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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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zu mir waren diese Leute bestimmt bewaffnet. Also dachte ich kurz nach und entschloss mich dann, so leise wie möglich hinaufzuschleichen. Früher habe ich das sehr oft gemacht, als ich noch bei Captain Kono war. Er hat uns oft losgeschickt, damit wir uns an ein Dorf anschleichen, während die Menschen noch schliefen. Ich habe einfach das gemacht, was ich schon oft getan habe, ich bewegte mich so leise wie eine Schlange auf einem Vogelei.
    Ich entdeckte den Mann im ersten Raum, nachdem ich oben angekommen war. Es war ein einzelner Mann mit einem Gewehr, das er gegen das Fenster gelehnt hatte. Vielleicht hatte er nach Leuten wie mir Ausschau gehalten, die vom Fluss hergeschwommen kamen. Solche Wachen
findet man in vielen Straßen in der Nähe des Wassers.«
    Özal und Jukic nickten zustimmend. Die anderen schwiegen und bewegten sich nicht. Sie blickten jetzt nicht mehr so skeptisch drein.
    »Eine Weile stand ich hinter ihm und horchte, ob noch andere in der Nähe waren, aber er war allein. In diesem Raum war auch ein Schreibtisch mit Zetteln, die auf einen dünnen Metallspieß gespickt waren. Das war die einzige Waffe, die ich ohne längeres Suchen finden konnte. Der Mann mit dem Gewehr lag in seinem Stuhl, hatte den Kopf nach hinten gelegt, das Gesicht zur Decke gerichtet. Ich nahm den Metallspieß und machte die Zettel ab, so leise ich konnte. Dann tötete ich ihn damit. Ich stach ihm in den Hals. Es schien ewig zu dauern, bis er endlich tot war, und es spritzte sehr viel Blut, aber ich presste eine Hand auf seinen Mund. Er konnte sich nicht richtig festhalten, verlor das Gleichgewicht und hatte keine Möglichkeit, gegen mich anzukämpfen.«
    Er schaute zu Özal, um herauszufinden, ob er alles richtig machte. Der Türke nickte ihm aufmunternd zu.
    »Danach war ich vorsichtiger«, fuhr er fort. »Ich verließ das Gebäude und schwamm zu einem auf der anderen Seite, dort waren einige Türen offen. Es war ein älteres Haus mit Büros. Darin waren viele Ungläubige gewesen, als es sie erwischt hat. Seitdem war aber anscheinend niemand mehr dort gewesen. Ich blieb da, bis es Nacht wurde. Ungefähr eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit kamen einige Männer, um ihren Freund zu suchen. Sie schlugen Alarm, ließen aber niemanden zurück, als sie wieder weggingen. Ich folgte ihnen ungefähr zehn Minuten später.
    Die nächsten zwei Tage bewegte ich mich sehr vorsichtig, immer nur nachts, und hielt mich von den Straßen fern, weil man mich dort am leichtesten entdecken konnte.
Es war sehr schwierig, aber als ich noch mit dem ungläubigen Kono kämpfte, musste ich sehr oft vor dem eigentlichen Angriff Städte oder Dörfer auskundschaften.«
    Der Schwarze mit den Dreadlocks und den Narben lehnte sich zurück. »Kannst du uns denn sagen, wo die Depots und Hauptlager der Slawen sind?«
    Yusuf nickte und wandte sich an seinen Kommandanten.
    »Scheich Özals Männer haben uns genau instruiert, wie man Pläne von einer Stadt zeichnet, bevor wir aus Marokko weggingen.«
    Özal nickte zustimmend.
    »Wir hatten viele Karten von der Insel, mit denen wir üben konnten«, sagte Yusuf. »Bestimmte Teile der Stadt mussten wir immer wieder neu zeichnen. Wir haben geübt, wie man Straßenzüge und bestimmte Bezirke zeichnet, in denen wir kämpfen würden. Wir haben geübt, wie man Karten für andere Kampfgruppen zeichnet, um sie während des Kampfes zu dirigieren. Wir haben zwar nicht die Technologie der Amerikaner, ihre Spionageflugzeuge, die ohne Pilot fliegen, oder ihre Hubschrauber und Satelliten. Aber wir wussten uns zu helfen, weil Ahmet Özal uns vorher gut ausgebildet hat.«
    Er verbeugte sich vor seinem Kommandanten. Der riesenhafte Türke lächelte nachsichtig.
    »Du hast viel gelernt, mein Junge. Ich wünschte nur, alle meine Schüler wären so gelehrsam wie du.« Er zog eine Reihe von Zetteln aus der Brusttasche seines Hemds, faltete sie auseinander und reichte jedem der Banditenführer einen davon.
    »Yusuf Mohammed hat sehr darauf geachtet, dass niemand ihn bemerkt, als er den Weg zu uns zurück suchte«, sagte Özal. »Als er das Gebiet der Slawen durchquerte und ihm klarwurde, was er dort sah, begann er Karten zu zeichnen, so wie er es gelernt hatte. Dies hier sind Kopien
seiner Zeichnungen, die meine Leute von seinen Skizzen gemacht haben. Darauf sind mindestens vier Lagerhäuser zu sehen, drei von den Russen, eins von den Serben. Es sind Verteilungsstellen für ihre Operationen hier in Manhattan, und sie sind sehr gut

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