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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Schmettern von sich, bei dem den Menschen kalte Schauer über den Rücken liefen, denn es klang nach den Schreien der Verdammten. Ein Dutzend Trompeter kamen auf ihren gewaltigen Rössern durchs Tor. Ihnen folgten die Schicksalstrommler, die großen Kesselpauken an beide Flanken ihrer Pferde gebunden, und die Krieger des goldenen Clans schwangen die Schlegel hin und her und erzeugten so ein bebendes Tosen wie von Donner. Sechs von ihnen ritten zum Tor herein, wiederum gefolgt von zwanzig Reitern der Garde, die gewaltigen ein Meter achtzig langen Bögen gespannt, Pfeile angelegt.
    Und dann endlich kam jener, der als Künder der Zeit bekannt war und der erschien, um allem Vieh mitzuteilen, dass es in Kürze mit der Anwesenheit der Tugarenhorde geehrt werden würde. Denn mit seiner Ankunft musste das Volk der Rus jetzt die Vorbereitungen treffen – zwei Jahre vor der Zeit zur Auswahl antreten, die Ernte einbringen, die Kornspeicher füllen, die Tiere mästen, die sie selbst verspeisten, und überhaupt alles bereithalten: Silber, Gold, Vorräte, Eisen und schließlich sich selbst.
    Der Künder der Zeit saß mit gekreuzten Beinen auf seiner großen Plattform, die auf vier Pferden ruhte. Grinsende Schädel säumten die Plattform, und gebleichte Brustkästen hingen an ihren Seiten. Das über ihm flatternde Banner war von der Farbe des Blutes.
    Die Prozession zog weiter. Hinter dem Künder kamen noch einmal zwanzig Bogenschützen und schließlich die Haustiere – Suzdalier, die vor fast einer Generation mit der Horde verschwunden waren und jetzt endlich nach Hause zurückkehrten. Ihre Augen schwammen in Tränen, Tränen über all das Grauen, an das sie sich gewöhnt hatten, und über das Grauen, dass sie nun Ausgestoßene waren im eigenen Land, von dem sie schon lange nicht mehr träumten.
    Mit vor Entsetzen großen Augen stand Emil sprachlos auf dem Platz. Was sich da näherte überstieg seine schlimmsten Fieberträume. Diese Kreaturen wirkten wie die von einem Teufel erträumte Parodie des Menschen. Fast zweieinhalb Meter schienen manche groß zu sein; den auf der Plattform schätzte er eher auf nahezu drei Meter. Die Gesichter waren scharf gezeichnet, verschlagen, beinahe Teufelsfratzen, gänzlich behaart wie der übrige Leib auch. Alle Menschen rings um Emil warfen sich mit dem Gesicht nach unten zu Boden, als die Prozession den Platz überquerte.
    Die Begleitreiter trugen schwere Kettenhemden. Die Helme waren mit rotem Lack überzogen und mit einem aufgesetzten grinsenden Menschenschädel verziert. Die Nargas und Trommeln donnerten und tosten, und ihre Echos wanderten, einander verstärkend, über den Platz.
    »Runter, alle beide!«, zischte Kal, der am Boden lag. »Man wird euch erschießen, falls ihr es nicht tut!«
    Emil hatte sich noch nie vor jemandem erniedrigt, aber diesmal sah er die Logik einer solchen Maßnahme uneingeschränkt ein; er legte sich auf den Bauch und zog Ferguson mit herunter.
    Die Prozession stoppte im Zentrum des Platzes. Aus den Nargas brandete mit donnerndem Crescendo ein letzter beunruhigender Fanfarenstoß; dann trat Stille ein.
    »Erhebt euch, Volk der Rus!«
    Emil rappelte sich auf, und das Blut gefror ihm. Der Tugare auf der Plattform ragte über ihnen auf, und seine Gewänder flatterten im Wind. Emil sah sie genauer an und prallte entsetzt zurück. Die Gewänder bestanden aus gegerbter Menschenhaut. Zum ersten Mal seit Jahren kämpfte der Doktor gegen eine Ohnmacht an. Neben ihm wandte sich Ferguson mit Entsetzen im Blick ab und erbrach sich.
    »Volk der Rus!«, donnerte der Tugare, und die tiefe kratzende Stimme verlieh den suzdalischen Worten einen düsteren Unterton. »Volk der Rus, ich komme als Künder der Zeit!«
    Ein klagender Chor stieg von der Menge auf.
    Der Tugare breitete die mächtigen haarigen Arme aus, und die Schreie wurden vom Winde verweht.
    »Denn es ist der Wunsch Muztas, des Qar Qarth der nördlichen Steppe, euch zu besuchen, wenn der Schnee erneut fallt. Bereitet euch auf seine Ankunft vor, Volk der Rus!
    Der Bojar dieses Volkes und der heilige Mann dieses Volkes sollen vortreten!«
    Emil stand auf den Zehenspitzen, um besser sehen zu können, als Iwor die Stufen vom Palast herabschritt, während auf der anderen Seite des Platzes das Tor der großen Kathedrale aufschwang und Rasnar hervortrat, gefolgt von einer Prozession von Priestern, die Weihrauchgefäße schwenkten und die große Ikone Perms mitführten.
    Der Tugare blickte von der Plattform auf sie

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