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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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sozialen Zeichen, die einer Gesellschaft gestohlen wurden, um beim Aufbau einer anderen zu helfen. Zum Beispiel der Tag, an dem die Christen die Geburt des Jesus von Nazareth feiern, der fünfundzwanzigste Dezember, ist in Wahrheit das Fest des Sol Invictus sowie das der Wintersonnenwende. Das christliche Kreuz ist in Wahrheit ein altes ägyptisches Symbol, das Anch, das von Kaiser Konstantin übernommen und modifiziert wurde. In hoc signo vinces - in diesem Zeichen wirst du siegen -, Worte, die er angeblich vernahm, als er ein Kreuzsymbol am Himmel erblickte. Und vor nicht allzu langer Zeit haben die Nationalsozialisten das Hakenkreuz als Symbol für ihre Bewegung missbraucht. Dabei ist es ursprünglich das hinduistische Symbol der Wiedergeburt.«
    »Das Labyrinth«, sagte sie, als hätte sie plötzlich verstanden. »L'antica simbol del Miegjorn.« Das alte Symbol des Midi. Jeanne schwieg nachdenklich, die Hände im Schoß gefaltet, die Füße verschränkt. »Und was geschieht jetzt?«, fragte sie schließlich.
    »Nach der Entdeckung der Höhle ist es nur noch eine Frage der Zeit, Jeanne«, sagte er. »Ich bin nicht der Einzige, der das weiß.« »Aber während des Krieges habe n schon die Nazis in den Sabar thes-Bergen Ausgrabungen gemacht«, sagte sie. »Ihre Gralssucher wussten von den Gerüchten, dass der Katharerschatz irgendwo in den Bergen vergraben sein sollte. Jahrelang haben sie jede Stätte von möglichem esoterischem Interesse untersucht. Wenn die Höhle so bedeutsam ist, wieso wurde sie dann nicht schon vor sechzig Jahren entdeckt?«
    »Weil wir dafür gesorgt haben.«
    »Du warst da?«, fragte sie mit vor Verblüffung scharfer Stimme. Baillard lächelte. »Es gibt Konflikte innerhalb der Noublesso Véritable«, erklärte er, ohne ihre Frage zu beantworten. »Der Kopf der Organisation ist eine Frau namens Marie-Cécile de l'Oradore. Sie glaubt an den Gral und möchte ihn besitzen. Sie glaubt an die Gralssuche.« Er zögerte kurz. »Es gibt jedoch noch jemanden in der Organisation, dessen Motive anders gelagert sind.« Sein Gesicht wurde ernst.
    »Du musst mit Inspektor Noubel sprechen«, sagte Jeanne beschwörend.
    »Aber was ist, wenn er auch für sie arbeitet, was durchaus sein könnte? Das Risiko ist zu groß.«
    Ein schriller Signalton gellte durch den ruhigen Bahnhof. Beide sahen sie zu dem Zug hinüber, der mit quietschenden Bremsen einfuhr. Das Gespräch war beendet.
    »Es gefällt mir nicht, dich jetzt hier allein zu lassen, Audric.« »Ich weiß«, sagte er und nahm ihre Hand, um ihr beim Einsteigen zu helfen. »Aber so soll es nun einmal enden.«
    »Enden?«
    Sie öffnete das Zugfenster und streckte den Arm aus, um seine Hand zu nehmen. »Bitte pass auf dich auf. Setz nicht zu viel aufs Spiel.«
    Auf dem gesamten Bahnsteig wurden schwere Türen zugeworfen, und der Zug fuhr ab, zuerst langsam, dann immer schneller, bis er schließlich in den Falten der Berge verschwand.

Kapitel 53
Ariege
     
    S helagh spürte, dass jemand im Raum war.
    Sie versuchte den Kopf zu heben. Ihr war schlecht. Ihr Mund war trocken, und in ihrem Kopf pochte es dumpf, wie das monotone Brummen einer Klimaanlage. Sie konnte sich nicht bewegen. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie begriffen hatte, dass sie jetzt auf einem Stuhl saß, die Arme fest auf den Rücken gebunden und die Fußknöchel an die Holzbeine geschnallt. Jemand bewegte sich, denn die nackten Fußbodenbretter knarrten.
    »Wer ist da?«
    Ihre Handflächen waren klebrig vor Angst. Schweiß rann ihr über den Rücken. Shelagh zwang die Augen auf, konnte aber noch immer nichts sehen. Sie geriet in Panik, warf den Kopf hin und her, blinzelte, versuchte das Licht zurückzuholen, bis sie merkte, dass man ihr wieder die Kapuze übergezogen hatte. Sie roch nach Erde und Schimmel.
    War sie noch in dem Bauernhaus? Sie erinnerte sich an die Nadel, die Überraschung der raschen Spritze. Derselbe Mann, der ihr etwas zu essen gebracht hatte. Bestimmt würde bald jemand kommen und sie befreien. Oder?
    »Wer ist da?« Es kam keine Antwort, obwohl sie jemanden in der Nähe spürte. Der widerwärtige Geruch von Aftershave und Zigaretten lag in der Luft. »Was wollen Sie?«
    Die Tür öffnete sich. Schritte. Shelagh spürte, wie sich die Atmosphäre veränderte. Ihr Selbsterhaltungsinstinkt übernahm die Führung, und einen Moment lang versuchte sie verzweifelt, sich zu befreien. Doch der Strick zog sich nur noch fester zu und verstärkte schmerzhaft den Druck auf ihren

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