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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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sagen, erschlägt ihn der Edelmann sofort, denn so war es schon immer.«
    »Solches Gerede macht mich krank«, knurrte Andrew. »Lieber stirbt man als freier Mann, statt als Vieh dieser Unholde zu leben.«
    »Dann werden Sie gegen sie kämpfen?«, fragte Kal ruhig.
    »Da haben Sie verdammt Recht! Das werde ich!«
    Kal brach langsam in ein Lächeln aus.
    »Worüber zum Teufel lächeln Sie da?«, brüllte Andrew.
    »Ich wusste, dass Sie so reagieren würden.«
    »Was haben Sie denn sonst erwartet?«
    »Manche dachten, Sie würden sich womöglich Iwor oder sogar Rasnar unterwerfen und Ihre Waffen gegen Schutz durch die Adligen eintauschen oder gegen Freistellungen durch die Kirche.«
    »Den Teufel würde ich! Sie meinen, dass Iwor das alles duldet?«
    »Sein Vater half letztes Mal bei der Auswahl, und so landete mein Vater in den Gruben. Die Adligen genießen das Privileg, auszuwählen und zu verschonen, und der Wolf hat ein langes Gedächtnis, soweit es Mäuse angeht, die ihn geärgert haben.«
    »Warum hat Ihr Volk nie dagegen gekämpft?«, wollte Andrew wissen.
    »Womit – mit bloßen Händen?«
    Angewidert wandte sich Andrew ab.
    »Iwor kommt morgen her«, sagte er scharf. »Ich werde ihn fragen, was zum Teufel er zu tun gedenkt, wenn diese Wilden wieder auftauchen.«
    »Tun Sie das nicht!«, flehte ihn Kal an. »Es würde meiner Tochter und mir das Leben kosten. Selbst wenn Sie leugneten, dass wir es Ihnen erzählt haben, würde er es trotzdem vermuten und uns sofort umbringen.«
    »Ich schütze Sie«, sagte Andrew.
    »Ich gehöre Iwor. Er würde Ihnen nie gestatten, einem Bauern Zuflucht zu gewähren, den er rechtmäßig beanspruchen kann.«
    »Wie lange dauert es, bis sie kommen?«, fragte Andrew.
    »Sie sind noch drei Winter entfernt. Springen Sie nicht ins Feuer, ehe es überhaupt brennt, mein Freund.«
    Andrew setzte sich und goss sich ein weiteres Glas ein, machte sich aber nicht die Mühe, auch Kal oder dem leicht angetrunkenen Hawthorne etwas anzubieten.
    »Ich warte ab«, sagte er kalt. »Aber bei Gott, Sie sollten wissen: Wenn die Zeit kommt, wird dieses Regiment bis zum letzten Mann kämpfen. Falls Iwor meine Hilfe wünscht, bekommt er sie. Andernfalls stellen wir uns ihnen allein entgegen.«
    »Komm, Tanja«, sagte Kal und wandte sich seiner Tochter zu.
    Hawthorne zog sie schützend an seine Seite.
    »Ich werde ihr nicht wehtun«, sagte Kal sanft, streckte die Hand aus und führte seine Tochter in die Nacht hinaus.
    »Bitte, Vater, es tut mir Leid«, brachte sie heftig schluchzend hervor.
    Er wusste nicht, ob er sie bestrafen oder ihr danken sollte, denn wenigstens war die Ungewissheit durchbrochen.
    »Halt einfach deinen törichten Mund«, sagte er und gab ihr zur Strafe einen Schlag aufs Hinterteil. Dann führte er sie nach Hause, und als sie die Hütte erreichten, fühlte sich der Bauer schon anders. Gab es also wahrhaftig eine andere Möglichkeit? War sein Traum doch nicht ganz so verrückt, wie andere behaupteten?
    Irgendwie gelang es ihm einfach nicht, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Die Abgründigkeit dessen, was Andrew ihm in der Nacht zuvor anvertraut hatte, konnte nicht abgewaschen oder einfach abgestellt werden.
    »Sir, das wird in technischer Hinsicht ein Mordsprojekt. Wir müssen einen Erddamm von zehn Metern Höhe auf fast zweihundert Metern Länge errichten.« Bei diesen Worten deutete Ferguson zu der schmalen Kluft über der Stadt hinauf, durch die der Fluss Wina strömte, ehe er sich an Suzdal vorbeischlängelte und in den Neiper mündete.
    »Wo war das noch?«, fragte Emil und blickte den Private an, der mit Kal bei ihm stand.
    »Dort, Sir. Ein Stück die Stromschnellen hinauf- dort sollten wir ihn bauen. Damit überfluten wir das ganze Tal weiter oben und erhalten so genug Wasserkraft an dieser Stelle, um ein Dutzend schwere Mühlen zu betreiben, und es bleibt immer noch genügend Wasser übrig, um es durch ein abgedecktes Aquädukt in die Stadt zu leiten.«
    Emil bemühte sich, wieder an die unmittelbare Arbeit zu denken.
    Iwor, der neben ihm saß, reagierte erkennbar mit Verwirrung auf Ferguson, der immer wieder durch ein unbeholfen hergestelltes Vermessungsglas blickte und sich danach jeweils umdrehte, um etwas auf seinen Notiz- und seinen Skizzenblock zu kritzeln.
    Emil musterte Iwor und fragte sich, wie dieser Mann nur hinnehmen konnte, dass sein Volk unter solch elenden Bedingungen lebte. Die konstante Seuchengefahr in der Stadt trieb Emil seit seiner Ankunft hier beinahe

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