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Das verlorene Observatorium

Das verlorene Observatorium

Titel: Das verlorene Observatorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nicht zu Maximilian sagte, Wir werden einfach weitergehen, bis wir das Observatorium erreichen. Die Tatsache, daß sie im Observatorium endete, muß als reiner Zufall angesehen werden. Am Abend bevor sie sich in Wohnung 20 niederließ, waren Zwanzig und Maximilian in einen Hundekampf verwickelt worden, einem ganz besonders üblen, wie sie sich erinnerte. An diesem Abend kämpften sie mit einem ganz besonders furchterregenden Hund. Er hatte Zwanzig an vielen Stellen zerkratzt. Aber den armen Maximilian, erinnerte sie sich, hatte er beinahe totgebissen. Und auf der Flucht vor dem Hund, erinnerte sie sich unter Tränen, war Maximilian von einem Auto angefahren worden. Er jaulte so schrecklich, als er getroffen wurde, sagte sie. Zwanzig erklärte in ihrer fremden Sprache mit Peter Bugg als Übersetzer, daß sie einen Schlupfwinkel brauchte, um Maximilians Wunden zu lecken. Doch Maximilian, die traurige Dogge, starb noch in derselben Nacht. Sie begrub ihn, erinnerte sie sich, in der trockenen Erde draußen vor dem Observatorium. Im Anschluss wusste sie weder, was sie mit sich anfangen sollte, noch, in welchem Land sie gelandet war. Sie konnte sich auch nicht erinnern, warum sie überhaupt so weit gegangen war. Als sie sich im Observatorium umschaute, sah sie auf einer Tür die Nummer 20, und diese Zahl schien ihr irgend etwas zu bedeuten, also beschloß sie, dort zu bleiben. In Wohnung 20. Zwanzig lachte nicht, als sie sich an das alles erinnerte.
Claire Higg erinnerte sich (4)
    Eines Morgens war Alec Magnitt, erinnerte sich Claire Higg unaufgefordert, aus seiner Wohnung gekommen, um zur Arbeit zu gehen, und hatte wie gewöhnlich Claire Higg angelächelt, als sie herauskam, um ihre Milchflasche der Liebe hereinzuholen. Aber an diesem Tag hatte Alec Magnitt etwas gesagt, er hatte gesagt, Ich wußte gar nicht, daß wir Milch ins Haus geliefert bekommen. O ja, sagte Higg, log Higg, erinnerte sich Higg laut, wenn Sie mögen, arrangiere ich das für Sie. Würden Sie das wirklich tun? sagte Magnitt. Sicherlich, sagte Higg. Und das tat sie auch. Sie kaufte jeden Abend eine zusätzliche Flasche Milch, eine für Higg, eine für Magnitt und stellte jeden Morgen um sieben Uhr eine vor ihre Tür und eine vor Magnitts Tür. Sie erinnerte sich noch sehr deutlich an diesen Morgen, sagte sie, denn bei dieser Gelegenheit hatte sie den Eindruck gehabt, daß Alec Magnitt tatsächlich mit ihr flirtete. Er hätte mich ja überhaupt nicht auf die Milchflaschen anzusprechen brauchen, oder? Und als sie darauf keine Antwort erhielt, ging sie in die Küche, um sich ein Glas Milch einzuschenken. Bei ihrer Rückkehr sagte sie:
    Ich trinke schon immer für mein Leben gern ein Glas Milch. Ich persönlich kann sie nicht ausstehen.
Anna Tap erinnerte sich (3)
    Es war Anna Tap, die sich an ihre Abscheu vor Milch erinnerte. Claire Higg schien gekränkt. Anna Tap bot ihr eine Zigarette an und erzählte von der Zeit, als sie in Waisenhäuser geschickt wurde. Wir lebten in Schlafsälen, manchmal nur zu zehnt, andere Male waren wir fünfzig oder mehr, sagte sie. An den Schlafsaal eines Waisenhauses erinnerte sie sich besonders gut. Dieser, sagte sie, war so voll, dass in jedem Bett zwei Mädchen schliefen und auch zwischen den Betten lagen Mädchen, und Mädchen lagen auch entlang der Durchgänge. Wenn man auf dem Boden schlief, dann schlief man auf einer Matratze, sagte sie, wenn man in einem Bett schlief, schlief man ohne Matratze, lag auf den kalten, harten Brettern, hatte nur ein Laken zwischen sich und diesen Brettern. Die Laken waren fast immer schmutzig. Und es gab immer nur ein Kissen pro Bett oder Matratze, so daß das schwächere Kind von jedem Paar immer ohne auskommen mußte. Wir legten uns mit den Köpfen in entgegengesetzten Richtungen hin - wenn man uns Kopf an Kopf nebeneinander liegend vorfand, wurden wir geschlagen. Es gab dort auch Fenster, aber diese Fenster hätten dringend geputzt werden müssen, außerdem waren sie vergittert und verriegelt. Und nachts war die Tür des Schlafsaals stets abgeschlossen. Die Betten waren aus Holz und in die Kopf- und Fußteile eines jeden Bettes waren die Namen von Kindern eingeritzt oder Worte des Hasses oder der Liebe oder auch einfach nur Kratzer und Kerben, die Signaturen der Kinder, die nicht schreiben konnten. Es war möglich, dass die Kinder in diesem Waisenhaus blieben oder verlegt wurden (was mindestens auf Dreiviertel zutraf) und so kam es, dass sich die Priester, die das Waisenhaus leiteten,

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