Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
Vom Netzwerk:
Wikingerforschern zurückdachte, die auf den nebelverhüllten Wogen vor Maine fuhren.
    »Die haben hier ein ganz ordentliches Handelssystem, wenn man die vielen Schiffe bedenkt«, sagte Andrew leise. »Etliche Städte müssen an diesem Fluss liegen und auch draußen an dem Meer, wo wir gestrandet sind.«
    »Ich habe mehrfach gehört, wie eine Stadt namens Nowrod erwähnt wurde«, sagte Emil.
    »Nowrod«, wiederholte Andrew leise, und seine Miene hellte sich auf. »Ich will verdammt sein, Nowgorod! Das war eine wichtige Handelsstadt im frühmittelalterlichen Russland! Einer der berühmtesten Fürsten, Alexander Newsky, regierte sie, als die Invasion der Mongolen erfolgte.«
    Emils früherer Ratschlag fiel ihm wieder ein. Sollten sich andere den Kopf darüber zerbrechen, wo genau sie hier waren, obwohl die Seltsamkeit all dessen zuzeiten fast überwältigend war.
    »Sergeant Schuder, alles in Ordnung?«, fragte Andrew und beugte sich aus dem Fenster.
    Schuder, der gerade einen Private zur Schnecke machte, drehte sich um, spazierte herbei und salutierte.
    »Nach wie vor alles ruhig, Sir, obwohl einige der Männer darüber murren, dass sie das hiesige Essen nicht erhalten und sich mit Schiffszwieback und gepökeltem Schwein begnügen müssen.«
    »Ist nicht zu ändern«, entgegnete Emil laut genug, dass es die Soldaten hörten. »Solange wir nicht genau wissen, mit wem wir es hier zu tun haben, könnte uns ein bisschen Gift mühelos alle umbringen.«
    Und außerdem, überlegte sich Emil und schnitt bei der Erinnerung an den Schmaus vom Abend zuvor eine Grimasse, reichte schon die Art, wie hier Speisen serviert wurden, um ihm den Magen umzudrehen. Er hatte die koschere Ernährung aufgegeben, als er in Amerika eintraf, aber das war jetzt die geringste seiner Sorgen. Die Holztröge, mit denen hier das Essen aufgetragen wurde, waren mit einer Ansammlung von Fett verklebt, bei der ihm übel wurde. Die sanitären Bedingungen waren eindeutig mittelalterlich, genau wie der Rest der Stadt, und so wurden sie ohnehin vergiftet, selbst wenn es nicht mit Absicht erfolgte. Der Hypochonder ihn ihm tastete sich bereits in Gedanken ab und fragte sich, wann wohl die ersten Auswirkungen des Bärenfleisches auftraten.
    Während er die Stadt betrachtete, schauderte ihn innerlich. Er sah, wie Menschen Wasser aus dem Fluss schöpften, während Matrosen keine drei Meter daneben Abfalleimer über die Bordwand kippten. Hier stank es nach ungewaschenen Körpern, unverdünnten Abwässern und einem Schmutz, der sich vermutlich seit Generationen ansammelte. Noch während Emil über den Platz hinausblickte, sah er eine Ratte aus einer Nebenstraße hervorhuschen, einen Augenblick später gefolgt von mehreren zerlumpten Kindern, die mit Stöcken fuchtelten.
    Gegenüber dem Palast öffnete sich gerade ein Obergeschossfenster, und eine Kaskade Flüssigkeit von allzu deutlich erkennbarer Beschaffenheit ergoss sich nach unten. Emil konnte bei diesem Anblick kaum verhindern, dass er würgte.
    Viele der Menschen, die er vorbeigehen sah, wirkten unterernährt und zeigten eine kränkliche Gesichtsfarbe; die Ärmeren waren in kaum mehr als Lumpen gekleidet. Nur daran zu denken, wie er die Probleme der Hygiene, der Ernährung und Gesundheit lösen helfen sollte, das vermittelte ihm schon ein Gefühl der Hilflosigkeit. Zweifellos schnitten die hiesigen Chirurgen an Opfern herum, die auf dem Tisch festgebunden waren, und sondierten sie mit schmutzigen Händen und blutverkrusteten Instrumenten. Wahrscheinlich hängten sie ihn, Emil, auf, wenn er auch nur vorschlug, irgendwas zu ändern, denn zweifellos betrachtete man neue Ideen als Hexerei.
    »Alles wirkt seltsam schön«, flüsterte Andrew und drehte sich wieder zu Emil um.
    Ehe der Doktor antworten konnte, unterbrach sie ein Klopfen an der Tür. Andrew nickte Emil zu, und dieser ging hinüber und entriegelte sie.
    Es war Kal.
    »Gut geschlafen, ja?«, fragte der Bauer, als er mit fröhlichem Lächeln das Zimmer betrat.
    Andrew antwortete mit einem Nicken. Kal fasste Emil genau ins Auge; sein breites Bauerngesicht entwickelte Schmunzelfalten, und seine Augen verrieten die Heiterkeit eines Trinkers, der einen verkaterten Kameraden erblickte.
    Mit übertriebener Gestik legte Kal die Hände an die Schläfen und stöhnte.
    »Halt verdammt noch mal die Klappe!«, schnauzte Emil und wandte sich ab.
    Kal ging kurz wieder nach draußen, winkte und kehrte ins Zimmer zurück. Hinter ihm kam ein junges Mädchen von sechzehn

Weitere Kostenlose Bücher