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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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Er ist überaus aggressiv, das grenzt fast schon an Irrsinn. Er kann seinen Mund nicht halten. Das ist ein Grund, weshalb er 2003 das Kommando in Fort Lewis hatte, weit entfernt von den wichtigen Angelegenheiten, zum Beispiel den Konflikten im Nahen Osten. Er übertreibt immer, vor allem wenn er eine militärische Operation leitet. Manchmal hat er damit Erfolg, dank einer Kombination aus Geschicklichkeit und Glück und weil seine Gegner Fehler machen. Aber manchmal …« Culver trank sein Glas aus und grinste böse.
    Kipper grinste zurück. »Manchmal bringen seine Fehler ihn zu Fall. So ist es bekanntlich in Seattle gewesen.«
    Culver nickte. »Ich merke schon, Sie haben einiges dazugelernt. Wir machen noch einen richtigen Präsidenten aus Ihnen.«

    Grelles Licht fiel nun durch die Fenster, als sie sich auf die Landebahn des Charles-B.-Wheeler-Flughafens hinabsenkten. Culver beugte sich vor und hob salutierend sein Glas.
    »Wenn Blackstone einen Fehler macht«, sagte er, »dann wird es garantiert ein großer Fehler sein. Meiner Meinung nach lässt er sich leicht zu einer dummen, impulsiven Handlung provozieren. Und auf so was verstehe ich mich ziemlich gut.«

21
    New York
    »Genau so muss man Piraten bekämpfen«, sagte Wilson.
    »So muss man jeden Feind bekämpfen«, kommentierte Milosz und schaute aus dem neunten Stock des Wohnhauses am Astor Place auf die vorbeiziehenden Regenschleier. Gelegentlich blies eine Windböe ihm ein paar Tropfen ins Gesicht, aber im Vergleich zu den armen Kerlen, die unten auf der Straße herumballern mussten, hatte er es gut getroffen. Er saß im Warmen und Trocknen und war relativ geschützt. Jedenfalls war es viel besser, als in eine Schlangengrube zu geraten, wie es ihnen auf Ellis Island passiert war.
    Er saß in einem bequemen Ledersessel, der auf einem breiten, ein Stück weit vom Fenster abgerückten Schreibtisch aus Eiche stand. Von seinem Platz aus hatte er einen guten Blick auf die Straße und war von draußen kaum zu erkennen. Wilson, der neben ihm in einem anderen Sessel saß, den sie auf den Esstisch gewuchtet hatten, suchte ihr Zielgebiet nach weiteren Feinden ab, während der polnische Kommandant dem Drang widerstand, sich eine weitere Winston aus seinem anwachsenden Vorrat von Beutestücken anzuzünden. Er nahm noch einen Schluck von seinem faden Instantkaffee und spähte weiter durchs Fenster. Seine Waffe, eine halbautomatische M-107, war schwerer als die Gewehre, die er gewohnt war. Er hatte es eingetauscht, weil es eine schwere, ernstzunehmende Waffe für schwere, ernstzunehmende Aufgaben war, und er wollte
alle Gefahren unterhalb eines T-90-Kampfpanzers ausschalten können. Mit Wilsons Hilfe hatte er das MG stabilisiert, indem er es auf ein zweckentfremdetes Holzregal montiert hatte, das sie ebenfalls auf den Schreibtisch gewuchtet hatten. Auf diese Weise hatte er einen soliden Feuerstand gebaut. Das ganze Gebilde sah so aus, als hätten zwei zu alt gewordene Jungs sich ein Fort im Wohnzimmer ihres reichen Onkels gebaut.
    Im Augenblick bewegte sich draußen überhaupt nichts. Er benutzte das Nachtsichtgerät auf seinem Gewehr und konnte die Wärmestrahlung der acht Männer erkennen, die er getötet hatte und die nun um den Brinks-Panzerwagen lagen, den sie benutzt hatten, um durch die Stadt zu fahren. Er hatte zwei panzerbrechende Geschosse auf den Motorblock abgefeuert, um den Wagen zu stoppen, und eine dritte Kugel durch den Schädel des Fahrers gejagt. Mit Wilsons Hilfe hatte er sich dann den Rest der Gruppe vorgenommen, bevor sie die Chance hatten, in Deckung zu gehen. Einer von ihnen, stellte er mit Interesse fest, trug ein Tuch, das er bei den Piraten gesehen hatte, die … was waren? Kommandanten? Kapitäne? Das klang viel zu formell. Aber was auch immer seine Funktion war, kurz nachdem er ihn erschossen hatte, hatte die Leiche des Mannes noch grellrot geleuchtet, jetzt hingegen schimmerten die toten Körper nur noch blass und geisterhaft im AN/PAS-Zielrohr. Und bald schon, wenn der kalte Regen die restliche Wärme aus den Körpern gesogen hatte, wäre der letzte Rest Leben aus ihnen verschwunden, jedenfalls aus seiner Perspektive. Die Leichen würden dort liegen bleiben, wo sie umgefallen waren, bis es sicher genug war, sie wegzuschaffen.
    Falls es hier irgendeine Gefahr gab, dann die, dass er in dieser bequemen Situation jeden Moment einschlafen konnte. Als er merkte, wie seine Lider zuklappten, entschied er sich für eine weitere Tafel Schokolade und

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