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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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ganz gut verdient hatten. Dass man Reichtum zeigte, wie in der Welt ihrer Kindheit üblich, war unter diesen Menschen verpönt.
    Eine Gruppe Raubeine begann ein Trinkspiel, um die Zeit bis zum Essen zu überbrücken. Ryan und Manny und einige jüngere Angehörige ihrer Mannschaft hatten sich drei Tische in der Nachbarschaft angeeignet, sie zusammengeschoben und spielten nun lautstark irgendein Netzwerk-Spiel auf einem halben Dutzend Playstations, die heutzutage einen ziemlichen Luxus darstellten. Auf einem TV-Bildschirm über der Bar wurden alte Folgen der Serie »Liebe, Lüge, Leidenschaft« gezeigt, die die Aufmerksamkeit von Männern und Frauen gleichermaßen auf sich zog.
Draußen im Foyer trampelten schwer bewaffnete Angehörige der Schimmel-Miliz über den Teppich und verschwanden nach draußen, wo sie sich mit den privaten Wachleuten absprachen.
    Rhino hatte sein Steak und seine Kartoffel akkurat in Würfel geschnitten und machte sich nun daran, alles zu vertilgen. Es war sein zweites Abendessen. Julianne war nach dem harten Arbeitstag völlig ausgehungert, aber sie versuchte sich zu beherrschen. Auch wenn ihr Vater, Lord Balwyn, ein Betrüger und Gauner gewesen war, hatte er doch immer darauf Wert gelegt, dass man sich anständig benahm, und das bedeutete eben auch, dass man sich nicht wie ein hungriger Wolf auf das Essen stürzte.
    »Hast du schon Gelegenheit gehabt, mit diesem Rowdy namens Lewis zu sprechen?«, fragte sie, während sie ein Stück Fleisch zerkaute und runterschluckte. Dazu würde ein Glas Rotwein gut passen, dachte sie, aber sie hatte später noch einiges zu tun, und deshalb war es besser, sie blieb bei ihrem Glas mit eisgekühltem Mineralwasser, das einen weiteren seltenen Luxus darstellte.
    Rhino nickte vor sich hin, als ein großer Fleischwürfel in seinem Schlund verschwand.
    Jules wartete einen günstigeren Moment ab.
    »Also?«
    »Ich habe ihn nach dem Angriff auf Kipper gefragt. Alle fragen danach, und Lewis sieht sich gern in der Rolle des Mannes, der über Insiderwissen verfügt. Na ja, jedenfalls haben wir über die Pläne zur Rückeroberung der Stadt und dergleichen gesprochen, und ich habe ihn dann ganz beiläufig gefragt, wie das denn so vorankommt, vor allem in den Frontgebieten um den Central Park und an der Upper East Side.«
    Julianne nickte ihm zu, um ihn aufzufordern weiterzureden.

    »Er meinte, der Park selbst sei kein so großes Problem. Die Banditen kommen da nicht rein, weil sie dort ein gutes Ziel für Marschflugkörper abgeben …«
    »Genau wie wir«, fügte sie leise hinzu.
    »Wie auch immer, der Park ist ziemlich sicher. Aber große Teile von Midtown sind nicht mehr so luxuriös wie früher. Ganze Straßenzüge wurden in den letzten Jahren leergeräumt. Das größte Problem für uns dürften einige Gangs sein, die sich um den Park herum festgesetzt haben. Die wohnen dort im Plaza oder in den besseren Apartments.«
    »Was man ihnen kaum verdenken kann«, meinte Jules.
    »Wohl wahr, Gnädigste, wohl war«, stimmte Rhino gespielt hochnäsig zu.
    »Wie auch immer, diese Gegend ist jetzt eine freie Zone, sozusagen Niemandsland. Deshalb hat sich dort niemand dauerhaft angesiedelt. Sie zu durchqueren ist allerdings höllisch gefährlich.«
    Julianne schob ihren Teller ein Stück weg.
    »Warum bombardiert die Air Force nicht einfach die Orte, wo die Piraten herumlungern?«
    Rhino schien einen Moment lang unangenehm berührt.
    »Aus mehreren Gründen. Der Präsident will nicht, dass die Amerikaner ihre eigenen Städte zerbomben. Außerdem heißt es, werden einige dieser Orte, zum Beispiel das Plaza, als Vergnügungsetablissements benutzt.«
    »Als was?«
    »Bordelle.«
    »Ach du lieber Gott. Wo kriegen die denn ihre Belegschaften her?«
    »Sklaven«, sagte Rhino. »Amerikanische Sklaven. Also wird nicht gebumst, wo gebumst wird.«
    Julianne merkte, wie sie errötete, was sie wirklich überraschte.
    »Oh, das tut mir leid, Rhino. Das wusste ich nicht. Ich habe bislang nichts davon gehört.«

    Er zuckte mit den Schultern und tat so, als wäre es ihm egal.
    »Sie sind ja nicht daran schuld. Aber wie auch immer, das sind alles nur Gerüchte. Alles nur Gerede von Leuten, die den ganzen Tag den Hammer schwingen und sich ausmalen, was sie wohl tun würden, wenn sie ein ganzes Hotel voller Huren zur Verfügung hätten.«
    »Nun gut, wir wussten ja von vornherein, dass das kein Sonntagsspaziergang wird«, sagte Jules. »Und … bist du immer noch bereit?«
    »He, Lady, ein Rhino

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