?«, fragte Jeanne.
    Es war das erste Mal, dass sie sprach, seit sie gleich nach ihrer Ankunft im Krankenhaus erfahren hatten, dass sie zu spät gekommen waren.
    Baillard sah, dass die Finger des Inspektors nervös zuckten.
    »Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, Madame Giraud, aber ...«
    »Ermitteln Sie in der Richtung, Inspektor, ja oder nein?«
    »Ja.«
    »Danke«, sagte sie in unverändertem Tonfall. »Das wollte ich nur wissen.«
    »Wenn Sie mich nicht mehr brauchen«, sagte Noubel und bewegte sich zur Tür, »lasse ich Sie jetzt allein, damit Sie Abschied nehmen können. Ich bin bei Madame Claudette im Zimmer für die Angehörigen, falls noch irgendwas sein sollte.«
    Der Tür schloss sich mit

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