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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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langjähriger Übung resultierte, bog die Geschützmannschaft von der Straße ab, und Protze und Geschütz rutschten durch den Schnee. Noch ehe es zur Ruhe kam, waren die Männer schon von der Protze gesprungen, stemmten die Kanone davon hoch und richteten sie geradewegs aufs Tor aus.
    »Kugelförmige Kartätsche, Zündung eine Sekunde!«, schrie O’Donald, sprang vom Pferd und gesellte sich zur Mannschaft.
    Der Lader rannte zum gähnenden Schlund der Kanone und schleppte dabei eine Drei-Pfund-Pulverladung und eine Granate mit, die in annähernd zweihundert Metern Entfernung explodieren und dabei einen tödlichen Hagel aus fünfzig Musketenkugeln freisetzen würde.
    Ein Regen aus Pfeilen prasselte ringsherum in den Schnee. Nachdem der Lader die Granate ins Rohr gesteckt hatte, sprang er zur Seite, damit der Rammer, der sich bislang auf seinen Stab gelehnt hatte, Ladung und Granate feststopfen konnte.
    O’Donald packte eine Zündschnur und steckte sie ins Verschlussstück.
    »Ein bisschen mehr nach links.« Die Männer stemmten sich gegen die Räder und schwenkten das Feldgeschütz, während O’Donald mit zusammengekniffenen Augen am Rohr entlangblickte.
    »Stopp. Zurücktreten!«
    Mit donnerndem Gebrüll sprang der Napoleoner rückwärts. Einen Augenblick später flammte der Torgang hell auf.
    Noch während die Kanone feuerte, stürmte Andrew heiser schreiend an ihr vorbei, und die Männer beschleunigten zum Sturmangriff.
    Er glaubte, dass es an seiner Fantasie lag, einem verzweifelten letzten Wunsch, das zu verhindern, was hier drohte. Kal taumelte unter einer Schwertwunde am Arm und lehnte sich schwer atmend an eine Wand.
    Eine Unterbrechung im Kampfeslärm trat ein, also hatten auch andere das Donnern gehört, aber es dauerte nur eine Sekunde, bis der heiser brüllende Edelmann erneut mit dem Schwert zuschlug.
    In den vorderen Reihen seiner Kompanie sprang Hawthorne über die verstümmelten Leichen hinweg, die den Torgang füllten. Weiter voraus sah er im Schein des brennenden Palastes die Krieger, die in Panik die Straße hinaufrannten.
    Lieber Gott, betete er, gib, dass sie weiterlaufen, dass sie weiterlaufen!
    Er hatte kaum einen Blick übrig für das Blutbad in seiner Umgebung. Die Straßen schienen verstopft von Toten und Sterbenden, Bauern, Kriegern und Edelleuten, die ohne Unterschied einer auf dem anderen lagen. Fünfzig, hundert Meter drangen die Soldaten an der Straße vor, ohne auf Widerstand zu stoßen, und stets zogen ihnen die Flaggen und Colonel Keane voraus; Andrew hatte den Hut verloren und hielt den Säbel hoch erhoben wie ein Racheengel, mit dem Dämon Sergeant Hans an seiner Seite.
    Plötzlich wurden die flüchtenden Krieger langsamer und blieben dann stehen, aufgehalten von einem Ansturm von Männern, die in Gegenrichtung liefen, um sich dem neuen Angriff entgegenzustellen.
    Andrew blieb stehen und blickte zurück.
    »Diese Kompanie dort, über die Straße ausfächern!«
    Als Corporal musste Hawthorne jetzt dabei helfen, und unter Leitung Sergeant Barrys stellte er die Kompanie zu einer Doppelreihe auf; hinter ihnen nahm Kompanie B die gleiche Formation ein.
    »Vordere Reihe, Ziele erfassen … Feuer!«
    »Zweite Reihe!« Hawthorne legte das Gewehr an und zielte auf die weiterhin anstürmenden Krieger. Wie kann ich nur?, schrien seine Gedanken. Lieber Gott, nicht erneut!
    »Ziele erfassen!« Er beruhigte seine Hand und visierte einen Edelmann an, der brüllend und schreiend seine Fußsoldaten antrieb.
    Hawthorne schloss die Augen.
    »Feuer!«
    Der Kolben krachte in seine Schulter.
    »Kompanie B, sechs Schritte vor!«
    Hawthorne öffnete die Augen und sah durch die Tränen, dass der Edelmann nicht mehr da war. Vielleicht hatte er den Mann verfehlt und dieser war geflohen. Hawthorne betete darum.
    Er lud nach und wartete.
    »Kompanie A, sechs Schritte vor!«
    Er trat vor und hob das Gewehr.
    »Beide Reihen, zielen, Feuer!«
    »Kompanie B, sechs Schritte vor!«
    Wie eine Maschine riss Hawthorne Patronen auf, und sein Gesicht war von Pulver verschmiert. Er kam sich vor wie in einem Traum, gefangen in irgendeiner Teufelsmaschinerie, deren Zahnräder in einem fort liefen und ihn weiterzogen und dabei am anderen Ende vernichtete Leiber ausspuckten.
    Langsam rückten sie auf der Straße vor und stiegen dabei über die Toten und Sterbenden, und der Schnee unter ihren Füßen war zu einem rötlichen Matsch geworden, der auf ihre Uniformen spritzte.
    Ein Stück voraus mündete die Straße auf den

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