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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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wieder aufgesucht und mir berichtet habt«, fuhr er aalglatt fort und nahm neben Mikhail Platz. »Ich verstehe, warum Euch die törichte Entscheidung Eures Bruders bekümmert, eine friedliche Übereinkunft mit den blauen Teufeln zutreffen.«
    »Noch mehr Menschen empfinden genauso«, knurrte Mikhail. »Mein Bruder ist verrückt! Selbst wenn es sich bei den Teufeln um Menschen handelt, sind es Fremde und ihre Absichten somit verdächtig. Sie schlagen sogar das heilige Kreuzzeichen verkehrt herum und verspotten so Euch und Eure heilige Kirche, und doch verhandelt Iwor mit ihnen.«
    »Abscheulich!«, bekräftigte Rasnar aalglatt.
    »Seit Iwor dieses dämonische Geschenk erhielt, das seine schwachen Augen heilte, ist er von ihnen verhext.«
    »Vielleicht hat das Geschenk ihn in den Wahnsinn getrieben«, überlegte Rasnar leise.
    Er fixierte den Krieger mit den Augen. Natürlich wusste der Patriarch, dass jeder dieser Leute sein Spielchen mit den anderen trieb. Als Iwors illegitimer Bruder konnte Mikhail nicht hoffen, den Thron des Erzbojaren zu besteigen – also solange nicht, wie sein Bruder lebte. Und natürlich war Mikhails Auftauchen in Rasnars Gemächern während der zurückliegenden Tage ein offener Versuch, Unterstützung zu erhalten.
    »Euch ist doch klar«, sagte Rasnar leise, »dass ich mir oft gewünscht habe, die Dinge lägen etwas anders?«
    »Und wie genau?«, fragte Mikhail vorsichtig.
    »Nur, dass Euer Vater Eure Mutter vor den Altar geführt hätte und nicht die Mutter Iwors«, antwortete der Prälat ruhig.
    »Mein Bruder sollte der Bastard sein!«, knurrte Mikhail düster. »Dieser fette, verdammte, schwachsichtige Idiot! Ich müsste der Bojar von Suzdal sein, verdammt … Ich sollte es sein!« Bei diesen Worten schlug er mit den Fäusten auf den Tisch.
    »Genau das, was ich mir oft gedacht und gewünscht habe«, sagte Rasnar.
    Und natürlich wärst du viel leichter zu lenken, dachte der Priester und lächelte dabei weiter verständnisvoll.
    »Ihr wisst natürlich«, fuhr er fort, »dass die heilige Kirche eine Veränderung mit äußerstem Verständnis betrachten und darüber von der Kanzel wohlwollend sprechen würde. Ich könnte mir denken: Sollte der Anführer der Blauröcke fallen, würden seine Mitdämonen rasch besiegt sein und ihre Waffen, wie es sich gehört, in den Händen der Kirche landen, wo sie rechtens hingehören.«
    Mikhail betrachtet Rasnar finster.
    »Aber die Kirche wäre bereit, etliche dieser Apparate ihren treuesten Dienern auszuhändigen«, setzte Rasnar trocken hinzu, und Mikhail lächelte.
    »Es wird Zeit für meine Morgengebete?..« Und Rasnars Ton verriet Mikhail, dass er entlassen war. »… aber Ihr sollt wissen, mein Freund, dass Eure Treue zur heiligen Kirche Euch Segen bringen wird.«
    Mit einer Verbeugung drehte sich Mikhail um und traf Anstalten, zur Tür zu gehen.
    »Ich werde in meiner heutigen Morgenmesse Eures Namens gedenken, aber handelt rasch, mein Freund, denn eine solche Chance, ihren Anführer weit von Schutz entfernt anzutreffen, bietet sich womöglich nie wieder«, sagte Rasnar, und der Krieger wandte sich um und bedachte den Prälaten mit einem schlauen Lächeln.
    Als die Tür ins Schloss gefallen war, konnte sich Rasnar ein leises Lachen nicht verkneifen. Also war der Bruder bereit, über diese Streitfrage dem Bruder das Messer zwischen die Rippen zu stoßen. Dabei verfügte Mikhail über keine Spur der Tücke, durch die sich Iwor auszeichnete. Höchstwahrscheinlich hatten die Begegnung auf der Straße und der Zwischenfall mit der Brille Mikhails Stolz verletzt, sodass dieser nur noch durch Mord und Totschlag zu retten war. Rasnar hatte anzudeuten versucht, Mikhail möge als Dolmetscher fungieren, aber dieser verdammte Bauer hatte auch durch diesen Plan einen Strich gemacht. Mikhail hatte sich noch nie auf Diplomatie verstanden; Rasnar konnte sich gut vorstellen, was der Krieger und seine Kameraden in diesem Augenblick planten.
    Mikhails und Iwors Vater hatte den Aufstand der Bojaren gegen die Macht der Kirche angeführt, hatte dieser das unmittelbare Recht auf den Zehnten der Bauern genommen und erklärt, dass der Bojar von Suzdal der oberste Herrscher der Kirche war.
    Es war Zeit, sich die Macht zurückzuholen, und vielleichtwaren die Blauröcke der geeignete Katalysator. Mikhail würde sich wirklich als höchst fügsam erweisen, und sobald man ihn nicht mehr brauchte, konnte man einen Unfall arrangieren. Danach herrschte die Kirche und die Adligen

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