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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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wollen zum Ausgleich für einen«, sagte Kal.
    Andrew drehte sich um und blickte dem Jungen nach, der zurück ins Feldlager getragen wurde.
    »Die Rechnung wurde schon voll beglichen!«, schnauzte er zur Antwort.

Kapitel 10
     
    »Ich kann es immer noch nicht glauben«, flüsterte Nahatkim. »Dreimal habe ich im Leben schon die Ankunft der Tugaren erlebt. Aber niemals, niemals sah ich einen von ihnen sterben.«
    Ein Chor gemurmelter Zustimmung lief um den Tisch.
    »Habt ihr seine Leiche gesehen?«, fragte Boris aufgeregt. »Ich bin dicht genug herangekommen. Sie muss mindestens ein halbes Hundert Löcher gehabt haben. Er ist regelrecht in Stücke gerissen worden – es war ein schöner Anblick.«
    »Aber es war nur ein einzelner Tugare«, erwiderte Ilja. »Und sie sind so zahllos wie die Fische im Meer.«
    »Und doch findet man einige in unseren Reihen, die kämpfen werden«, sagte Kal energisch. »Haben wir nicht früher schon gekämpft? Wenn sich die Adligen zanken, treiben sie uns von den Feldern, um an ihrer Seite zu marschieren, und so tötet zum Vergnügen der verdammten Bojaren der Bruder den Bruder.
    Wir leben in einer Zeit der Entscheidungen«, fuhr Kal fort. »Es war Iwors Hass auf Rasnar, der den Yankees zu überleben ermöglichte, und auch Rasnars Wunsch, Iwor und die Yankees zu manipulieren und ihnen letztlich ihre Geheimnisse zu entreißen. Aber nachdem die Tugaren jetzt vor der Zeit eingetroffen sind, lebt Iwor in Angst. Er wird sich gegen die Yankees stellen.«
    »Kann er sie besiegen?«, fragte Boris.
    »Vielleicht«, antwortete Kal. »Seine Leute brauchen nicht mehr zu tun, als das Feldlager zu umstellen und auszuhungern, oder sie finden gar irgendeinen Fiesen Trick, um die Yankees schon vorher fertig zu machen. Vielleicht nehmen die Yankees aber jetzt, wo sie die volle Wahrheit kennen, ihr großes Schiff und fahren weg. Falls sie das tun, wird Iwor stürzen und Rasnar allmächtig werden. Bestimmt seid ihr euch darüber im Klaren, dass die Menschen von Suzdal in diesem Fall in den Gruben landen, während Nowrod Verschonung erhält, denn Mikhail wird die Herrschaft über uns antreten und sich an uns rächen.«
    Nahatkim erhob sich langsam, auf seinen Stock gestützt.
    »Ich habe siebenundsiebzig Winter gesehen«, flüsterte der alte Mann heiser. »Dreimal habe ich die Gruben gesehen. Zum ersten Mal musste ich miterleben, wie das Mädchen, das ich liebte, zum Mondfest fortgeschleppt wurde; beim zweiten Mal waren es mein Vater und meine Mutter, und beim dritten Mal …« Er unterbrach sich, da ihm die Stimme fast erstickte. »… und beim dritten Mal war es mein einziger Sohn, dieser Junge mit dem lahmen Fuß, den ich mehr liebte als mein Leben.«
    Der alte Mann blickte sich mit wässrigen Augen im Raum um.
    »Und wir lassen das zu!«, schrie er. »Wir haben hingenommen, dass man unseren Namen von Mensch in Vieh änderte! Diese Leute, die verfluchte Kirche, die fetten Bojaren und Adligen, sie haben solche Gräuel genutzt, um uns zu beherrschen, zu unterwerfen, zu berauben und uns dann noch unseren Stolz als Menschen zu nehmen.
    Ich habe diesen Yankees zugehört. Sie kennen die Antwort; sie wissen, dass man lieber als Mensch stirbt, um nicht als Sklave leben zu müssen. Lieber als Mensch ins Feld ziehen, selbst wenn man den Kopf nur für diesen einen Tag hochhält, als Kinder zu zeugen und dabei im Herzen zu wissen, dass sie eines Tages, vor Angst schreiend, zu den Schlachtgruben geführt werden.
    Was ist nur aus uns geworden, oh Kesus, denn wir sind keine Menschen mehr!« Und während ihm Tränen über die Wangen liefen, setzte sich der alte Mann wieder.
    Kal blickte sich um. Alle schwiegen und hingen mit den Augen an Nahatkim, und viele weinten dabei ebenfalls.
    »Wir werden kämpfen«, erklärte Kal heiser. »Zwanzig von uns kommen auf jeden Edelmann. Wir kämpfen zuerst gegen sie, dann gegen die Tugaren, und schließlich machen wir diese Erklärung, von der Hawthorne gesprochen hat.«
    Nervöse Spannung herrschte in der dicht gedrängten Versammlung. Kal betrachtete die Männer. Hier sah er Vertreter aus nahezu jeder ländlichen Liegenschaft in Suzdal und den großen Haushalten der Stadt. Das waren die Männer, die in der Lage waren, die Bauern für ihre Sache zu mobilisieren. Kal wusste, was sie alle im Herzen trugen, die Hunderttausende von Rus, die voller Entsetzen wach lagen, während die Zeit heranrückte, während die Adligen lachten und die Kirche das Silber zählte, für das sie Verschonung

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