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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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ein Kamel?
    »Mr. President. Es wird Zeit. Der Heli ist im Anflug.«
    »Danke, Agent Shinoda«, sagte er und wandte sich von der deprimierenden Aussicht ab. Ölige schwarze Wolken stiegen über der Stadt auf, und obwohl die Kämpfe in einiger Entfernung stattfanden, drang der Lärm an seine Ohren, und er spürte genau, was dort los war.
    Jed Culver stand mit betretener Miene hinter ihm, mit einem Papierstapel in der Hand. Ein Offizier der Army mit einem aufgestickten schwarzen Vogel am Kragen stand neben ihm. Auf dem Namensschild über seiner Brusttasche stand »Kinninmore«. Auf seiner Schulter war ein Kavallerieabzeichen in Form eines Schildes mit einem schwarzen Streifen und einem Pferdekopf in einer Ecke zu sehen.
    Kip wusste noch immer nicht genug über diese ganzen militärischen Angelegenheiten, da gab es noch jede Menge zu lernen. Denn obwohl seine Verteidigungsstreitkräfte radikal dezimiert waren, fand er sich oft genug in diesem Urwald von Abzeichen, Einheiten und Diensträngen nicht zurecht. Das Kavallerieabzeichen war ja noch leicht zu identifizieren. In den letzten Jahren hatte die Kavallerie ein
echtes Comeback als Elitetruppe der Armee gehabt. Wenn man unter Elite jene Truppen verstand, die am meisten in Kämpfe verwickelt wurden und bei denen am meisten Soldaten umkamen.
    Der Offizier salutierte formvollendet, auch wenn er eigentlich aussah, als ob er eben erst einige Kilometer weit durch Staub, Blut und Dornen gerobbt wäre. Kipper erwiderte seinen Gruß, und Jed Culver übernahm die Aufgabe, den Mann vorzustellen.
    »Das ist Colonel Alois Kinninmore, Mr. President. Er gehört zur Kampfeinheit der 7. Kavallerie. Er hat das Kommando über alle unsere bewaffneten Streitkräfte in New York. Sie sind gestern Abend eingeflogen, um die Besatzer des Flughafens zusammenzustauchen, aber er ist … äh … nun, ich denke, dass sollten sie selbst erklären, Colonel.«
    »Vielen Dank, Sir«, sagte Kinninmore. Kipper hatte erwartet, dass er seine Worte rau und laut hervorstoßen würde, nachdem er so zackig salutiert hatte. Aber Kinninmore sprach ruhig und mit einem sauberen Ostküstenakzent, offenbar kam er aus Boston. »Mr. President?«
    »Sprechen Sie, Colonel, aber kommen Sie dabei bitte mit uns. Ich glaube, Agent Shinoda dreht noch durch, wenn ich meinen Präsidentenarsch nicht zügig in den Hubschrauber bewege.«
    »Selbstverständlich, Sir.«
    Die kleine Gruppe von Männern – Kipper, Culver, Kinninmore und ein halbes Dutzend Agenten vom Secret Service in schwarzen Monturen und Schutzwesten – drängte sich zusammen und trat hinaus in den Korridor, einem langen, karg beleuchteten, in feinstem weißem Marmor gehaltenen Gang.
    »Die wichtigsten taktischen Operationen am Flughafen sind größtenteils zu Ende gebracht, Mr. President«, sagte Kinninmore. »Wir sind nur noch mit einigen versprengten Kämpfern beschäftigt …«

    »Das ging ja ziemlich schnell, Colonel. Haben Sie viele Männer verloren?«
    »Wir haben zwölf Tote und fünfzehn Verwundete zu beklagen, Sir.«
    Kipper wusste, dass kriegerische Auseinandersetzungen in urbanem Gelände immer hohe Verluste brachten, das hatte man ihm oft genug erzählt. Aber ein Dutzend Tote und noch mehr Verwundete klang ziemlich heftig. Er würde viele Beileidsbriefe schreiben müssen, wenn er nach Seattle zurückkam. Er legte Wert darauf, sich mit den Familien aller Soldaten in Verbindung zu setzen, die unter seinem Oberbefehl umgekommen waren. Culver meinte, dass er das ruhig an jemand anderen delegieren könnte, aber Kipper bestand darauf, diese Briefe selbst zu verfassen, auch wenn es viel Zeit in Anspruch nahm und ihn emotional ziemlich mitnahm. Das war das mindeste, was er tun konnte.
    »Tut mir leid, das zu hören, Colonel, wirklich. Ich würde gern so bald wie möglich die Verwundeten besuchen.«
    »Danke, Sir, das werden sie sicherlich zu schätzen wissen.«
    Die Gruppe kam an einigen schweren Holztüren vorbei. Sie standen offen und gaben den Blick auf einen Raum frei, der wie ein Gerichtssaal wirkte. Kinninmore, der neben Kipper ging und seinen Helm unter den Arm geklemmt hatte, schien sich nicht für die Umgebung zu interessieren. Sie kamen um eine Ecke und stiegen nun ein mit Marmor vertäfeltes Treppenhaus hinab, vorbei an einem Schild, auf dem ihnen mitgeteilt wurde, dass sie nun den Museumsbereich des Gebäudes betraten.
    »Ich werde so schnell wie möglich drei Truppen der 7. Kavallerie zusammen mit zwei Marinedivisionen herbeordern und

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