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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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sich um Freund oder Feind handelte. Immerhin hatten die Mormonen ihre normale Kleidung abgelegt. Anstelle von weißen Hemden, schwarzen Krawatten und Hosen trugen sie nun dunkle Jeans, Hemden und Jacken. Einige hatten sich schwarze oder marineblaue Sweater übergezogen, um in der Dunkelheit nicht bemerkt zu werden.
Irgendeine Tarnung hatten sie nicht, aber Miguel hoffte, dass dieses Outfit genügte, um sie halbwegs unsichtbar zu machen. Er bedeutete ihnen, sich zu setzen, damit er einen letzten Blick auf die Feinde werfen konnte.
    Sie ließen sich auf die Knie fallen, und einer von ihnen begann leise zu beten. Miguel hörte einiges von dem, was Aronson vor sich hin murmelte.
    »O Herr, wir beten zu Dir, gib uns die Kraft, damit wir in diesem Kampf bestehen. Wir bitten Dich um Deinen starken Arm, auf dass er uns in unserem gerechten Zorn leite …«
    Miguel setzte die Nachtsichtbrille auf und warf einen Blick in Richtung der brennenden Ölfässer. Er suchte die Veranda des Clubs ab, ebenso die Auffahrt links davon. Dort hatten die Road Agents Sofas und Sessel aus den umliegenden Häusern zusammengestellt, um eine Party unter freiem Himmel zu feiern. Er zählte acht Männer und zwei Frauen, die zu ihnen gehörten. Von den Frauen der Mormonen war nichts zu sehen. Ihre Pferde waren in einem umzäunten Garten ein paar Straßen weiter angebunden.
    Aronson betete weiter: »… bitten wir Dich um Gnade und Vergebung für die irregeleiteten Seelen unserer Feinde …«
    Keine Wachposten waren zu sehen.
    »… mögest Du uns vergeben für diesen Akt der Gewalt, zu dem wir uns gezwungen sehen. Amen«, beendete Aronson sein Gebet.
    Soweit er das sehen konnte, schliefen ihre Feinde bereits.
    »Also gut«, sagte Miguel mit gesenkter Stimme. »Wir müssen genau so vorgehen, wie wir es in Leona besprochen haben. Hat jemand von Ihnen noch Zweifel? Hier geht es nicht nur darum, jemanden zu töten, es wird sicherlich viel schlimmer werden.«
    Er schaute Orin scharf an, als er dies sagte. Der Junge erbleichte, schluckte und nickte dann tapfer.

    »Ich … ich weiß nicht, ob ich …«, meldete sich eine dünne Stimme.
    »Adam, sei still«, fuhr Aronson ihn an.
    »Nein, es ist gut so«, sagte Miguel und musterte den anderen Jungen, den Sofia offenbar ins Herz geschlossen hatte. »Jeder, der diese Sache nicht bis zum Ende durchstehen kann, sollte das jetzt sagen. Wenn wir erst mal angefangen haben, dürfen wir nicht mehr zögern. Wer im Kampf innehält, wird umkommen. Adam, bist du sicher, dass du es nicht kannst?«
    Der Junge hockte sich neben Orin und schüttelte den Kopf. Er war sicherlich nicht älter als sechzehn. Miguel hatte ihn in den letzten Tagen ein klein wenig in Augenschein genommen, wenn Sofia mit den Jungen losgeritten war. Teenager, hatte er gedacht. Das Ende der Welt ist gekommen, aber sie halten es nicht in Gesellschaft ihrer Eltern aus. Zum Glück war seine Tochter jetzt bei den anderen Frauen in Sicherheit. Adam versuchte, seine Fassung wiederzugewinnen.
    »Es ist nur … weil …«
    Er stockte, weil er sich schämte.
    Miguel legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Wir tun ja nichts Böses, Adam«, sagte er. »Genau darüber nachzudenken, was man tun wird, und auf seine innere Stimme zu hören, ist das, was ein wahrer Mann tun sollte. Hier, gib mir das.«
    Er nahm dem Jungen den Vorschlaghammer ab und lehnte ihn gegen die Wand des Schuppens. Er selbst konnte nicht noch mehr tragen, er hatte ja seinen eigenen Hammer und noch die Winchester.
    »Geben Sie es mir«, meldete sich eine tiefe Stimme. Es war die von Benjamin Randall, sie klang wie die beginnende Stampede einer Büffelherde. Er war mehr als einen Kopf größer als Miguel und ungefähr doppelt so breit. Er nahm den Vorschlaghammer von Adam an sich und hob
ihn an, um das Gewicht zu prüfen. Dann schwang er beide Geräte durch die Luft.
    »Das dürfte kein Problem sein«, brummte er.
    Miguel warf wieder einen Blick zum Hy Top Club , um sicherzugehen, dass sich dort nichts geändert hatte.
    »Gut«, sagte er leise. Dann schaute er den Jungen an. »Adam, du kommst mit mir, um die Frauen zu befreien. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie in einem Hinterzimmer der Bar festgehalten werden. Ich habe gesehen, dass die Fenster vergittert sind und die Stahltüren verriegelt, aber damit kommen wir schon klar. Glaubst du, dass du es schaffst, mit einem Gewehr zu schießen? Wenn es nötig ist?«
    Miguel nahm beruhigt zur Kenntnis, dass der Junge nachdachte, bevor er nickte,

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