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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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der Nähe einer Stadt namens Groveton im Trinity County stattfand.«
    Kipper sah sich die Bilder genauer an, und sein Gesicht verzog sich zu einer Maske des Abscheus. Die Fotos waren von schlechter Qualität und offenbar aus großer Entfernung gemacht worden, aber sie zeigten deutlich genug, was da vor sich ging. Eine kleine Gruppe von Männern, Frauen und Kindern wurde von einer größeren Gruppe Uniformierter
verprügelt. Auf einem Foto war zu sehen, wie eines der Opfer erschossen wurde.
    »Jesus Christus«, hauchte Kipper. »Wie oft ist das schon …«
    Ihm versagte die Stimme, und er machte nur eine hilflose Geste mit den Zetteln Richtung Culver.
    »Wir sind immer noch dabei, die Daten zu sammeln, Sir. Sie dürfen nicht vergessen, dass wir keine Kontrolle mehr über den Süden haben, genau wie hier über Manhattan. Weniger sogar, weil wir dort unten nicht so gegen Blackstone vorgehen können wie hier gegen diese Mistkerle.«
    Kipper ignorierte den tadelnden Unterton, der sich in Culvers Antwort eingeschlichen hatte.
    »Aber so wie es aussieht«, fuhr Culver fort, »wurden über sechshundert unserer Siedler von ihren Ländereien vertrieben. Nur hundertzwölf von ihnen haben es bis aufs Bundesgebiet geschafft. Das bedeutet aber nicht«, fügte er hastig hinzu, »dass die Texas Defense Force die anderen umgebracht hat. In Texas gibt es auch noch jede Menge Banditen und Freibeuter. Außerdem gibt es Wegelagerer, sogenannte Road Agents. Bei denen vermutet das FBI allerdings, dass sie mit taktischer Rückendeckung von Fort Hood arbeiten. Wahrscheinlich sind die meisten unserer Siedler mit denen in Konflikt geraten. Aber es gibt auch unbestreitbare Beweise, dass die TDF in einigen Situationen Gewaltanwendung mit Todesfolge in Kauf genommen hat, wenn sie bei den Transfers auf Widerstand stieß. Die Siedler haben offenbar alle sehr große Angst vor der TDF, noch mehr Angst allerdings vor den Road Agents.«
    Kipper presste die Lippen aufeinander und versuchte sich zu beruhigen. Er schaute sich in der Hubschrauberkabine um, wo der Obergefreite Peckham noch immer in wachsamer Pose neben seiner Bordkanone hockte. Er nickte Agent Shinoda zu, der im hinteren Kabinenbereich stand
und einen Schluck aus seiner Wasserflasche nahm, während er sich mit der anderen Hand an einen Haltegriff klammerte.
    »Wir müssen uns das ja nicht schönreden«, sagte Kipper, als er sich wieder Culver zuwandte. »Unfreiwillige Transfers mit Todesfolge. Das ist doch alles Quatsch, Jed. Wir sprechen hier von ethnischer Säuberung und Mord. Und Sie hatten natürlich Recht, das muss ich jetzt zugeben. Wir müssen etwas unternehmen.«

16
    Salisbury Plain, England
    Das große, verblichene gelb-rote Schild warnte: »VORSICHT! GEFAHR DURCH BLINDGÄNGER VON NICHT DETONIERTEN BOMBEN, RAKETEN UND GRANATEN.« Die Schrift in der Mitte des Plakats war so sehr verblichen, dass man sie nicht mehr entziffern konnte. Der letzte Satz »SIE KÖNNEN EXPLO-DIEREN« machte allerdings unmissverständlich klar, dass überall jede Menge Gefahren lauerten. Der dramatische Effekt des Schilds wurde durch den Pfosten, an dem es befestigt war, relativiert, denn er stand ziemlich schief und wirkte vernachlässigt, aber in der Ferne konnte Caitlin ab und zu Gewehrfeuer hören. Nachdem Dalbys kleines Auto den Hügel erklommen hatte, bemerkte sie weiter weg die dunklen Schatten von gepanzerten Fahrzeugen, die sich durch den dunstigen Regen bewegten. Einige von ihnen waren noch immer in den Tarnfarben der Wüsteneinheiten bemalt, größtenteils handelte es sich um ehemalige Abrams- oder Bradley-Panzer der US-Army, die Großbritannien als Ausgleich für seine materielle Unterstützung nach dem Effekt bekommen hatte. Ein ganzer Berg militärischer Ausrüstung und eine gewisse Anzahl von Spezialisten, die sie bedienen und warten konnten, waren den Briten in Anlehnung an das Lend-Lease-Abkommen aus dem Zweiten Weltkrieg als »Dauerleihgabe« überlassen worden.
    Dalby schenkte dem Schild nicht die geringste Aufmerksamkeit, während sie die Landstraße entlangfuhren. Sie
hatten bereits Dutzende solcher Plakate gesehen, seit sie das militärische Sperrgebiet auf der Hochebene von Salisbury Plain erreicht hatten. Obwohl einige der Schilder ziemlich vernachlässigt aussahen, waren auf dieser Hochebene jede Menge verschiedener Truppen unterwegs, die in der feuchten und matschigen Gegend ihre Übungen machten. Dalby schien sich in dieser Gegend gut auszukennen. Mehrmals missachtete er

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