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Das verlorene Observatorium

Das verlorene Observatorium

Titel: Das verlorene Observatorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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das Nichtvorhandensein solcher) erinnerte mich an die Gegenstände anderer Kinder. Ich erinnerte mich an die Mansardenzimmer von Tearsham Park und in den Mansardenzimmern, die am weitesten von der Treppe entfernt lagen, noch hinter den Unterkünften der Dienstboten, verbrachte ich viele Stunden damit, die Gegenstände toter Leute zu entdecken. Das Hab und Gut der Toten wurde dort oben aufbewahrt. Viele dieser Gegenstände stellten eine Verlegenheit dar für die noch Lebenden, die unten wohnten. Aber manche Dinge in den Mansardenzimmern wurden dort aufgehoben, weil der tote Besitzer ein Geheimnis bleiben sollte. Versteckt in einem verschlossenen Schrankkoffer in einem der kleineren Zimmer fand ich die Besitztümer eines Kindes, unter anderem einen Teddybär ohne Mund (Position 174).
Peter Bugg erinnerte sich (2)
    Das Geplapper über Schlafsäle, wie Peter Bugg es sah, über Schlafsäle nur für Mädchen, erinnerte ihn an andere Schlafsäle voller Jungen, in denen er abends das Licht gelöscht und die Jungen ihren Gedanken an Mädchen überlassen hatte. Die Namen mancher dieser Jungen drängten sich ihm, Sir, Sir, wieder in den Kopf. Und unter diesen Namen befand sich auch der des Jungen, der gestorben war, des Jungen, von dem Peter Bugg überzeugt war, ihn auf seine eigene gemeine Art in den Tod getrieben zu haben. Tränen strömten über sein Gesicht, als ihm der Junge auf der durch den übermäßigen Schweiß gut geschmierten Haut erneut von der Glatze in die Augen rutschte. Alexander Mead. Er erinnerte sich an so viele Kindheiten, an so viele Schultage, warum also gelang es ihm nicht, das Bild vom Gesicht dieses einen Jungen zu verbannen. Der Junge blieb und lächelte bei jedem Blinzeln in Buggs Schädel. Dies ist eine seiner Erinnerungen, die er auf keinen Fall mit Higg, Tap und Zwanzig teilen wollte. Später jedoch erzählte er mir von den Schlafsälen der Jungen.
Francis Orme erinnerte sich (3)
    ... so daß ich mich, in Betten schlafende Mädchen und Jungen vor Augen, an jene Zeit zurückerinnerte, in der ich vierundfünfzig Porzellanpuppen besessen hatte. Die Zeit der
    Puppen rühmt sich der folgenden Akteure: ich selbst, Herr Francis Orme, der damals gerade erst die Zeit der Weißen Handschuhe hinter sich gebracht hatte und vierundfünfzig Porzellanpuppen. Diese Puppen hatten einmal meiner Großmutter väterlicherseits gehört und angeblich waren sie äußerst selten und kostbar. Mutter hatte mir nicht erlaubt, sie anzufassen. Sie lagen in ihren verschiedenen weißen Pappschachteln, eingepackt in schützendes Seidenpapier, in diesen fernen und mir verbotenen Mansardenzimmern von Tearsham Park. Wahrend der Zeit von Mutters Größter Traurigkeit, die zusammenfiel mit der Zeit der Puppen, schloß sie sich in ihr Schlafzimmer ein und konnte mich von daher auch nicht oben auf dem Dachboden sehen. Ich holte die Puppen aus ihren Schachteln, stellte sie auf ihre zierlichen Füße, malte mir aus, mit jeder einzelnen von ihnen verheiratet zu sein und sah mich glücklich in der Abgeschiedenheit der Mansardenzimmer von Tearsham Park leben. Ich sah mich nonchalant unter den Zwängen der Ehe herumspazieren, immer von vierundfünfzig winzig kleinen Porzellangemahlinnen verfolgt. Später, in der zweiten Phase der Puppenzeit, entkleidete ich alle Puppen und untersuchte sie sorgfältig. Ich wurde zu einem Experten in der Anatomie der Puppenheit. (Im Wachsfigurenmuseum versuchte ich einmal, das Fleisch unter der Kleidung der Wachsmenschen zu untersuchen. Die Wachsmenschen hatten keine Wachskörper, die Wachsmenschen besaßen Körper aus Styropor und Fiberglas -manche von ihnen, die mit den langen Kleidern, hatten sogar Holzstümpfe als Beine.) Die dritte Phase der Puppenzeit, die bedauerlicherweise zugleich auch die letzte war, sah ich mich all die entkleideten Puppen in ihre weißen Schachteln zurücklegen und jede einzelne numerieren. Ich fand in Tearsham Park genug weißen Karton, um mir selbst eine etwas größere Schachtel zu basteln. Diese beschriftete ich mit fünfundfünfzig. Ich wollte mich in meine eigene Schachtel legen, ebenfalls nackt bis auf meine weißen Handschuhe, und meditieren. Die Zeit der Puppen endete abrupt. Mutter, die inzwischen wieder ihr Zimmer verlassen hatte, gleichwohl ein wenig blasser und schmaler als zuvor, entdeckte mich (nackt) mit meinen vierundfünfzig (nackten) Porzellanfrauen und erwirkte umgehend meine Scheidung von ihnen. Ich erinnerte mich, daß ich meine Frauen das letzte Mal während

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