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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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»… die Verwundungen des Patienten waren in dieser Hinsicht nicht sehr hilfreich, möchte ich hinzufügen …«

    Caitlin warf Dalby einen feixenden Blick zu, als wären sie beide Schüler und von ihrem Lehrer angeödet.
    Forbes tat so, als hätte er nichts bemerkt, und fuhr fort: »Bevor die toxisch erhöhte Neuralgie in Verbindung mit den Verletzungen so stark wurde, dass seine Ansprechbarkeit darunter litt, gelang es uns noch, einige Informationen zu erlangen. Nicht alles ist für Sie bedeutsam …«
    »Wieso nicht?«, fragte Caitlin scharf.
    »Weil einige Informationen bezüglich des kriminellen Netzwerks, in das der Patient eingebunden ist, nichts mit Ihrem Fall zu tun haben …«
    »Mit unserem Fall, meinen Sie wohl.«
    »Das ist doch Wortklauberei, Ms. Monroe. Aber wie auch immer, für Sie ist von Interesse, dass Richardson bestätigt hat, dass seine Kontaktperson aus Berlin nach London gekommen war, und zwar, wie wir eruieren konnten, zu einem Zeitpunkt, als Baumer über den Flughafen Tempelhof unter dem Namen Tariq Skaafe ausgereist ist.«
    Dalby unterbrach ihn.
    »Diesen Tarnnamen haben die Deutschen auf unsere Nachfrage hin bis nach Neukölln verfolgt, wo Baumer herkommt. Die biometrischen Daten auf dem Pass, den er benutzte, sind mit seinen identisch.«
    Caitlin verschränkte die Arme und holte tief Luft, um nachdenken zu können. Die Luft in dem Raum war keimfrei und kühl. Das einzige Licht wurde von zwei Leuchtstoffröhren verbreitet, die unter der Decke hingen. Sie ließ ihr Kinn einen Augenblick lang auf die Brust sinken. Es war eine Tatsache, dass Baumer frei war. Die Franzosen hatten ihn aus irgendwelchen Gründen laufenlassen. Vielleicht waren es auch die Behörden in Guadeloupe gewesen. Die Regierung im Élysée-Palast musste nicht unbedingt daran beteiligt gewesen sein. Die Welt war in den letzten drei Jahren arg durcheinandergeraten, und die Wege der Instanzen funktionierten nicht mehr so glatt wie
früher. Wie hatte Yeats doch geschrieben? »Alles zerfällt, das Zentrum hält nichts mehr.« Irgendjemand hatte das mal zu ihr gesagt. Vielleicht war es Wales gewesen?
    Wie auch immer.
    Falls al-Banna oder Baumer oder wie er sich nannte, hinter ihr her war, um sich zu rächen, dann gab es nur eine Lösung des Problems: Sie musste ihm zuvorkommen.
    »Wann soll ich los?«, fragte sie.
    Dalby beugte sich zur Seite und hob seinen ramponierten Aktenkoffer vom Boden. Dann zog er einen Ordner heraus und schlug ihn auf.
    »Wir haben für Sie einen Platz im British-Airways-Flug nach Tegel heute Abend gebucht. Tut mir leid, ich weiß, dass Schönefeld besser gewesen wäre, aber da hat es eine Komplikation gegeben. Da Sie nicht als ausgewiesene Agentin unterwegs sind, müssen wir Ihre Ausrüstung im Diplomatengepäck einführen. Gerty wird sich darum kümmern. Sie bekommen die Sachen dann an Ihrem Anlaufpunkt in Hermsdorf. Am Flughafen wird ein Mietwagen für sie bereitstehen, aber unser Berliner Büro wird es austauschen, wenn Sie sich auf den Weg zum Anlaufpunkt machen. Danach, fürchte ich, werden Sie auf sich allein gestellt sein. Baumer ist zwar für uns eine wichtige Person, aber nicht wichtig genug, um zu viele Ressourcen an ihn zu binden. Wir können bestenfalls ein Zugriffsteam zur Verfügung stellen, wenn Sie ihn identifiziert haben.«
    Caitlin macht eine abwehrende Handbewegung.
    »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Ich hab noch immer einige Leute dort, auf die ich inoffiziell zurückgreifen kann. Ich brauche keine weitere Unterstützung.«
    Er schaute sie mit deutlichem Missbehagen an.
    »Ich hätte nicht damit gerechnet, dass Sie es annehmen würden, wenn wir mehr Unterstützung angeboten hätten«, sagte er. »Aber Sie sollten im Kopf behalten, dass Baumer sich möglicherweise irgendwelchen Rachegelüsten
hingibt, wir aber nicht. Dies ist keineswegs eine autonome Operation. Sie ist inoffiziell, aber nicht frei. Sie sind im Auftrag von Echelon dort unterwegs, und wir möchten uns sehr gerne ausführlich mit Herrn Baumer unterhalten. Ist das richtig so, Forbes?«
    »O ja«, sagte der Verhörexperte mit einem hämischen Grinsen. »Ganz bestimmt.« Im kalten Licht der Leuchtstoffröhren sah er aus wie eine Viper.
    »Nun, ich will nicht zu viel versprechen, Dalby, vor allem dann, wenn die Sache aus dem Ruder läuft. Aber Sie können mir glauben, dass ich nichts dagegen habe, wenn Dr. Frankenstein hier eine Ladung Schnabeltiergift in al-Bannas Arsch injiziert. Im Gegenteil, das wäre ganz in

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