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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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die Scheune hinein, als die Männer hereingestürmt kamen. Im orange glühenden Schein des Feuers, das im Hof brannte, sah er ihre glasigen und unmenschlichen Augen. Er zählte zehn, jeder mit einem Schwert.
    Sein Blick glitt zu dem Anführer, der hinter ihnen hereinkam. Ein großer Mann mit einem blassen, dünnen Gesicht und aus druckslosen Augen, so ruhig und beherrscht, wie seine Männer heißblütig und undiszipliniert waren. Er hatte die Aura einer grausamen Autorität, ein Mann, der es gewohnt war, dass man ihm gehorchte.
    Auf seinen Befehl hin wurden die Flüchtigen aus ihrem Versteck gezerrt. Er hob den Arm und stieß sein Schwert in die Brust des parfait. Ihre Blicke trafen sich. Die harten grauen Augen des Franzosen waren starr vor Verachtung. Er hob ein zweites Mal den Arm und schlug sein Schwert von oben in den Schädel des alten Mannes, Blut und graue Gehirnmasse spritzten ins Stroh.
    Nach der Ermordung des Priesters brach Panik aus. Die anderen wollten weglaufen, doch schon jetzt war der Boden glitschig von Blut. Ein Soldat packte eine junge Frau bei den Haaren und rammte ihr sein Schwert in den Rücken. Ihr Vater versuchte ihn wegzuziehen, doch der Soldat fuhr herum und stieß ihm die Klinge in den Bauch. Der Mann riss weit die Augen auf, als der Soldat die Waffe einmal drehte, dann stieß er den aufgespießten Körper mit dem Fuß von seinem Schwert.
    Der jüngste Soldat wandte sich ab und kotzte ins Stroh.
    Binnen Minuten waren alle Männer unter den credentes tot, ihre Leichen lagen verstreut in der Scheune. Der Hauptmann befahl seinen Männern, die älteren Frauen nach draußen zu schaffen. Das Mädchen behielt er zurück, den sich übergebenden Jungen auch. Der musste abgehärtet werden.
    Das Mädchen wich vor ihm zurück, in den Augen blanke Angst. Er lächelte. Er hatte keine Eile, und sie konnte nirgendwohin fliehen. Er ging um sie herum wie ein Wolf, der seine Beute beäugt, und dann schlug er ohne Vorwarnung zu. Mit einer einzigen Bewegung packte er sie an der Kehle, schmetterte ihren Kopf rückwärts gegen die Wand und riss ihr das Kleid auf. Sie schrie jetzt laut, schlug und trat wild um sich. Er rammte ihr seine Faust ins Gesicht, genoss das Gefühl von splitterndem Knochen. Ihre Beine knickten ein. Sie sank auf die Knie, hinterließ eine Blutspur auf dem Holz. Er bückte sich und riss ihr das Untergewand vom Körper, zerteilte den Stoff von oben bis unten mit einem einzigen Ruck. Sie wimmerte, als er ihren Rock bis zur Hüfte hochschob.
    »Sie dürfen sich nicht fortpflanzen und noch mehr von ihresgleichen in die Welt setzen«, sagte er mit kalter Stimme, als er sein Messer aus der Scheide zog.
    Er hatte nicht die Absicht, sein Fleisch zu verunreinigen, indem er die Häretikerin berührte. Er packte die Waffe und senkte die Klinge tief in den Bauch des Mädchens. Mit all dem Hass, den er für Menschen ihres Schlages empfand, stieß er immer und immer wieder zu, bis ihr Körper reglos vor ihm lag. Als letzten Akt der Entweihung rollte er sie auf den Bauch und schnitt mit zwei Schwüngen das Zeichen des Kreuzes tief in ihren nackten Rücken. Blutperlen quollen wie Rubine aus ihrer weißen Haut. »Das müsste als Warnung für alle anderen, die hier vorbeikommen, genügen«, sagte er ruhig. »Und jetzt schaff es weg.«
    Er wischte die Klinge an dem zerfetzten Gewand ab und richtete sich auf.
    Der Junge schluchzte. Seine Kleidung war mit Erbrochenem und Blut besudelt. Er versuchte den Befehl seines Hauptmanns zu befolgen, doch er war zu langsam.
    Der Mann packte den Jungen an der Kehle. »Ich habe gesagt, schaff es weg. Schnell. Wenn du nicht willst, dass es dir wie denen ergeht.« Er trat den Jungen ins Kreuz und hinterließ einen Fußabdruck aus Blut, Staub und Dreck auf dessen Tunika. Einen Soldaten mit schwachem Magen konnte er nicht gebrauchen.
    Der rasch errichtete Scheiterhaufen mitten auf dem Hof brannte lichterloh, denn der warme Abendwind, der vom Mittelmeer heraufwehte, fachte das Feuer weiter an.
    Die Soldaten standen ein Stück entfernt, die Hände zum Schutz gegen die Hitze vor die Gesichter gehoben. Ihre Pferde, die am Tor angebunden waren, stampften aufgeregt mit den Hufen. Der Geruch des Todes drang in ihre Nüstern und machte ihnen Angst.
    Die Frauen waren entkleidet worden und knieten jetzt vor ihren Peinigern, die Füße gefesselt und die Hände fest auf den Rücken gebunden. Ihre Gesichter, Brüste und Schultern zeigten Spuren der rohen Behandlung, aber sie waren still.

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