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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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oder siebzehn Jahren herein; sie trug ein Tablett mit Tassen und einer dampfenden Kanne Tee. Gekleidet war sie in ein schlichtes weißes Bauernkleid, am hohen Kragen und am Saum mit blauem Faden bestickt. Das Kleid war an der Taille eng gebunden und zeigte so eine schlanke, mädchenhafte Figur. Rotblondes Haar blickte verstohlen unter einem schlichten weißen Kopftuch hervor. Sie betrat das Zimmer mit einem nervösen Lächeln; die Augen waren so blassblau wie die Kals, und auch die hohen Wangenknochen, vollen Lippen und fröhlichen Züge stimmten derart mit denen Kals überein, dass Andrew sofort wusste, die Tochter des Dolmetschers vor sich zusehen.
    Lächelnd begrüßte Andrew sie mit einer Verbeugung, worauf das Mädchen rot wurde und den Blick senkte.
    Andrew deutete, immer noch lächelnd, auf Kal und dann auf das Mädchen.
    »Tochter?«
    »Da, ah, ja, Cane. Tochter Tanja.«
    Emil trat vor und verbeugte sich ebenfalls förmlich, was Kal erkennbar erfreute und Tanjas verwirrte Verlegenheit nur steigerte. Als der Doktor sich wieder aufrichtete, verzog sich sein Gesicht zu einer Grimasse, und er stöhnte und rieb sich die Schläfen.
    Kal blinzelte verschwörerisch und tätschelte ihm die Schulter. Er griff unter sein Hemd, zog eine Keramikflasche hervor, entkorkte sie und goss etwas von dem Inhalt in eine der Teetassen.
    »Man fangt mit dem an, womit man aufgehört hat, was?«, fragte Emil und nahm die Tasse zur Hand. Er nippte von dem siedend heißen Getränk, murmelte etwas vor sich hin und leerte die Tasse dann ganz.
    Kal betrachtete ihn gespannt. Plötzlich hellte sich die Miene des Doktors auf.
    »Na, ich will verdammt sein!«, rief er. »Da war etwas Saft drin, kein Vertun, aber auch noch etwas anderes, und bei Gott, es hat die Spinnweben weggefegt!«
    Andrew leerte auch eine Tasse, und zu seiner Verblüffung führte das leicht pfefferminzartige Getränk bei ihm zum gleichen Effekt; innerhalb von Minuten fühlte er sich erfrischt.
    »Besser aussehen«, grinste Kal. »Jetzt Iwor treffen und Frieden besprechen.«
    »Bringen wir es hinter uns«, antwortete Andrew. »Wir sind dem Regiment schon zu lange fern. Ich möchte heute dorthin zurückkehren – sonst führt Pat noch die ganzen Jungs hierher und verlangt lautstark, dass man uns freilässt.«
    Mit Kals Hilfe band er sich den Säbel um und trat ans Fenster.
    »Sergeant Schuder, wir gehen jetzt zur Konferenz.«
    »Seien Sie vorsichtig, Sir«, sagte Hans leise. »Falls es den Anschein hat, als gäbe es Probleme, feuern Sie einfach einen Schuss ab, und die Jungs und ich folgen Ihnen augenblicklich.«
    »Das wird schon klargehen, Hans.«
    Sie hatten es hier mit einer anderen Art von Kampf zu tun, und Andrew sah, dass sich Hans dabei nicht wohl fühlte, denn er hätte gern an der Seite seines Colonels gestanden, den Karabiner schussbereit, statt draußen herumzustehen und sich Sorgen zu machen.
    »Es braucht jetzt nur noch einen kleinen Bluff, Hans. Die Waffen haben ihnen ohnehin schon ordentlich Angst eingejagt. Entspannen Sie sich, und ich bin bald wieder da.«
    »Seien Sie vorsichtig, Colonel«, entgegnete Hans, und zu Andrews Erstaunen streckte der Sergeant die Hand zu ihm herauf und tätschelte ihm leicht den Arm.
    Andrew konnte sich ein Lächeln über diesen kurzen Bruch der Formen nicht verkneifen, wie er ihn nicht mehr erlebt hatte, seit der alte Soldat ihn im Krankenhaus von Gettysburg gefunden hatte und bei seinem Anblick in Tränen ausgebrochen war. »In Ordnung, Kal, bringen wir es hinter uns.«
    Er verneigte sich aufs Neue vor Tanja, und er konnte dabei weder die Schönheit dieses Mädchens übersehen noch die stolze Miene ihres Vaters darüber, dass Andrew jemanden seines Standes mit solcher Förmlichkeit behandelte.
    »Sie reden gerade mit ihm«, sagte Mikhail kalt, und die Verachtung in seinem Ton war unüberhörbar.
    »Ah, mein Sohn, das beunruhigt Euch also!«
    »Es ist von Übel«, fand Mikhail und blickte dem Prälaten direkt in die Augen.
    »Aber selbstverständlich«, bekräftigte Rasnar und gab seinem Leibsekretär mit einem Wink zu verstehen, er solle Tee einschenken.
    »Gut gemacht, Casmar«, sagte Rasnar und wedelte mit der Hand, damit der Priester sich zurückzog.
    »Gut zu wissen, dass die heilige Kirche auf treue Mitglieder wie Euch setzen kann, Mikhail.« Und bei diesen Worten segnete er den bärenhaften Krieger und forderte ihn mit einer Handbewegung auf, sich zu setzen.
    »Gut, dass Ihr mich in den zurückliegenden Tagen immer

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