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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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überzüchtete Kimber-Pistole, aber sie lag gut in der Hand und man sah, dass hier, wie bei den meisten russischen Waffen, die Funktion wichtiger war als die Form. Instinktiv begann sie, das Gerät auseinander- und wieder zusammenzubauen. Gerty schaute ihr zu und grinste immer breiter. Als sie fertig war, hob sie die Waffe an und betrachtete sie zufrieden, streckte sie aus und zielte. Der Griff passte perfekt in ihre Hand, das war bei der Kimber 45 nicht so gewesen.
    Die Pistole fühlte sich an wie eine Waffe, der man vertrauen konnte.
    »Du spürst, was ich meine, stimmt’s?«, stellte Gerty zufrieden fest.
    »Feuergeschwindigkeit?«
    »Sechshundert bis achthundert Stück die Minute«, sagte Gerty.
    »Dann brauch ich aber eine Menge Munition. Hast du irgendwelche Halfter dafür und vielleicht auch ein Visier?«
    »Visier wird mitgeliefert, und ein Halfter hab ich dir bereits auf den Leib geschneidert, Schätzchen. Da müssen wir nur die Gurte ein bisschen anpassen, falls du ein wenig zugelegt hast wegen des Babys. Entschuldige bitte, dass ich so voreilig gewesen bin.«

    »Kein Problem, Gerty. Meine Brüste sind dreimal so groß wie früher. Bret wird bestimmt sauer sein, wenn ich lange wegbleibe und sie wieder zusammenschrumpfen.«
    »Oh, das kenne ich«, sagte Gerty. »Ich erinnere mich noch, als ich mein viertes Kind bekam, da musste ich mir einen Spezial-BH schneidern lassen, damit die Dinger mir nicht zwischen den Beinen schlenkerten. Den musste ich dann noch jahrelang tragen, auch als ich nicht mehr gestillt habe, weil mein Mann den so geil fand, dass es ihn ständig in der Hose juckte.«
    Caitlin bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck, was eine ziemliche Herausforderung war.
     
    Sie traf mit Dalby im zweiten Stock zusammen, wo die Gefangenen untergebracht waren, die verhört werden sollten. Letztendlich hatte sie sich für beide Waffen entschieden, die PP-2000 und die Kimber. Es konnte nicht schaden, eine Ersatzwaffe in petto zu haben. Gerty hatte ihr versichert, dass ihr Büro in Berlin eine Flinte und ein Scharfschützengewehr bereitlegen würde.
    Richardson war irgendwo hier oben, das wusste sie, auch wenn er nach seinen Verletzungen noch nicht wieder vernehmungsfähig war.
    »Ich fürchte, er ist zu geschwächt für eine Nachbesprechung, die wir gern noch gemacht hätten«, sagte Dalby. »Aber Mr. Forbes hat sich noch einige Informationen verschaffen können, bevor das EKG uns einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.«
    Außer einem Tisch und den Stühlen gab es keine Einrichtung in diesem Raum. Forbes saß ihnen gegenüber und strich mit dem Daumen über eine Ecke des vor ihm liegenden braunen Briefumschlags. Er war um die fünfzig und hatte einen weißen Haarschopf, der schon deutlich ausgedünnt war. Die einzige andere bemerkenswerte Sache an ihm war der weiße Laborkittel, den er über dem braunen
Anzug trug, und das Stethoskop, das ihm um den Hals hing.
    Caitlin schaute ihn interessiert an, um ihn aufzufordern, Dalbys Einleitung fortzusetzen.
    »Vielen Dank, Sir, Ma’am«, sagte er. Noch so einer von denen, die Formalitäten schätzten.
    »Wir haben den Gefangenen einer kontrollierten Behandlung mit einem Anatinus-Serum unterzogen, um einen regulierten hyperalgesischen Effekt zu erzielen und …«
    Caitlin schüttelte den Kopf und hob die Hand. »Entschuldigen Sie bitte, Doktor, aber ich habe mein Medizinstudium noch vor der Zwischenprüfung abgebrochen, um als Spezialistin für Tötungsaufträge in den Staatsdienst zu gehen. Das müssen Sie schon übersetzen.«
    Forbes schien enttäuscht zu sein, dass sie ihn unterbrochen hatte, aber Dalby nickte ihm aufmunternd zu.
    »Ein Platypus-Serum aus den Giftdrüsen des Schnabeltiers, Ms. Monroe«, fuhr er fort. »Ein neues Mittel, das uns von unseren australischen Kollegen zur Verfügung gestellt wurde. Richtig dosiert verursacht es schreckliche Schmerzen, aber ohne die tödlichen Folgen von Schlangen- oder Spinnengift. Eine kleine Dosis kann wochenlang, manchmal sogar monatelang wirken. Davon konnte Mr. Richardson sich persönlich überzeugen.«
    »Ich verstehe«, sagte Caitlin. Die persönliche Verfassung von Richardson war ihr ziemlich egal, aber genauso gleichgültig war ihr die klinisch distanzierte Art und Weise, wie Forbes darüber sprach.
    »Und was hat uns das gebracht?«
    Forbes holte einige handschriftliche Unterlagen aus seinem Briefumschlag.
    »Bevor die Neuralgie zu intensiv wurde …« Er schaute von seinen Unterlagen auf.

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