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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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soll hier so lange bleiben, bis er mich holt. Aber ehrlich gesagt will ich gar nicht hierbleiben. Kann ich nicht mit euch kommen? Hier unten krieg ich echt noch Panik.«
    Julianne schob sich an ihm vorbei und achtete darauf, nicht ins Schussfeld seiner Pistole zu geraten, die ja keine Sicherung hatte. Der Korridor jenseits des Treppenhauses war wenig beleuchtet, nur jede dritte Lampe war an und eine flackerte schon bedrohlich. In den Ecken zwischen aufgestapelten Kartons und Wäschewagen schienen Schatten zu zucken und zu zittern. Das Donnern der Schusswaffen und Raketen wurde von der Betondecke über ihnen gedämpft. Als Julianne und Rhino den unterirdischen Flur entlangliefen, ging Ryan ihnen nach. Sie hatten ihre Waffen im Anschlag und rechneten jeden Augenblick damit, sie benutzen zu müssen.
    »Äh, kann ich also mitkommen?«, fragte Ryan.
    »Nein«, antworteten sie gleichzeitig.
    Julianne spürte, dass er ihnen dennoch folgte. Der Mann ging ihr auf die Nerven, aber es gab jetzt dringendere Probleme zu bewältigen. Sie hatten keinen blassen Schimmer, was sie erwartete und wie viele Piraten da draußen zugange waren. Sie wussten nicht mal, was die Angreifer eigentlich beabsichtigten. War das vielleicht ein Racheakt? Oder der Versuch, die Grüne Zone einzunehmen? Und was tat die Miliz dagegen? Oder, wichtiger noch, die privaten Sicherheitsorganisationen, die Söldner. Die meisten hatten die Zone verlassen, nachdem sie sie gesichert hatten, aber sie wusste, dass mindestens zwei Dutzend oder mehr geblieben waren. Vor denen hatte sie mehr Schiss als vor den Freibeutern. Die Söldner waren bekannt dafür, dass sie immer mehr Waffen und Munition bei sich hatten, als erlaubt war, weshalb Lewis Graham darauf bestanden hatte, einige von ihnen bei sich zu behalten, nachdem dieser Teil von Manhattan gesäubert worden war.

    »Damit es sauber bleibt«, sagte er immer.
    Oder hatte es gesagt. Jules fragte sich, ob er wohl immer noch irgendwo da oben herumlief.
    »Ryan«, sagte sie, nachdem sie vor einem Vorratsraum angehalten hatte.
    »Äh, ja?«
    »Erzähl mir mal ganz genau, was da oben passiert ist.«
    Ziemlich theatralisch versuchte er sich zu erinnern. »Ja, also, ich bin ziemlich früh aufgestanden, weil ich mir ein paar Müsliriegel sichern wollte, die diese Mistkerle aus dem dritten Stock immer abgreifen und …«
    »Jesus«, stieß Rhino hervor.
    Julianne rieb sich über ihre entzündeten Augen und nahm die Hand hastig herunter, als sie das Brennen der Vaseline erneut bemerkte.
    »Nein, ich will nicht wissen, was beim Frühstück passierte, sondern was mit diesem Angriff ist. Was weißt du davon?«
    Rhino behielt den Flur im Auge, während Julianne versuchte, Ryan dazu zu bringen, sich zu konzentrieren.
    »Warst du draußen bei den Bussen, als es losging?«
    »Nein«, sagte er und schüttelte den Kopf mit offensichtlichem Bedauern. »Nein. Ich war auf dem Scheißhaus. Jemand hat eine Zeitung aus Seattle im Speisesaal liegen gelassen, und ich hab die Sportseiten durchgelesen. Ich hab eine Wette auf das Spiel der Royals gegen die Marines gemacht, und der Radioempfang war ziemlich schlecht.«
    Rhino schaltete sich ein. »Hast du etwa nicht auf die Royals gewettet?«
    »Doch hab ich«, sagte Ryan fast schon beleidigt. »Jemand hat mir gesagt, dass sie mal die Weltmeisterschaft gewonnen haben.«
    »Haben sie auch«, sagte Rhino. »Das war 1985.«
    »Oh«, sagte Ryan.
    »Kennst du dich mit Baseball aus?«

    Ryan schüttelte den Kopf. »Ich bin mehr ein Fußballfan.«
    »Kurz vor dem Effekt waren sie ziemlich schlecht, und jetzt sind sie ganz unten in der Provinzliga angelangt …«
    »Scheiße«, sagte Julianne wütend. »Wollt ihr vielleicht noch über Kricket fachsimpeln? Das ist heutzutage nämlich viel bedeutender als euer dämliches Baseball, was ohnehin nie besonders wichtig war außerhalb von Amerika, falls euch das mal aufgefallen sein sollte. Nein? Auch gut. Jetzt hör mir mal zu, Ryan. Der Angriff. Begann der, als du auf der Toilette warst?«
    »Ja, klar«, sagte er verlegen. »Da hatte ich echt Glück. Sonst wäre ich getoastet worden. Ich hab die Busse gesehen, als ich dann rauskam, Mann. Die sahen aus wie zertretene Blechdosen.«
    »Und die Miliz und die Privaten, was ist mit denen?«
    Ryan zuckte mit den Schultern.
    »Ihr wisst ja, wie es läuft. Wahrscheinlich standen auch einige draußen bei den Bussen, um darauf zu achten, dass alles funktionierte. Aber ich schätze, die hat es auch erwischt.«
    »Bist du

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