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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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bestimmte Warnungen und umfuhr Straßensperren oder bog auf Alleen oder Feldwege ein, die von zahlreichen Schildern gesäumt wurden, die denen glichen, die er gerade missachtet hatte.
    »Sind Sie öfter hier, Mr. Dalby?«, fragte Caitlin.
    »In den letzten Jahren schon, Ms. Monroe. Und ich habe hier eine längere Zeit als Rekrut verbracht, aber das ist schon lange her. Ein übler Ort, wenn ich ehrlich bin. Aber durchaus zweckmäßig.«
    Sie nickte abwesend und starrte auf die frischen Panzerspuren, mit denen der leicht ansteigende Hügel zu ihrer Linken übersät war. Kurz bevor sie den Truppenübungsplatz erreicht hatten, etwa vor einer Stunde, waren Fallschirmspringer über einem ähnlichen Hügel aus einer C-17 abgesprungen. Bei ihrem Anblick musste sie an Bret denken, der auch mal als Fallschirmspringer seinen Lebensunterhalt verdient hatte. Vielleicht hatte er ja auch mal in dieser Gegend eine Übung mitgemacht. Ihr Zorn flammte wieder auf. Bret hatte sich großartig verhalten, als er Monique zu schützen versuchte. Leider hatte er sich einige üble Verletzungen zugezogen. Ein Finger war ihm weggeschossen und der Oberschenkelknochen von einer Kugel durchschlagen worden. Hinzu kamen eine Schürfwunde am Ellbogen und ein Bruch des Knöchels, den er sich zugezogen hatte, als er gestürzt war. Es war ein Wunder, dass Monique die ganze Sache unverletzt überstanden hatte, aber dennoch stieg eine heiße Wut in ihr hoch, wenn sie darüber nachdachte, was alles hätte passieren
können. Und wie sie nun an Monique dachte, merkte sie erst, wie schwer ihre Brüste waren und wie weh sie taten. Der Gedanke machte sie sehr traurig. Sie wusste, dass sie die beiden nicht so bald wiedersehen würde, womöglich wochenlang nicht.
    Sie würde ihrer Tochter nie mehr die Brust geben können.
    Verbissen starrte sie aus dem Fenster und versuchte eine Distanz zu ihren Gefühlen aufzubauen. Emotionen würden sie nur schwächen und ablenken. Mit Trauer und Gewissensbissen wäre ihrer Familie jetzt auch nicht geholfen.
    »Großer Gott, die sehen ja aus wie fröhliche Wanderer«, murmelte Dalby, als sie um eine Ecke kamen und auf eine Gruppe Soldaten zufuhren, die im Sprühregen über die Landstraße trabten. Er nahm das Gas weg, lenkte an den Straßenrand und fuhr in einigen Metern Entfernung an ihnen vorbei. Die Soldaten befanden sich jetzt auf Caitlins Seite und bemühten sich, sie nicht allzu neugierig anzusehen, während sie sich Zentimeter um Zentimeter an ihnen vorbeischoben. Die Männer trugen entweder SA-80- oder M-16-Sturmgewehre. Sie waren sehr nass, sehr jung und sahen ziemlich fertig aus.
    »Wehrpflichtige, würde ich sagen«, meinte Dalby. »Wahrscheinlich erst ein paar Wochen dabei, so wie die gucken.« Sie nickte, ohne zu verstehen, worauf er anspielte. Sie sahen in der Tat jung aus, aber warum es sich eher um gezogene als freiwillige Soldaten handelte, war ihr nicht ersichtlich. Offenbar hatte Dalby einen Blick für derartige Feinheiten, da er ja selbst mal in dieser Situation gewesen war.
    »Und das da dürfte wohl der Sklaventreiber sein«, fügte er grinsend hinzu, als ein anderer junger Mann ins Sichtfeld kam, der sich anscheinend in der tristen Umgebung wohlfühlte. Er führte die Truppe an, trat nun in die Mitte
der Straße und hob eine Hand. Die anderen trotteten weiter, während er abwartete, dass Dalby neben ihm anhielt.
    »Reichen Sie mir doch mal das Clipboard da, bitte, Ms. Monroe«, sagte Dalby. »Nach meiner Erfahrung gibt es keine Situation, die man nicht mit einem Clipboard und einem gewissen Sinn für berechtigte Ansprüche bewältigen kann.«
    Der Offizier in der durchnässten Kampfmontur drehte den Zeigefinger in der Luft, um Dalby zu signalisieren, dass er das Fenster herunterlassen sollte. Zwei Infanteriefahrzeuge rollten vorbei und spritzten den Lieutenant nass. Dalby nahm keine Notiz davon.
    »Guten Morgen, Lieutenant. Kein schlechter Tag für einen kleinen Ausflug, was?«, säuselte er und schob das Clipboard durchs Fenster, ohne dazu aufgefordert zu werden.
    Der Lieutenant wischte sich die Regentropfen vom Rand seines Helms, die sich an gleicher Stelle wenig später wieder angesammelt hatten. Er beugte sich vor und lief dabei Gefahr, die Tropfen in Dalbys Wagen regnen zu lassen. »Ein großartiger Tag für eine Übung, Sir. Darf ich fragen, warum Sie in meinem Schussfeld herumfahren?«
    »Nun, wenn Sie den obersten Zettel da lesen, dann werden Sie erkennen, dass es nicht allein Ihr Schussfeld ist,

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