Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
Vom Netzwerk:
auch genügt. Aber Dujana war nun mal ein Traditionalist.
    »Und so soll es sein«, sagte er und lächelte den Krieger aus Indonesien an. »Kipper hat überlebt, aber das macht die Amerikaner nicht stärker, sondern schwächer. Er ist ein schwacher Mann ohne Standhaftigkeit, er mag den Krieg nicht und auch nicht die eiserne Hand, mit der er geführt werden muss.«
    Während er sprach, wuchs die Zuversicht des Emirs, dass das, was er sagte, wirklich wahr war und es sich nicht nur um Plattitüden handelte, um seine Untergebenen zu motivieren. Es stimmte, man konnte sich keinen besseren Gegner wünschen als diesen Präsidenten. Sein Zögern, wenn es darum ging zu kämpfen, war ein Geschenk für seine Widersacher. Darin konnte man Allahs Willen erkennen.
    »Je weiter wir ihn anlocken, je mehr Blut fließen wird, umso schwächer wird er.« Er machte eine abschätzige Handbewegung in Richtung auf den Stadtplan von Manhattan, der vor ihnen lag, so als wäre er überhaupt nicht von Belang. »Und dann, wenn er ausreichend geschwächt ist, wird dieser verrückte Blackstone in Texas sich von Seattle abspalten und das Land endgültig zerschlagen. Und genau
das ist unser Ziel, meine Freunde. Wenn wir bußfertig sind und gottergeben, dann wird er uns zeigen, dass er nicht nur die Absicht hat, uns bis vor die Tore von Seattle zu führen, so wie Dujana seine Männer vor den Palast in Djakarta geführt hat …«
    Sein indonesischer Untergebener verbeugte sich demütig angesichts des Lobs, das der Emir ihm zukommen ließ.
    »… denn Arroganz steht den Dienern Gottes nicht an. Aber wenn die Amerikaner sich gegeneinander wenden, so wie einst die Araber sich gegeneinander wandten in den Tagen des Propheten, dann wird unsere Arbeit von ganz allein getan, und wir werden diesem Land, das uns so lange als Feind gegenüberstand, den Frieden bringen.«
    Dujana und Amin nickten begeistert wie Schüler, die gerade ein schwieriges mathematisches Problem verstanden hatten. Der vierte Mann im Raum, ein großer, breitschultriger Türke namens Ahmet Özal, verschränkte seine muskulösen Arme und nickte, allerdings mit einem zweifelnden Gesichtsausdruck. Er sah aus, als hätte er den Verdacht, dass er in dem ganzen Geschäft leer ausgehen würde. Er hatte noch nicht das Wort ergriffen, und der Emir erwartete seinen Beitrag mit einiger Anspannung. Özal unterstand die größte Fedajin-Truppe in der Stadt, seine Männer waren am besten trainiert und ausgerüstet, sie wurden am professionellsten geführt. Er war außerdem derjenige, dem der Emir den Auftrag gegeben hatte, die Verbindung zu den Piratenbanden aufrechtzuerhalten. Obwohl er den Treueschwur abgelegt hatte und der Sache und dem Emir ergeben war, stimmte er nicht allen Maßnahmen vorbehaltlos zu. Ahmet Özal war sehr eigensinnig und legte Wert darauf, Allah auf seine Weise zu dienen. Nach einer qualvollen halben Minute des Zögerns nickte er bedeutungsschwer und begann schließlich zu sprechen.

    »Ihr seid noch jung, aber schon sehr weise, Emir.« Ein schlaues Lächeln huschte über sein braunes Gesicht. »Ganz bestimmt liegt das an dem türkischen Blut, das trotz Eurer deutschen Herkunft in Euren Adern fließt«, fügte er hinzu, bevor er lautstark in die Hände klatschte. »Ich stimme zu. Wir müssen die Amerikaner hereinlocken und auf ihrem eigenen Terrain besiegen. Wenn uns das gelingt, können wir ihren Widerstand brechen. Dann wird dies hier unsere neue Heimat, in der wir unser Haus des Friedens bauen können.«
    Der Emir lächelte und zeigte damit, dass er erleichtert war, dass alle seiner Meinung waren. Er war vielleicht kein Experte in urbaner Kriegsführung, aber er war ein Experte im Umgang mit Menschen. Er wusste, dass es falsch war, uneingeschränkte Loyalität zu fordern, ohne etwas dafür zu geben. Er brauchte diese Männer. Allah brauchte diese Männer.
    »Wie ist die Situation bei den Janitscharen?«, fragte er den Türken. »Sie haben schreckliche Verluste zu verzeichnen und nur wenige Gewinne. Und im Gegensatz zu uns kämpfen sie nicht für ein höheres Ziel.«
    Ahmet Özal machte eine abschätzige Handbewegung.
    »Im Augenblick kämpfen sie, weil sie sich gute Gewinne versprechen. Ihre Führer haben sich in den anderen Städten eine Menge Beute aneignen können, und die Kämpfer sind gut ausgerüstet mit Alkohol und Kif, und natürlich wurden ihnen reiche Belohnung, Land und Sklaven versprochen.«
    Der Emir schaute Dujana an und wollte schon wegen des Alkohols für die

Weitere Kostenlose Bücher