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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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Umgebung ausgebreitet und trotz der heftigen Schneestürme im März 2003 Hunderte von Quadratkilometern Land verwüstet. Er sah die Stümpfe aus Beton und die Reste von Stahlkonstruktionen, die einst Wolkenkratzer gewesen waren, und die zerstörten Autobahnen unter sich. In Seattle, im Büro von Barney Tench, gab es eine Landkarte der Vereinigten Staaten, auf der derartige Gebiete eingezeichnet waren. Sie wurden Tote Zonen genannt. Aber jetzt konnte Kipper Pflanzen und Bäume erkennen, die sich Terrain zurückeroberten, wo früher Menschen die Oberhand gehabt hatten.
    Er wusste, dass sich die Natur in einigen der flachen Gegenden von Ohio besonders heftig ausbreitete. Die genau abgesteckten weiten Äcker Tausender von Farmen waren zu wild wuchernden Brachflächen verkommen, und auch das weit verzweigte Straßennetz verschwand rasch unter dem Zugriff von Mutter Natur, die alle Spuren menschlicher Besiedlung in Windeseile unter sich begrub. Die größeren der verlassenen Höfe und die unzerstörten Siedlungen waren noch immer deutlich zu erkennen, aber sie lagen leblos da, und er fragte sich, was er tun konnte, um diese verlassenen Gegenden zurückzuerobern, bevor sie gänzlich überwuchert waren.
    »Glauben Sie, es war ein Fehler, den Diplomaten zu erlauben, nach Texas zu gehen?«, fragte er Culver, während er durch das Fenster auf den dünnen goldenen Streifen starrte, der sich am westlichen Horizont erstreckte.
    Jed Culver schien leicht verwirrt angesichts der überraschenden Frage, machte dann aber eine abwehrende Handbewegung, um Kippers Selbstzweifel beiseitezuschieben.
    »Es war ein amtliches Ersuchen, Mr. President. Fort Hood ist unser zweitgrößtes Siedlungsgebiet und Texas unser größtes Land in der vom Effekt betroffenen Zone, jedenfalls
was die Bevölkerung betrifft. Wir haben ziemlich viele Siedler da unten. Und diese ausländischen Vertretungen sind ja keine Botschaften, nur kleine Büros mit einer Handvoll Honorarkonsuln …«
    Kipper unterbrach ihn freundlich.
    »Jetzt reden Sie mir aber nach dem Mund, Jed. Sie waren strikt dagegen, diese Leute zu akkreditieren. Sie haben gesagt, es sei ein schwerer Fehler. Wieso sollte das jetzt anders sein?«
    Culver warf ihm einen abschätzigen Blick zu, den Kipper schon oft hatte aushalten müssen. So schaute er ihn immer an, bevor er etwas Grundsätzliches vom Stapel ließ.
    »Der Unterschied ist einfach der, dass sie jetzt eben da sind, Sir. Wenn wir ihnen jetzt die Akkreditierung entziehen, könnte es passieren, dass ihre Regierungen es ignorieren und ihre Büros trotzdem dort belassen. Wir würden nur unsere eigene Schwäche deutlich machen. Für den Augenblick ist es besser, wir lassen es so, wie es ist, und befassen uns erst wieder mit ihnen, wenn wir den verrückten Blackstone erledigt haben.«
    Ein Staff Sergeant der Air Force, der die Aufgabe des Stewards übernommen hatte, trat mit einem Tablett zu ihnen und servierte Sandwiches und dazu zwei Becher Kakao.
    »Danke, mein Junge«, sagte Culver und nahm sich zwei dicke Brote mit Corned Beef. Die Nahrungsmittelknappheit, die sich bei Kipper positiv auf die Linie ausgewirkt hatte, schien Culver nicht im Geringsten zu beeinträchtigen. Er hatte noch immer das Doppelkinn eines Mannes, der regelmäßig an abendlichen Gelagen und üppigen Geschäftsessen teilnahm. Kipper nahm ein Sandwich und sein Getränk und sprach mit vollem Mund weiter.
    »Ich glaube nicht, dass Blackstone wirklich verrückt ist«, sagte er. »Nicht so, wie das allgemein behauptet wird.
Ich glaube, diese ganze Mad-Jack-Show ist nur Berechnung. Es soll von seinen eigentlichen Intentionen ablenken.«
    »Und welche Intentionen könnten das sein, Mr. President?«
    Kipper nahm einen Schluck von seinem Kakao, bevor er antwortete.
    »Ich glaube, er ist ein ziemlich altmodischer Bursche, Jed. Er glaubt, er könnte das Land wieder dahin zurückbringen, wo seine Ursprünge liegen. Einiges davon ist ja durchaus gut, wissen Sie. Zum Beispiel die Achtung vor den Institutionen und den staatlichen Autoritäten. Bürgerliches Pflichtgefühl. Der Glaube an die Zukunft. All das Zeug, das Kennedy gesagt hat, zum Beispiel, dass man nicht fragen soll, was das Land für dich tun soll, sondern was du für dein Land tun kannst. Das alles ist nicht sehr weit entfernt von dem, was wir seit den letzten Wahlen versucht haben …«
    »Aber?«, drängte Culver.
    »Aber er hat einiges durcheinandergebracht. Zum Beispiel, dass er unsere Siedler vertreibt. Wobei er das ja

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