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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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habt Ihr meine Frage nicht beantwortet.« Sie war selbst erstaunt, wie ruhig sie klang. »Seid Ihr auch eine Hüterin? Ist das Buch, das mein Vater sucht, in Eurem Gewahrsam?«
    Einen Moment lang schienen ihre Worte zwischen ihnen in der Luft zu schweben, niemandem zugehörig. Dann lachte Simeon zu Alaïs ' Überraschung leise auf.
    »Was hat Euer Vater Euch über die Noublesso erzählt?«, fragte er mit einem Funkeln in den dunklen Augen.
    »Dass es immer fünf Hüter gab, die geschworen hatten, die Bücher der Labyrinth-Trilogie zu schützen«, sagte sie kühn. »Hat er auch erklärt, warum gerade fünf?«
    Alaïs schüttelte den Kopf.
    »Der Navigataire, der Oberste, soll stets von vier Eingeweihten unterstützt werden. Gemeinsam repräsentieren sie die fünf Enden des menschlichen Körpers und die Macht der Zahl fünf. Jeder Hüter wird aufgrund seiner Tapferkeit, Entschlossenheit und Treue ausgewählt. Christen, Sarazenen, Juden, entscheidend ist unsere Seele, nicht das Blut oder die Geburt oder die Rasse. Darin spiegelt sich außerdem die Art des Geheimnisses wieder, das zu schützen wir geschworen haben und das zu jedem und keinem Glauben gehört.« Er lächelte. »Die Noublesso de los Seres besteht seit über zweitausend Jahren - wenn auch nicht immer unter diesem Namen und bis heute ist es ihre Aufgabe, das Geheimnis zu wahren und zu beschützen. Manchmal haben wir versteckt gelebt, zu anderen Zeiten sind wir ganz offen aufgetreten.«
    Alaïs wandte sich an Esclarmonde. »Mein Vater will nicht akzeptieren, dass Ihr eine Hüterin seid. Er kann es einfach nicht glauben.«
    »Es läuft seinen Erwartungen zuwider.«
    »Das war bei Bertrand schon immer so«, schmunzelte Simeon. »Er konnte ja auch nicht davon ausgehen, dass einer der Hüter eine Frau ist«, versuchte Alaïs ihren Vater zu verteidigen.
    »In früheren Zeiten war das weniger ungewöhnlich«, sagte Simeon. »Ägypten, Assyrien, Rom, Babylon, diese alten Kulturen, von denen Ihr bestimmt schon gehört habt, achteten die Frau höher, als wir das heute tun, in diesen finsteren Zeiten.«
    Alaïs dachte kurz nach. »Meint Ihr, Harif hat Recht mit seiner Annahme, dass die Bücher in den Bergen sicherer aufgehoben sind?«, fragte sie.
    Simeon hob beide Hände. »Wir sollten uns nicht anmaßen, das, was sein wird oder nicht sein wird, Vorhersagen zu können. Unsere Aufgabe ist es, die Bücher einfach nur zu behüten und vor Schaden zu schützen. Dafür zu sorgen, dass sie bereit sind, wenn sie gebraucht werden.«
    »Und deshalb hat Harif Euren Vater ausgewählt, die Bücher wegzubringen, und nicht einen von uns«, schaltete Esclarmonde sich ein. »Seine Position macht ihn zum geeigneteren envoi. Er kann Männer und Pferde aufbieten, er kann ungehinderter reisen als wir.«
    Alaïs zögerte, wollte ihrem Vater nicht in den Rücken fallen. »Er möchte den Vicomte nicht allein lassen. Er ist hin- und hergerissen zwischen seinen alten und seinen neuen Pflichten.«
    »Derlei Widersprüche kennen wir alle«, sagte Simeon. »Wir alle haben schon schwere Entscheidungen treffen müssen, welcher Weg der beste sei. Bertrand kann von Glück sagen, dass er so lange Zeit hier leben konnte, ohne diese Entscheidung fällen zu müssen.« Er nahm ihre Hände in seine. »Bertrand darf nicht warten. Alaïs . Ihr müsst ihn darin bestärken, seine Aufgabe zu erfüllen. Dass Carcassona noch nie eingenommen wurde, bedeutet nicht, dass es nicht eingenommen werden kann.«
    Alaïs spürte die Augen von beiden auf sich. Sie stand auf und ging hinüber zur Feuerstelle. Ihr Herz raste, als ein Gedanke in ihr Gestalt annahm.
    »Darf ein anderer an seiner statt handeln?«, fragte sie mit ruhiger Stimme.
    Esclarmonde verstand sofort. »Ich glaube nicht, dass Euer Vater das erlauben würde. Ihr seid ihm zu teuer.«
    Alaïs drehte sich um und blickte sie beide an. »Vor seinem Aufbruch nach Montpelhier war er der Meinung, dass ich der Aufgabe gewachsen bin. Im Grunde hat er mir die Erlaubnis schon gegeben.«
    Simeon nickte. »Das stimmt, aber die Situation verändert sich täglich. }e näher die Franzosen dem Gebiet von Vicomte Trenca vel kommen, desto gefährlicher wird die Lage auf den Straßen, Tag für Tag, das habe ich selbst beobachtet. Es wird nicht mehr lange dauern, dann ist es zu riskant, überhaupt noch zu reisen.« Alaïs blieb hartnäckig. »Aber ich müsste ja in die entgegengesetzte Richtung«, wandte sie ein und blickte von einem zum anderen. »Und Ihr habt meine Frage nicht

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