Das verlorene Land
Kratzer abbekommen.«
»Mister Koppel wurde von einem Querschläger erwischt, Sir«, sagte der Einsatzleiter Agent Shinoda. »Er hatte Pech. Er ist noch vor Ort gestorben, während zwei meiner Leute versucht haben, ihn zu bergen. Einer von ihnen wurde dabei ebenfalls verletzt. Ziemlich schwer.«
»Das tut mir leid«, sagte Kip. »Wie heißt er denn?«
»Sie, Sir, eine Frau. Agent Rachael Lonergan. Sie hat ihren linken Unterarm verloren. Sie müsste jetzt auf einem
Krankentransporter zum Kennedy Airport sein, aber … äh … darüber müssen wir reden, Mr. President. Wir haben nämlich die Kontrolle über den dortigen Sammelpunkt verloren.«
Verwirrt schüttelte Kipper den Kopf. Sie standen zu dritt eingezwängt in einem kleinen unterirdischen Raum im Castle Clinton. Der Raketenangriff war vor einer Stunde zurückgeschlagen worden, und inzwischen konnte man nur noch gelegentliches gedämpftes Gewehrfeuer von oben hören. Das waren die letzten Scharmützel auf Ellis Island, wurde ihm gesagt. Da es hier keinen Strom gab und kein Licht, mussten sie im Dunkeln miteinander sprechen, spärlich erleuchtet vom kalten Schein einer batteriebetriebenen Campinglampe, die graue Schatten auf ihre Gesichter warf und ihnen ein gespenstisches Aussehen verlieh.
»Soll das heißen, wir haben die Kontrolle über den Kennedy-Flughafen verloren?«
Sein Einsatzleiter schüttelte den Kopf.
»Es tut mir leid, Sir, ich habe mich unklar ausgedrückt. Wir kontrollieren die gesicherten Bereiche des Flughafens, die wir heute Morgen benutzt haben, aber das Gelände wurde von irregulären Streitkräften attackiert.«
»Piraten?«
»Piraten, Söldnergruppen, Irreguläre«, sagte Shinoda. »Sie stehen nicht unter einem gemeinsamen Kommando, aber es sind ziemlich viele, vielleicht fünf Einheiten. Sicherlich nur ein Zweckbündnis, das sich für die Zeit Ihrer Anwesenheit in New York zusammengefunden hat. Wir haben auch schon beobachtet, dass sie zu anderen Zeiten gegeneinander operiert haben. Sich gegen uns zu verbünden macht allerdings Sinn für sie. Jedenfalls bedeutet es, dass wir Sie nicht über den Kennedy Airport aus der Stadt rausschaffen können, Mr. President.«
»Glauben Sie, dass Sie die Kontrolle über die gesicherten Bereiche auch noch verlieren?«, fragte Kip.
»Nein, Sir, eine Abteilung der Ersten Kavalleriedivision hat eingegriffen, zusammen mit einer Milizabteilung von Gouverneur Schimmel und zusätzlichen einhundert privaten Einzelkämpfern von Sandline International, die gerade von einer Säuberungsaktion in Lower Manhattan zurückkamen. Zusammen mit unseren Artilleriestützpunkten haben wir genug Feuerkraft, um den Airport zu halten, Sir. Das Problem ist nur, dass es dort nicht sicher genug ist, um sie auszufliegen, Mr. President.«
Kipper verschränkte die Arme und senkte den Kopf, bis sein Kinn beinahe die Brust berührte. Alle kannten diese Haltung, sie zeigte an, dass der Präsident sehr unglücklich mit etwas war. Seine Ohren klingelten immer noch, und er hatte schreckliche Kopfschmerzen, die sich trotz einiger eingenommener Schmerztabletten weigerten zu verschwinden.
»Nun, Agent Shinoda, ich bin sicher, dass Sie eine ganze Reihe von Ausweichmöglichkeiten in petto haben …«
Shinoda nickte. »Ja, Mr. President. Wir könnten Sie mit dem Marine-One-Helikopter evakuieren, und zwar nach …«
»Wohin auch immer«, unterbrach Kipper den Sicherheitsbeamten, als Jed Culver die Augen schloss und mit dem Kopf schüttelte. »Wir haben jetzt also, wie viele, sechzehn Schwerverwundete wegen dieses Raketenangriffs und ungefähr die doppelte Menge Leichtverletzter, richtig?«
Shinoda nickte. »Mr. President …«
Culver wollte sich einschalten.
»Lass mal, Jed. Agent Shinoda, welche Maßnahmen haben Sie getroffen, um die Schwerverwundeten wegzuschaffen? Ich nehme doch an, dass sie normalerweise über den Kennedy-Airport ausgeflogen werden.«
Shinoda nickte missmutig. »Wir würden sie in das Federal Health Center in Kansas City bringen. Aber damit
müssen wir warten, bis wir eine sichere Startbahn haben, Sir.«
»Diese Auseinandersetzung kann doch noch Tage dauern«, sagte Kipper. »In Ihren Unterlagen, die ich bekommen habe, steht, dass es allein in New York fünf- bis sechstausend Freibeuter gibt. Und an der Küste noch viel mehr. Die haben diese Kämpfe absichtlich angezettelt. Glauben Sie nicht, dass sie Verstärkung holen werden, wenn es nötig ist?«
»Mr. President, das fällt nicht in meinen
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