Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
Vom Netzwerk:
Frau im Krankenhaus quälten ihn allerdings noch viel mehr.
    »Mr. President?« Ein weiterer Assistent trat durch die Tür. Die Zahl seiner persönlichen Mitarbeiter hatte sich vervielfältigt wie die der Besen in diesem alten Walt-Disney-Zeichentrickfilm mit Micky Maus als Zauberlehrling.
    »Ja?«
    »Colonel Kinninmore hat durchgegeben, dass das letzte Widerstandsnest in der alten Bibliothek neutralisiert wurde. Er hat den Trupp zum Rockefeller Center verlegt, um die dortigen Kräfte zu verstärken. Sie gehen davon aus, dass der Großteil der feindlichen Kräfte sich dort verschanzt hat.«
    »Gut«, sagte Kipper.

     
    »Verstanden«, erwiderte Alois Kinninmore und gab das Telefon seinem Assistenten. Es war schon lange her, seit er sich über irgendwas gewundert hatte, aber seine neuen Befehle kamen ihm wirklich eigenartig vor. Jetzt also, dachte er, ist das Ende nahe.
    Er ging zum Plan von Manhattan, der die Hälfte der Wand in der Befehlszentrale der Ersten und Siebten Kavallerie einnahm. Der hastig aufgebaute Kommandostand befand sich in einem Park hinter der New York Public Library. Aus dem obersten Stockwerk quollen dicke Rauchschwaden, und das letzte Mal, als er nach draußen getreten war, hatte er sogar Flammen bemerkt, die aus den Fenstern loderten. Eine kleine, traurig anzusehende Gruppe von Gefangenen saß noch immer auf dem matschigen Boden auf der Rückseite des Bibliotheksgebäudes im Regen und wurde von einer Gruppe Milizionäre bewacht.
    Rechts und links von Kinninmore standen seine Verbindungsoffiziere von der 101. Luftlandedivision und den Marines, die seinen Vorstoß gegen feindliche Kampfverbände unterstützen sollten.
    »Meine Herren«, sagte er. »Das war General Murphy von Fort Lewis. Der Präsident hat grünes Licht gegeben.«
    »Wird aber auch Zeit«, knurrte der Marineoffizier. Major Holt, Kinninmores Stellvertreter, zog eine bedruckte Seite aus dem Faxgerät. »Soll ich den Befehl zum Losschlagen geben, Colonel?«
    »Positiv«, erwiderte Kinninmore. »Wir greifen sofort an.«
    »Alle Brücken, Sir?«, fragte Major Holt. »Brauchen wir nicht noch welche, um nach Brooklyn und Queens reinzukommen?«
    »Die Lage hat sich geändert, Major. Diesmal geht’s ums Ganze. Wir haben erweiterte Befugnisse.«
    Man konnte Holt direkt ansehen, wie ihm allmählich klarwurde, was das bedeutete. Dann befahl er: »Sergeant Cathey, geben Sie den Befehl zum sofortigen Angriff.«

    Kinninmore setzte den Helm auf und griff nach seiner Pistole. Dann wandte er sich an seine Kameraden vom US Marine Corps und von der Luftlandetruppe: »Meine Herren, ich gehe jetzt los. Möchten Sie mich begleiten?«
     
    In den vier Jahren seit dem Effekt war Governors Island wieder in einen vormenschlichen, natürlichen Zustand zurückgekehrt. Nach den Giftstürmen waren nur die widerstandsfähigsten Bäume und Pflanzen übrig geblieben, deren Wurzeln und Stämme von allerlei Buschwerk überwuchert wurden – bis zu dem Zeitpunkt, als die US-Army kam und die Insel wieder in das verwandelte, was sie einmal gewesen war: ein Fort. Die Schützen der 1. und 5. Artillerie hatten sich rund um Fort Jay in den Erdboden eingegraben und die Feuerstellung Euler eingerichtet, die aus schweren Geschützen, Granatwerfern und Raketenbatterien bestand, die Schritt für Schritt die Piraten, Aufständischen und Freibeuter im Zentrum der Stadt zurückgedrängt hatte. Auf der Insel war außerdem das Herzstück der zivilen Verwaltung unter Vorsitz von Gouverneur Elliott Schimmel untergebracht, das von einem Milizbataillon geschützt wurde – das jetzt allerdings auf Kompaniestärke reduziert worden war, damit die abgezogenen Truppen die Army auf der Hauptinsel unterstützen konnten.
    Gouverneur Schimmel war ein gebürtiger New Yorker, ein Historiker, der sich im März 2003 auf einer Vortragsreise in Japan befunden hatte. Von den Festungsmauern von Fort Jay aus schaute er auf die Skyline seiner Stadt, die von dicken schwarzen Wolken verdeckt wurde, und in seinem Inneren gärte eine sehr unstaatsmännische Wut.
    »Gouverneur Schimmel?«, sprach einer seiner Offiziere ihn an. »Ich habe hier eine Nachricht vom Kommandanten der Feuerstellung.«
    »Gibt’s Neuigkeiten bezüglich des Nachschubs?«

    »Ja, Sir. Er kommt jetzt rein. Voraussichtlich in zwanzig Minuten. Aber was ich Ihnen eigentlich sagen wollte, Sir, ist, dass sie den Befehl gegeben haben, die Brücken zu sprengen.«
    »Wie bitte?«, brüllte Schimmel seinen Untergebenen an.
    Bevor der etwas

Weitere Kostenlose Bücher