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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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stattgefunden. Es war alles nur ein schlechter Film gewesen mit miserablen Computergrafiken und unbegabten Schauspielern. Sie suchte sich die vier schönsten Zwiebeln aus und steckte sie in ihr Einkaufsnetz, bevor sie mit einem Zwei-Dollar-Schein bezahlte, der noch frischer aussah als das Gemüse. Der Händler gab ihr ein paar Münzen zurück, und sie ging weiter zu Abe Frellmans Wurstbude, wo sie ein paar von diesen würzigen, fetten Schweinswürsten und Steinpilz-Chipolatas, die Kip so gerne mochte, besorgen wollte.
    »Die sind heute Morgen frisch aus dem Rauchofen gekommen,
Mrs. Kipper«, sagte Frellman, als er sah, wie sie die Würste beäugte. »Drei Neue das Pfund.«
    Barbara lächelte. »Das ist ganz schön happig, Al. Wie wär’s mit zwei fünfzig?«
    Sie stritten sich noch ein Weilchen über die gestiegenen Preise, und Barbara wurde klar, dass es unmöglich war, sich der Illusion hinzugeben, sie könne wieder alles genauso tun wie früher. Die vier Sicherheitsbeamten, die sie begleiteten, während sie versuchte Obst und Gemüse zu ergattern, würden das niemals zulassen. Auch wenn viele Händler und Stammkunden sich daran gewöhnt hatten, dass die First Lady ihre Lebensmittel selbst einkaufte und nach Hause trug, wurde um sie herum trotzdem geflüstert und gemunkelt, wurde sie von Bewunderern und Verrückten belästigt.
    »Missus Kipper! Missus Kipper! Hierher. Das sind die frischesten Krebse an der ganzen Westküste … hier drüben!«
    Barbara lächelte und winkte Sammy Portuni zu, der zwei riesige orangefarbene Exemplare hochhielt, die mit ihren Scheren in der Luft herumfuchtelten. Ein zweiter Händler mischte sich ein.
    »Nein, Mrs. Kipper, hier bei mir gibt es die allerbesten Krebse und außerdem Hummer und frische kanadische Lachse noch dazu.«
    Sie wandte sich um und winkte Jon Daniels vom traditionsreichen City Fischladen zu, der ihr mit einem silbrig glänzenden Fisch zurückwinkte. Der riesige Fisch schien größer zu sein als ihre Tochter.
    Suzy zerrte an der Hand ihrer Mutter. »Können wir nicht den großen Fisch nehmen, Mommy? Einen großen Fisch für Daddy?«
    »Suzie, ich kann so einen großen Fisch gar nicht bis nach Hause tragen«, widersprach sie. »Außerdem bin ich hergekommen, um Gemüse und Obst zu kaufen. Wir haben
jede Menge Fleisch und Fisch zu Hause in der Tiefkühltruhe.«
    »Och, Gemüse«, jammerte Suzie. »Das macht keinen Spaß. Wir haben doch jede Menge davon im Garten. Und außerdem kaufst du ja auch Würste, und die sind aus Fleisch gemacht.«
    Noch bevor Suzie mit ihrer Anti-Gemüse-Tirade so richtig loslegen konnte, begann glücklicherweise eine Drei-Mann-Band zu spielen. Ein Geiger, ein Kontrabassist und ein Gitarrist stimmten ein flottes Stück an, offenbar ein Cajun-Klassiker, so wie es klang. Barbara schob sich weiter durch die Menge zu ihrem Lieblingsstand und verweilte zwischendurch beim Käsehändler, um ein Stück von diesem stinkenden Blauschimmelkäse zu kaufen, den Kipper schon morgens auf Toast aß. Gerade hatte sie einen neuen Stand bemerkt, der handgeblasenen Glasschmuck verkaufte, als einer der Leibwächter neben ihr auftauchte. Kurz abgelenkt – sie hatte seit Jahren keinen Marktstand eines Kunsthandwerkers mehr gesehen, heutzutage ging es vor allem darum, frische Nahrungsmittel anzubieten -, bekam sie nicht richtig mit, was er ihr ins Ohr flüsterte. Wie gern hätte sie sich die ganzen hübschen Sachen angeschaut. Es war schon so lange her, seit sie Zeit und Möglichkeit gehabt hatte, sich mit so etwas zu beschäftigen.
    »Mrs. Kipper, entschuldigen Sie bitte, Sie müssen jetzt mit uns kommen.«
    Der scharfe Ton in seiner Stimme drang schließlich zu ihr durch, und sie war alarmiert.
    »Was ist denn?«, fragte sie und drehte sich zu ihm um. »Stimmt was nicht?«
    Sie warf einen Blick über den Marktplatz und konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. Um sie herum drängten sich die üblichen Einkäufer, die in Körben und Netzen frisches Gemüse und sonstige Nahrungsmittel mit sich herumtrugen. Wie sie selbst holten sie sich hier die
Produkte, die sie im heimischen Garten nicht gezogen hatten. Manche hatten auch eine Parzelle in den neuen Schrebergartenkolonien, die auf dem Grund früherer öffentlicher Parks eingerichtet worden waren. Barbara bemühte sich, nicht aufgeregt zu erscheinen, um eine mögliche Panik unter den Passanten zu vermeiden, obwohl sie selbst jäh von einer großen Unruhe erfasst wurde.
    »Geht es um Kip?«, fragte sie so leise sie

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