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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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verursacht weniger Schaden in der Infrastruktur. Je mehr Artilleriefeuer, Bomben und Raketen wir benutzen, umso sicherer stehen wir da, aber es bleibt dann immer weniger von der Stadt übrig. Wenn man diese Logik bis zum Ende treibt, dann können wir auch gleich den Krieg der Sterne proben und von ganz oben eine Atombombe draufschmeißen.«
    »Krieg der Sterne?«, fragte Kipper verwirrt.
    Jed grinste breit, wenn auch müde. »Entschuldigung, das ist mir so rausgerutscht.«
    Kipper nickte nachdenklich und schwieg eine Weile. Er fragte sich, wie viel von New York wirklich übrig bleiben musste. Wie viel brauchte er? Manhattan natürlich, das war klar, und den Hafen. Aber brauchte er den Rest? Selbst wenn es zu einem Einwandererstrom kommen sollte, wegen der Flüchtlinge aus dem indisch-pakistanischen Krieg und mit den Tausenden von Europäern, die jeden Monat ihren Kontinent verließen, würde es Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, bevor sie die Infrastruktur dieser einen Stadt komplett in Besitz nehmen konnten. Bis dahin würde der Zahn der Zeit ohnehin einen kompletten Wiederaufbau erfordern.
    Darüber dachte er nach, während der C-40-Clipper mit seiner Eskorte seinem Ziel entgegenflog. Die Eskorte bestand aus F-16-Jets, die von den Piloten Vipern genannt wurden. Weit im Norden leuchtete der Mond über einer ausgedehnten Wasserfläche, sein Licht wurde abgedämpft von dünnen Schleierwolken. Kipper fragte sich, ob das wohl schon die südlichen Ausläufer der Großen Seen waren.
    »Sagen Sie mal, Jed«, fragte er leise. »Hat unser Militär nicht mal diese Neutronenbomben entwickelt? Sie wissen schon, die zwar Menschen töten, aber die Stadt stehen lassen.«
    Er sah, wie Culvers Gesicht ein wenig blasser wurde.

    »Das weiß ich nicht, Sir. Ich könnte natürlich mal nachfragen.«
    »Tun Sie das«, sagte der Präsident.
     
    Die Eskorte füllte ihre Tanks ein weiteres Mal irgendwo über Illinois, bevor sie Kurs auf Kansas City nahmen. Das letzte Licht des Tages war hinter dem Horizont versunken, als Corporal Peckham, der jüngere der beiden Brüder, neben Kipper trat und sich zu ihm beugte. Die Stadt sei jetzt in Sicht, erklärte er flüsternd.
    »Danke, mein Junge«, sagte er und löste seinen Sitzgurt. Vorsichtig schob er sich an Jed Culver vorbei, der unter einem Berg von Papieren eingeschlafen war. Alle an Bord waren müde, kaputt und ausgelaugt, nach den Adrenalinstößen, die sie in New York erlitten hatten. Trotzdem hatte Kipper gebeten, ihn sofort zu informieren, wenn Kansas City in Sicht kam. Nach dem Überfliegen des leeren, verbrannten Ödlands wollte er den Anblick einer lebendigen Metropole mit ihren vielen Lichtern genießen, wenn sie näher kamen.
    Kansas City war nicht nur eine einzige Stadt, sondern eine ganze Ansammlung davon. Die meisten Menschen verwechselten die Stadt mit dem Staat Kansas, auch jetzt noch, in der Zeit nach der Energiewelle. Trotzdem lag der größte Teil der Stadt auf der östlichen Seite der Grenze von Missouri und Kansas, auf beiden Seiten der gleichnamigen Flüsse. Der wiederbelebte Schiffsverkehr auf den Wasserwegen war ein wichtiger Schlüssel zur Ankurbelung der Landwirtschaft im Mittelwesten. Dank des Schienennetzes, das sich durch den Industriebezirk der West Bottoms und die nördlichen Stadtteile schlängelte, war diese funktionstüchtige Region einer der besten Orte an der Siedlungsgrenze im Osten.
    Kipper betrat die Pilotenkanzel und befahl der Crew weiterzumachen, als die Männer Haltung annahmen.

    »Guten Abend, Mr. President. Wollen Sie die schöne Aussicht genießen?«, fragte Colonel Terri Lowry, der Pilot, und deutete nach vorn zu den Lichtern am Horizont. »Die Skyline liegt jetzt auf ein Uhr. Wir folgen zurzeit dem Highway Nummer 169 und nähern uns dem Charles-B.-Wheeler-Flughafen. Wenn Sie genau hinsehen, erkennen Sie, dass die Straßenlaternen leuchten und ein leichter Verkehr auf den Straßen fließt.«
    »Vielen Dank«, sagte Kipper. Tatsächlich hatte er dort unten einen Konvoi von Fahrzeugen bemerkt, der sich über den Highway auf die Skyline der Großstadt zubewegte. Die meisten der dort stehenden Wolkenkratzer waren allerdings noch dunkel. Die Zugmaschinen transportierten größtenteils Tieflader, in denen sich das Korn der letzten Ernte befand. Aus dieser Höhe konnte man die Lichter des Gerichtsgebäudes und des Rathauses erkennen, in dem sich auch die Restaurierungsbehörde des Mittelwestens befand.
    »Können wir eine kleine Runde drehen?«,

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