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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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fragte er.
    »Wir können einmal um die Stadt herumfliegen, wenn Sie möchten, Mr. President«, sagte Lowry. »Wheeler Tower, hier Air Force One. Wir umkreisen die Stadt auf einem kurzen Rundflug, verstanden?«
    »Air Force One, hier Wheeler Tower. Alles klar. Rundflug möglich.«
    »Verstanden, Wheeler. Air Force One, Ende.« Das Flugzeug beschrieb einen Bogen Richtung Westen, überquerte die herrschaftlichen Häuser am westlichen Briar Cliff und die oberen Ausläufer des Missouri. Unter ihnen arbeiteten Bergungsmannschaften die ganze Nacht hindurch, um die Autofabrik von Fairfax zu restaurieren. Ein Blitzeinschlag zur Zeit der Energiewelle hatte die Öltanks in der Nähe getroffen und einen Feuersturm verursacht, der den Großteil der Anlage zerstörte, obwohl es heftig geregnet hatte. Kipper erinnerte sich, dass die meisten noch brauchbaren
Anlagenteile nach Claycomo in die dortige Ford-Fabrik gebracht werden sollten, wo Fahrzeuge und Maschinen auseinandergebaut und systematisch nach noch brauchbaren Teilen durchsucht wurden, die dann inventarisiert und in den Kalksteinhöhlen der Umgebung gelagert wurden. Wenn genug Zeit gewesen wäre, hätte er gern mal eine Tour durch die Fabrik gemacht, aber im Moment gab es Wichtigeres zu tun.
    Zur Linken von Colonel Lowry waren die Wolkenkratzer von Kansas City zu sehen, um die sie sich nun herumbewegten. Der höchste von ihnen, das »One Kansas City Place«, hatte einen tiefen Schnitt in der Seite, wo sich am Tag des Effekts ein Privatflugzeug hineingebohrt hatte. Über die Gleise in den West Bottoms rumpelten Züge, und neben den Eisenbahnlinien erstreckten sich weite Einzäunungen, in denen verwilderte Rinderherden grasten. Diese Herden waren ein Segen für die notleidende Bevölkerung im Nordwesten, die eine schwere Zeit durchgemacht hatten, die in der Presse allgemein als »die Hungerperiode« bezeichnet wurde. In der Woche fuhren drei Züge zwischen Seattle und Kansas City hin und her und verbanden eine ganze Reihe von Außenposten miteinander, an denen Siedler sich bemühten, das Land wieder nutzbar zu machen.
    Der Pilot lenkte die Maschine in südöstliche Richtung, bevor er wieder Kurs nach Westen nahm und die inzwischen geräumte, aber noch immer leere Interstate-35 überflog. Das zerstörte Liberty Memorial lag in Teilen auf dem Hügel nördlich der Pershing Road verstreut. Er sah, wie Züge und Lichter sich durch die Union Station bewegten, ebenso wie im Crown Center, einer ehemaligen Shopping-Mall mit Hotelkomplex, in der sich jetzt Unterkünfte für durchreisende Siedler und Milizangehörige befanden. Das alles sah wirklich gut aus und hob wie immer seine Laune.

    »Air Force One, verstanden, Wheeler Tower«, sagte Colonel Lowry und ging auf nördlichen Kurs. »Mr. President, Sie sollten jetzt zu Ihrem Platz gehen, wir werden in Kürze landen.«
    Kipper nickte. »Danke für die kleine Runde, Colonel. Tut mir immer wieder gut, wenn ich sehe, wie es da unten vorangeht.«
    »Gern geschehen, Mr. President.«
    Als er zu seinem Platz kam, war Culver wach und ging seine Papiere durch. Einige heftete er ab, andere legte er vor sich auf den ausklappbaren Tisch, auf dem schon ein Glas Bourbon stand, das er irgendwoher organisiert hatte. Wenn er seine übliche Routine durchzog, würde er ab und zu einen Schluck trinken und seine Akten durcharbeiten, bis das Flugzeug gelandet war und die Passagiere sich abschnallen durften.
    »Ich muss Ihnen sicherlich nicht erklären, dass es ein Fehler war, Blackstone in den Ruhestand zu zwingen«, sagte Culver, ohne aufzusehen.
    Er hatte die Angewohnheit, einen Gesprächsfaden einige Stunden später wieder aufzunehmen, was ziemlich verwirrend war, bis man sich daran gewöhnt hatte. Kipper hatte keine Probleme damit, er kannte das schon von seiner Frau. Genau wie Culver hatte sie eine gespenstische Fähigkeit, sich an Details zu erinnern, und konnte ihm belastende Aussagen, zu denen er sich hatte hinreißen lassen, Wochen oder Monate später wieder vorhalten.
    Kipper zuckte mit den Schultern. »Ich konnte ihn nicht im Amt lassen, nicht nachdem das in Seattle passiert war.«
    Culver sah auf. »Wir hätten ihn ins Jenseits befördern sollen. Das haben die Römer immer gemacht. Wenn er jetzt als Vier-Sterne-General in Panama wäre, würde er nur für Roberto eine Gefahr darstellen. Das wäre eine echte Win-Win-Situation.«

    Darüber hatten sie schon oft gestritten, weshalb Kipper ohne viel nachzudenken etwas erwiderte. »Aber einige von

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