Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
Vom Netzwerk:
wirklich so viele sind, wie Sie sagen.«
    »Es waren mindestens zwei Dutzend, da bin ich sicher«, sagte Aronson.
    Miguel nickte zustimmend. »Blackstones Leute sind immer in größeren Gruppen unterwegs.«

    Aronson schaute von der Landkarte auf und runzelte die Stirn. »Sie bezeichnen diese Leute immer als die Männer von Gouverneur Blackstone, Miguel«, sagte er. »Aber es sind doch Banditen. Blackstone hat sie für illegal erklärt.«
    Miguel wischte den Einwand mit einer Handbewegung beiseite.
    »Sie handeln in seinem Sinne«, erklärte er. »Selbst wenn er sich gegen sie ausspricht. Ich habe mit anderen Siedlern darüber gesprochen. Viele von denen waren meiner Meinung. Das trifft auch auf die Banditos südlich des Rio Grande zu. Wissen Sie, warum sie sich nicht in diese Gegend trauen? Weil sie es bereits als Blackstone-Territorium ansehen.«
    Aronson sah jetzt aus wie ein Professor, der von einem besonders verstockten Studenten herausgefordert wird. Anscheinend hätte er gern widersprochen. Aber Willem D’Age hatte keine Lust, sich von derartigen Lappalien ablenken zu lassen. Seine Verlobte war entführt worden, nun wollte er handeln.
    »Wir müssen sie einholen, und zwar so schnell wie möglich«, sagte er und deutete auf die Karte. »Dazu müssen wir nachts unterwegs sein, habe ich Recht?«
    Miguel nickte. »Nicht gleich von Anfang an. Aber später müssen wir davon ausgehen, dass sie Späher ausschicken, die uns bemerken könnten, wenn wir uns nähern. Dann sollten wir uns nur noch nachts fortbewegen. Es gibt keine andere Möglichkeit. Sie sind eindeutig in der Überzahl und … sie sind es gewohnt zu töten. Sie hingegen, Aronson, sind …« Er hielt inne.
    Aronson hob zustimmend die Schultern. »Natürlich, Sie haben Recht, wir sind nicht wie die. Da müssen wir uns gar nichts vormachen.«
    »Wir müssen sie überraschen«, sagte Miguel. »Das wird schwierig – und unangenehm. Sehr unangenehm. Ich habe
darüber nachgedacht, wie wir es bewerkstelligen könnten, und mir Notizen gemacht. Außerdem habe ich aufgeschrieben, welche Ausrüstung wir brauchen.«
    Er fasste in seine Jackentasche und wollte den alten gefalteten Umschlag herausziehen, auf den er seinen Plan in Stichworten notiert hatte. Aber stattdessen hielt er plötzlich ein Foto in der Hand, das er gemacht hatte, kurz bevor er seine noch intakte Farm verließ. Darauf war seine Frau zu sehen. Sie lächelte und wurde von den Kindern umringt. Als er das Bild betrachtete, war es, als würde er einen Faustschlag direkt in die Magengrube bekommen.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er leise und steckte das Bild wieder ein.
     
    Draußen wurde es allmählich warm, dies war einer der mildesten Tage seit längerer Zeit. Es war ein harter Winter gewesen im Osten von Texas, doch nun wurde die Luft im Diner immer stickiger, je näher die Mittagszeit rückte. Die Frauen der Mormonen kümmerten sich mit Unterstützung von Sofia und den beiden Jungen namens Adam und Orin um die Ergänzung der Vorräte. Miguel war froh, dass Sofia etwas zu tun hatte, um sich abzulenken. Das war auf jeden Fall besser für sie, als den ganzen Tag im Sattel zu sitzen und über das nachzugrübeln, was ihnen zu Hause zugestoßen war. Wenn sie diesen Menschen half, würde das gleichzeitig auch ihr helfen, da war er sich ganz sicher. Doch wenn sie sich nun entschlossen, die Mormonen zu unterstützen, würde dies womöglich noch mehr Leid für Sofia bedeuten, denn er musste sich zweifellos in tödliche Gefahr begeben.
    »Es wird sehr schwierig werden, diese Stadt auszukundschaften«, sagte er, während sie sich den Plan von Crockett anschauten. »Andererseits, wenn ich eine Herde gestohlener Rinder bei mir hätte und es mir leichtmachen wollte, würde ich die Tiere hier am südöstlichen Rand der
Stadt grasen lassen. In der Nähe dieser Schule hier«, sagte er und deutete auf eine Ansammlung von Gebäuden mit parkähnlichem Gelände dazwischen.
    »Nun, wir sind keine ausgebildeten Viehzüchter«, sagte Aronson. »Weshalb wir gern Ihren Rat annehmen. Sie meinen also, dass wir uns aus dieser Richtung nähern sollten?«
    »Nicht direkt«, antwortete Miguel. »Wir wissen ja nicht einmal, ob sie wirklich in dieser Stadt sind. Und schon gar nicht, ob sie sich diese Ecke für ihr Lager ausgesucht haben. Wenn es so ist, wäre es das Beste, wir würden uns gut gedeckt nähern. Auf dieser Karte hier kann man es nicht erkennen, aber es wäre gut, wenn es dort Gebüsch oder Wälder gäbe, wo wir uns

Weitere Kostenlose Bücher