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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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Meinung, konnte sich aber nicht so sehr darüber aufregen. Echelon hatte früher als geheime Spionageorganisation der anglophonen Länder sehr gut funktioniert. Damals, als die restliche Welt von seiner Existenz noch nichts gewusst hatte. Aber dann war es dem französischen Geheimdienst gelungen, während der ersten Tage der Intifada das Netzwerk von Echelon aufzurollen.
    »Das ist alles nur Politik, Dalby. Und inzwischen auch Geschichte. Tatsache ist jedenfalls, dass wir jetzt offen operieren. Wir gehören zum Spiel, und die Franzosen müssen uns ihre Informationen über Baumer überlassen. Der
Kerl ist wieder frei und plant weitere Anschläge, gegen uns und gegen mich.«
    »Glauben Sie wirklich, dass er Sie persönlich meint?«, fragte Dalby skeptisch.
    Caitlin hob beschwörend die Hände. »Richardson wurde bezahlt von einem Mann namens Tariq Skaafe, auch bekannt als Terry Skaafe, das ist eines von Baumers alten Pseudonymen. Er bekam den Auftrag, hierherzufahren und meine Familie anzugreifen. Man hat ihm einen Extrabonus in Aussicht gestellt, wenn es ihm gelingen sollte, mit mir als Gefangener nach London zurückzukommen. Das klingt ziemlich persönlich, meinen Sie nicht? Dieser Scheißkerl sitzt zwei, drei Jahre in einem Drecksloch in Guadeloupe und nährt seinen Hass auf die ungläubige Schlampe, die ihn dort hingebracht hat. Weiß der Teufel, wie er da rausgekommen ist, aber wenn Sarkozy die exterritorialen Gebiete nicht mehr unter Kontrolle hat – und wer hat die Karibik denn überhaupt noch im Griff? -, dann ist es ziemlich leicht vorstellbar, dass Baumer aus seiner Zelle herauskam, indem er jemandem ein Päckchen Zigaretten geschenkt oder ihm einen runtergeholt hat.«
    Caitlin hatte sich sehr weit vorgelehnt während ihrer Hasstirade und ließ sich jetzt in den Sessel zurückfallen. Sie schämte sich dafür, dass sie sich vor Dalby hatte gehenlassen. Falls Baumer wirklich frei war, dann musste sie jetzt einen kühlen Kopf bewahren, und zwar so lange, bis sie ihm eigenhändig das Herz aus der Brust gerissen hatte, um sicherzugehen, dass dieser Mistkerl auch wirklich tot war. Dalby nickte verständnisvoll und zog eine Schreibtischschublade auf.
    »Erlauben Sie?«, fragte er und holte eine Pfeife hervor. »Die hilft mir beim Denken. Und ich habe gestern erst eine neue Tabaklieferung bekommen. Aus Missouri.«
    »Bedienen Sie sich, Mr. Holmes«, sagte sie lächelnd. »Tut mir leid, dass ich mich so ereifert habe, aber es geht
ja nicht nur um mich. Diese Schweinehunde hatten es auf meinen Mann und mein Kind abgesehen. Und persönlicher als das kann man nicht mehr werden.«
    Dalby stopfte sich die Pfeife und zündete sie an – mit dem gleichen Feuerzeug, mit dem er vorhin noch versucht hatte, Informationen über diesen Terry Skaafe von Richardson zu bekommen. »Sie kennen diesen al-Banna offensichtlich besser als alle anderen«, sagte er, nachdem er die ersten Züge gemacht hatte. »Glauben Sie, er könnte noch immer im Land sein?«
    Caitlin schüttelte den Kopf. »Bestimmt nicht. Er dürfte ziemlich schnell ein- und ausgereist sein. Das Pseudonym Terry Skaafe war eine gute Tarnung. Das hat er noch nicht benutzt, als ich hinter ihm her war. Darüber haben wir erst im Nachhinein Informationen bekommen. Die Identität als kurdisch-österreichischer Geschäftsmann im Bereich Medizinische Ausrüstung war gelungen. Auf diese Weise hat er die nötigen Stempel für seine Reisen bekommen. Er hatte einen Pass der EU und eine österreichische Nationalität. Damit kam er bei den Grenzkontrollen überall durch. Richardson hat den Auftrag vor einem halben Jahr übernommen. Bezahlt wurde er in vielen kleinen Raten über das Internet, die auf seinem Wettkonto landeten. Al-Banna kam, handelte und verschwand wieder.«
    Dalby zog an seiner Pfeife und schloss die Augen. Offenbar genoss er das Rauchen. Der Tabakrauch duftete nach Portwein und altem Leder. Regen prasselte gegen die Fensterscheibe und auf den Truppenübungsplatz dort draußen. Ein Hubschrauber flog vorbei, man konnte das Wummern der Rotoren in der Ferne hören. So ein Geräusch kann einen einlullen, bis man schläft, dachte Caitlin.
    Dalby schwieg sehr lange, behielt dabei die Augen geschlossen und wiegte den Kopf hin und her. Irgendwann fragte sie sich, ob er womöglich eingedöst war, aber da meldete er sich wieder zu Wort.

    »Und wo ist er nun, unser Mr. Baumer, was meinen Sie?«
    »Jedenfalls nicht in Frankreich, das ist mal sicher. Paris ist nicht Guadeloupe,

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