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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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konnte. »Ist meinem Mann etwas zugestoßen?«
    »Wenn Sie bitte mit uns kommen möchten, Ma’am«, drängte der Sicherheitsbeamte. Er nahm ihr das Netz mit Zwiebeln, Sellerie und Karotten ab und reichte es einem anderen Mann, der damit im Gedränge verschwand. Drei weitere Beamte umringten sie und Suzie und führten sie zu dem hinteren Ausgang am Pike Place, der dort in einer gewundenen Steigung zurück zur First Avenue führte. Drei schwarze Chevy Suburbans warteten unter dem berühmten orangefarbenen Neonschild des Marktes. Der Himmel war jetzt wolkenverhangen, und die Buchstaben des Schilds stachen deutlich von dem Grau ab, das sich über ihnen zusammengeballt hatte.
    Barbara bemühte sich, ihre Irritation nicht allzu offensichtlich werden zu lassen. Sie hatte sich längst an die Methoden des Secret Service gewöhnt. Sie würden ihr alles erklären, wenn sie und ihre Tochter erst mal in Sicherheit waren. Ein paar Menschen in der Menge hatten bemerkt, dass die First Lady ihren Einkauf abgebrochen hatte, und einen Moment lang wurde das Geraune auf dem Marktplatz lauter. Als aber keine Waffen gezogen wurden und niemand aus ihrer Schutztruppe irgendwelche Befehle brüllte, ebbte die Unruhe schnell wieder ab. Genau wie die Bürger sich daran gewöhnt hatten, dass die Frau des Präsidenten ganz normal zwischen ihnen herlief und einkaufte, hatten sie sich auch daran gewöhnt, dass Kipper und seine Frau Barbara gelegentlich unangekündigt
verschwanden, weil ihre Leibwächter es verlangten. Drei Jahre nachdem die Energiewelle verschwunden war, war es in dieser Welt noch immer sehr gefährlich, und ständig passierten aus heiterem Himmel gefährliche Dinge. Für Barbara kam es einem Wunder gleich, dass die Menschen sich so schnell an die Zufälle und Misshelligkeiten des Lebens in ihrer neuen Welt gewöhnt hatten.
    »Heißt das jetzt etwa, dass es doch kein Gemüse zum Abendessen gibt?«, fragte Suzie mit kindlich naiver Hoffnung in der Stimme, während sie auf den Rücksitz des Suburban kletterte, der in der Mitte des kleinen Konvois stand.
    Barbara lächelte ihre Tochter nervös an. Es war schon ein bisschen traurig, mit anzusehen, wie schnell Suzie sich an ihre unstete und unsichere Existenz gewöhnt hatte. Im ersten Jahr von Kippers Präsidentschaft war sie sehr oft ganz plötzlich in ein Versteck gebracht worden, und inzwischen empfand sie es als normal, wenn so etwas geschah.
    »Schnall dich an, Liebling«, sagte Barbara, während sie sich angestrengt bemühte, aus der Unterhaltung der Beamten etwas herauszuhören, das ihr erklärte, was eigentlich los war. Die Sicherheitsbeamten umringten den Wagen, legten die Finger auf ihre Ohrhörer und horchten auf die Instruktionen, die sie über Funk bekamen. In solchen Momenten hätte Barbara auch gern ein paar Ohrhörer gehabt.
    »Ich hab mich angeschnallt, Mom, aber du hast meine Frage nicht beantwortet. Essen wir heute Abend Gemüse? Kartoffeln sind ja okay, vor allem die gebratenen, die Mikey immer macht. Wer kocht denn heute, unser Koch oder du? Wenn wir heute Gäste haben, kannst du dann Mikey nicht überreden, dass er die tollen knusprigen Bratkartoffeln macht?«
    »Suzie, sei mal still jetzt und lass mir Zeit zum Anschnallen, ja?«

    Die Sicherheitsbeamten liefen eilig umher, machten aber keinen übermäßig beunruhigten Eindruck, so wie damals, als Kip den Befehl gegeben hatte, diese chinesischen Flugzeuge abzuschießen, die über Alaska aufgetaucht waren. Das war der Tag gewesen, an dem sie bemerkt hatte, dass sie bis über beide Ohren in etwas steckte, dessen Bezeichnung für die Ohren ihrer kleinen Tochter nicht bestimmt war. Jetzt wurde der Motor des Suburban gestartet, und sie schossen so heftig davon, dass sie in den Sitz gedrückt wurde. Sie stemmte sich nach vorn und beugte sich zu dem Beamten auf dem Beifahrersitz, der ein Gewehr auf den Knien hielt.
    »Also, was ist denn nun passiert, Peter?«, fragte sie. »Was ist mit Kip? Geht’s ihm gut?«
    »Ja, Ma’am«, antwortete er knapp, während sie über die First Avenue den Berg hinaufrasten.
    »Ja, und?«, fragte Barbara leicht irritiert.
    »Ja, Ma’am, es ist wegen Ihres Mannes«, sagte der Beamte, ohne es weiter auszuführen.
    »Mommy«, meldete sich eine dünne Stimme neben ihr. »Was ist mit Daddy?«
     
    »Ich fürchte, er ist tot«, sagte der Beamte.
    »Verdammt«, murmelte Jed Culver.
    »Aber ich stand doch nur ein paar Meter neben ihm«, protestierte Kipper. »Wie kann denn das sein? Ich hab keinen

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