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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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auf einem Blechdach.
    Ihr Gesichtsfeld wurde an den Rändern unscharf. Das Zimmer tanzte, war nicht mehr klar zu sehen. Alice blinzelte. Sie hörte den Eindringling über den Hotelflur davonlaufen. Hinterher. Schnell.
    Alice kam taumelnd wieder auf die Beine und nahm die Verfolgung auf. Sie rannte die Treppe hinunter in die Lobby, wo eine große italienische Reisegruppe ihr den Weg versperrte. Panisch suchte sie die überfüllte Lobby ab und sah so eben noch, wie der Mann durch den Seiteneingang verschwand.
    Sie drängte sich durch den Wald aus Menschen und Gepäck, stieg über Koffer und Reisetaschen und sprang endlich nach draußen. Der Flüchtige war schon fast am Ende der Einfahrt. Alice bot ihre letzten Kräfte auf und rannte ihm nach, aber er war zu schnell.
    Als sie die Hauptstraße erreichte, war von ihm nichts mehr zu sehen. Er war in dem Gewimmel der Touristen verschwunden, die von der Cité herunterkamen. Alice stützte die Hände auf die Knie und rang nach Atem. Dann richtete sie sich wieder auf und betastete ihren Hinterkopf, an dem sich bereits eine Beule bildete. Mit einem letzten Blick auf die Straße wandte Alice sich ab und ging zurück zur Rezeption. Unter Entschuldigungen schob sie sich an der Wartenden vorbei bis ganz nach vorn.
    »Pardon, mais vous l'avez vu?«
    Die junge Frau am Empfang wirkte entnervt. »Ich habe gleich Zeit für Sie, sobald ich mit dem Herrn hier fertig bin«, sagte sie. »So lange kann ich leider nicht warten«, sagte Alice. »Es war jemand in meinem Zimmer. Der ist hier vorbeigelaufen. Vor einer Minute.«
    »Bitte, Madame, wenn Sie nur noch einen Moment Geduld hätten ...«
    Alice hob die Stimme, sodass alle sie hören konnten. » Il y avait quelqu'un dans ma chambre. Un voleur.«
    Schlagartig wurde es ruhig in der überfüllten Lobby. Die junge Frau machte große Augen, rutschte von ihrem Hocker und verschwand. Sekunden später erschien der Besitzer des Hotels und dirigierte Alice aus der Haupthalle heraus.
    »Um was für ein Problem handelt es sich, Madame?«, fragte er leise.
    Alice erklärte es ihm.
    »Die Tür ist nicht aufgebrochen worden«, sagte er mit einem prüfenden Blick auf das Schloss, nachdem er sie hinaufbegleitet hatte.
    Während der Hotelbesitzer von der Tür aus zusah, kontrollierte Alice, ob irgendetwas fehlte. Zu ihrer Verwunderung war dem nicht so. Ihr Pass lag noch immer unten im Kleiderschrank, wenn auch nicht mehr an derselben Stelle. Das Gleiche galt für den Inhalt ihres Rucksacks. Nichts fehlte, aber alles war irgendwie am falschen Platz. Was als Beweis für einen Einbruch wenig zählte.
    Alice sah im Badezimmer nach. Und da endlich wurde sie fündig. »Monsieur, s'il vous plaît«, rief sie und zeigte auf das Waschbecken. »Regardez.«
    Es roch stark nach Lavendel, denn die parfümierte Seife war in Stücke gebrochen worden. Auch ihre Zahnpastatube war aufgeschnitten und der Inhalt komplett herausgequetscht worden. »Voilà. Comme je vous ai dit.« Wie ich's Ihnen gesagt habe.
    Er blickte besorgt, aber skeptisch drein. Ob Madame wünschte, dass er die Polizei rief? Er würde die anderen Gäste fragen, ob ihnen irgendetwas aufgefallen war, selbstverständlich, aber da anscheinend nichts fehlte ... ? Er sprach den Satz nicht zu Ende. Plötzlich traf sie die Erkenntnis wie ein Schock. Das war kein wahlloser Einbruch. Jemand hatte etwas ganz Bestimmtes gesucht, etwas, das man bei ihr vermutete.
    Wer wusste alles, dass sie hier war? Noubel, Paul Authié, Karen Fleury und ihre Mitarbeiter, Shelagh. Sonst niemand, soweit sie wusste.
    »Nein«, sagte sie rasch. »Keine Polizei. Es ist ja nichts weggekommen. Aber ich will ein anderes Zimmer haben.« Er wandte ein, das Hotel sei voll, lenkte aber ein, als er den Ausdruck auf ihrem Gesicht sah.
    »Ich will sehen, was ich tun kann.«
    Zwanzig Minuten später war Alice in einen anderen Teil des Hotels umquartiert worden.
    Sie war nervös. Zum zweiten oder dritten Mal vergewisserte sie sich, dass Tür und Fenster verschlossen waren. Sie setzte sich aufs Bett, umgeben von ihren Sachen, und überlegte, was sie tun sollte. Sie stand auf, ging in dem kleinen Zimmer auf und ab, setzte sich wieder, stand erneut auf. Sie war noch immer unsicher, ob sie nicht doch in ein anderes Hotel umziehen sollte. Was, wenn er heute Nacht zurückkommt?
    Ein Klingeln ertönte. Alice zuckte zusammen, doch dann merkte sie, dass es nur ihr Handy war, das in ihrer Jackentasche steckte. »Allo, oui?«
    Es war eine Wohltat, Stephens

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