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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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unmöglich; noch immer waren die Unterclans unruhig über den Bruch der Tradition und den Vormarsch von zwei Jahren in einem.
    Hätte doch nur das Rad schon höher am Himmel gestanden!, wünschte er sich. Die Tage wurden länger. Der kürzeste Tag lag fast zwei Dunkelmonde zurück; noch eine weitere Dunkelheit, und sie konnten aufbrechen.
    Muzta wandte sich wieder den Umstehenden zu.
    »Sobald die Schneeschmelze einsetzt, bereiten wir uns zum Aufbruch vor.«
    »Höchstwahrscheinlich sind wir sogar dazu gezwungen«, sagte Qubata ruhig und deutete zur Mayastadt hinüber.
    »Wir haben fast alle gegessen, die überhaupt genießbar sind«, erklärte Alem. »Noch ein Monat, und kein Vieh ist mehr übrig außer dem, das die Pocken hatte und jetzt unrein ist. Sie könnten einem fast Leid tun.«
    Muzta nickte beifällig. Als Kind hatte er einmal ein Schoßtier gehabt, hatte diesen Menschen sogar lieb gewonnen und neben sich reiten lassen. Als das Schoßtier dann vom Pferd fiel und starb, weinte Muzta offen und weigerte sich, es verspeisen zu lassen. Damals hatte er zum letzten Mal Mitleid mit Vieh gehabt – bis heute.
    Er wusste: Sobald die Horde wieder nach Osten ritt, würde die Mayastadt als Geisterstadt zurückbleiben – falls Vieh tatsächlich Geister in der Nachwelt hatte.
    Eines Nachts war er allein durch die Stadt gewandert und hatte zugesehen, wie die Leichen der Toten aus den Häusern getragen wurden, während ihre Kälber und Paarungsgefährten vor Schmerz schluchzten. Gegen das Schluchzen war Muzta abgestumpft, denn schließlich weinte alles Vieh, wenn ein Stück zur Grube geführt wurde.
    Aber diesmal war es trotzdem anders gewesen, denn es schien, als weinte eine ganze Lebensform, wohl wissend, dass sie bald vollständig verschwunden sein würde.
    Was ihn jedoch erschreckte: Etliche Stück Vieh, die gar nicht für die Gruben ausgesucht worden waren, stürmten auf ihn zu und schrien Wut und Hass heraus. Zu seiner völligen Verblüffung zog eines sogar einen Dolch und ging auf ihn los. Er erschlug den Angreifer und natürlich alle Zeugen dieser Aufsässigkeit, aber im Sterben verfluchten sie ihn.
    Er war es gewöhnt, dass sich Vieh zuzeiten wehrte, wenn es zu den Gruben geführt wurde, aber dieser Vorfall war anders gewesen, fast eine Verzweiflungstat. Das Gesetz, dass für einen solchen Angriff tausend Stück zusätzlich sterben mussten, schien diesem Vieh gleichgültig zu sein. Machte Verzweiflung das Vieh gefährlich?, fragte er sich. Lebte in ihnen also doch ein Geist, der des Respekts würdig war?
    Traurig drehte er sich um und betrachtete die Stadt. Es war seltsam, wie sich die Viehgruppen ähnelten und zugleich unterschieden. Alle sahen im Wesentlichen gleich aus und schienen irgendwie in ihren primitiven Seelen die Fähigkeit zu haben, sich gegenseitig zu lieben. Und doch konnten sie so merkwürdige Unterschiede aufweisen. Jede Gruppe hatte eine eigene Sprache, eigene Gebräuche und kuriose Glaubensvorstellungen. Und das Fleisch einen eigenen Geschmack, dachte er sarkastisch.
    Manche stellten sogar wertvolle Dinge her, schöne Gegenstande aus Gold und Silber, um sich damit zu schmücken, Teppiche mit vielschichtigen Mustern, Sättel, gewebte Stoffe, sogar die Bögen und Pfeile der Krieger. Tausende Stück Vieh dieser Art reisten mit der Horde, fertigten wertvolle Dinge an und wurden als kostbare Schoßtiere geschätzt. Viele waren an den Pocken gestorben, und Muzta war schon aufgefallen, dass ohne sie bestimmte Dinge nicht mehr ersetzt werden konnten.
    Sind wir zu sehr von unserem Vieh abhängig geworden?, fragte er sich. Bisher hatte es sich immer fügsam verhalten und die Wahrheit gelernt, die in Unterwerfung unter die Horde bestand. Viele gediehen sogar unter tugarischer Führung. Verkörperten diese Yankees womöglich eine neue Art Vieh?
    »Diese Maschinen, die du erwähnt hast«, sagte Muzta und sah erneut den Künder an.
    »Ich habe nur wenig davon gesehen. Der Priester sagte, ihr großes Wasserfahrzeug bewegte sich ohne Wind oder Ruder.«
    Etliche Häuptlinge von Unterclans lachten.
    »Unmöglich!«, bellte Tula. »Außerdem sind wir Tugaren. Das Wasser ist für das Vieh da, nicht für solche wie uns, also warum sollte uns kümmern, was sie auf dem Wasser tun?«
    »Ich habe auch gesehen, dass sie Metallstreifen auf der Erde ausgelegt hatten. Der Priester wusste keine Erklärung dafür, und es schien mir eine seltsame Verschwendung von gutem Eisen.«
    »Das ist seltsam«, fand Qubata. »Ob sie

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