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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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optimistisch sein. Falls wir zurückkommen. Willst du also eine Pauschale oder eine Beteiligung?«
    Rhino hielt am Ende des Arbeitstresens inne, um einen Schluck aus seinem Becher zu nehmen und über ihre Frage
nachzudenken. Dann kratzte er sich an einem seiner riesigen Hörner.
    »Nun, ich habe ein bisschen darüber nachgedacht, Miss Julianne, das gebe ich zu. Die Aussicht auf einen Zahltag, an dem ich alles einstreiche, ist ziemlich verlockend. Dann könnte ich es mir mit einer Viertelmillion neuen Dollars gutgehen lassen. Ich könnte mir ohne Probleme ein neues Boot leisten, es liegen ja genug herrenlose Kähne in den Häfen herum, das kostet mich nichts. Aber für die Mannschaft, den Proviant und den Treibstoff brauche ich schon Geld. Also wäre es nicht schlecht, sich auszahlen zu lassen.«
    Julianne nippte an ihrem Getränk. Es schmeckte gar nicht schlecht, außerdem war sie furchtbar hungrig. »Aber du wirst wohl kaum wieder Angeltouren durchführen können. Dafür gibt es keinen Markt mehr.«
    »Nein«, gab er zu, während das Donnern einer weiteren entfernten Explosion durch die Wohnung dröhnte. »Ich dachte eher an andere Geschäfte, wissen Sie. Ich könnte zwischen den Inseln hin und her gondeln unten im Süden und ab und zu einen sicheren Hafen anlaufen. Roberto ist ein ziemlich übler Bursche, aber er hat seine Angelegenheiten fest im Griff und will Handel treiben. Mit Kaffee und Kakao …« Er hob den dampfenden Becher in die Höhe. »Sogar Zucker aus der Karibik. Damit kann man ganz gut verdienen.«
    »Ist das alles?«, fragte sie skeptisch. »Würde es dich nicht reizen, ein bisschen Koks zu transportieren?«
    Er schaute sie ernsthaft beleidigt an.
    »Miss Julianne, ich war mal bei der Küstenwache! Mein ganzes Leben habe ich damit zugebracht, Schmuggler zu jagen, nicht einer zu sein!«
    »Aber Rhino, du bist doch schon längst ein Schmuggler. Nach dem Effekt hast du ein Jahr lang Menschen geschmuggelt. Und seitdem verdienst du dein Geld mit Grenzgeschäften.«

    Er hob eine Hand, um sie zu unterbrechen.
    »Unsinn. Hier und da habe ich vielleicht überflüssige Gesetze ein wenig gedehnt. Aber ich habe immer das Richtige getan. Diese reichen Arschlöcher, die wir aus Acapulco rausgeholt haben, ja, die waren reich und Arschlöcher waren es auch, aber sie wären umgekommen, wenn sie dortgeblieben wären, so sieht es aus. Und der gute alte Miguel und seine Familie, das waren anständige Leute, denen geholfen werden musste. Und das haben wir getan. Und was diesen Rubin betrifft, er behauptet, ihm würde ein Teil des Ölvorkommens in Sonoma gehören. Er sagt, er habe Unterlagen, die das beweisen könnten. Und die Hälfte der beteiligten Ölfirmen behauptet, er liegt falsch. Wissen Sie, was ich denke? Ich denke, er hat Recht, und sie wollen ihn nur einschüchtern, damit er sich zurückzieht und sie alles unter sich aufteilen können. Ich bin mir so sicher, dass ich es sogar auf mich nehme, das Gesetz zu brechen und in die Sperrzone zu gehen, ohne die nötigen Papiere und Pässe und Stempel in dreifacher Ausfertigung. Und, gottverdammt nochmal, dies hier sind die Vereinigten Staaten von Amerika, und da gehe ich wohin es mir gefällt, und lieber lasse ich mich von einer Affenhorde pimpern, als dass ich zulasse, dass ein kleiner Mann von einer Bande ausländischer Ölkonzerne herumgeschubst und übervorteilt wird.«
    Julianne grinste süffisant, nachdem er seine kleine Rede beendet hatte, und fragte sich, ob er sie nun verarschen wollte, oder ob er ernsthaft an das glaubte, was er da von sich gegeben hatte. Sie trat hinter dem Granittresen hervor und ging ins Wohnzimmer, um sich einen Energie-Riegel zu holen.
    »Also schnappst du dir die Viertelmillion? Oder übernimmst du einen Anteil am Sonoma-Ölfeld? Aber bevor du antwortest, solltest du dir darüber im Klaren sein, dass ich niemanden ernst nehmen kann, der so einen lächerlichen Helm trägt.«

24
    New York
    In einer anderen Ära hätte er diese Versammlung vielleicht in einem großen Zelt abgehalten, wo er auf reich verzierten Kissen und handgewebten Teppichen gesessen hätte. Stattdessen führte der Emir Krieg aus einem Büro im dritten Stock eines anonymen Gebäudes in der Mitte von Manhattan. Allerdings war er mit dieser Umgebung mehr vertraut als mit Zelten oder der steinigen Wüste, in der der Prophet einst sein Lager aufschlug, nachdem er ausgezogen war, um den heidnischen Stämmen der arabischen Halbinsel das Wort Gottes zu verkünden. Trotzdem

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