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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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wo es von mehreren Hundert Männern wimmelte, auf der Flucht zu ihren Pferden, die auf einer kleinen Lichtung hinter dem Dorf standen. Viele Krieger saßen bereits wieder im Sattel, schwenkten ihre Waffen und schrien trotzig.
    Ein hoher Fanfarenstoß ertönte rechts. Andrew trat zwischen den Bäumen hervor und sah, wie Iwor und seine Männer etwa vierhundert Meter entfernt aus einem Wald hervorbrachen und Nowrodiner vor sich hertrieben.
    Als Iwor schließlich in Rufweite war, waren die letzten Angreifer bereits nach Osten verschwunden.
    »Captain Mina«, sagte Andrew grimmig, »sichten Sie unsere Verluste und lassen Sie die Toten und Verwundeten zurück aufs Schiff bringen.«
    Andrew näherte sich nun Iwor. Ein Schwindelgefühl strömte über ihn hinweg, und die Knie fühlten sich weich wie Gummi an. Einen Augenblick lang glaubte er, sich womöglich erbrechen zu müssen, und kämpfte um Beherrschung. Es war immer das Gleiche nach der Schlacht- das Hochgefühl wich dem Schock über das, was er nur Momente zuvor mit solch kalter Freude angerichtet hatte. In der Erinnerung blitzte das Bild all dieser Leichen auf, die wie vom Schlag eines Riesen niedergerissen schienen. Die Rebellen zu Hause hatten wenigstens gewusst, was Artillerie anrichten konnte. Das hier fühlte sich mehr nach Mord als sonst etwas an, und bei dem Gedanken wurde ihm übel.
    Aber es war eine Falle gewesen. Das war inzwischen klar. Sie hatten hier auf ihn gelauert.
    Iwor zügelte sein Ross, gab aber seinen Leuten das Signal, dem Feind nachzusetzen.
    Kal -wo steckte eigentlich Kal?, fragte sich Andrew und war auf einmal besorgt. Der Bauer war an Bord des Schiffes gewesen und mit an Land gegangen, aber seitdem hatte er ihn nicht mehr gesehen. Aber wie von Zauberhand tauchte Kal jetzt aus dem rauchverhüllten Wald auf und trat an seine Seite.
    »Wo zum Teufel haben Sie gesteckt?«, wollte Andrew wissen.
    »Wo schon, während die Adligen kämpfen?«, entgegnete Kal aufrichtig. »In einem Versteck.«
    »Vielleicht sind Sie sogar noch schlauer, als ich dachte«, versetzte Andrew, der in dieser Antwort nur gesunden Menschenverstand erblickte.
    »Ihr hattet also einen guten Kampf!«, rief Iwor und zügelte neben Andrew das Pferd.
    »Könnte man sagen«, sagte der Colonel lakonisch. »Möchtet Ihr es Euch mal ansehen?«
    Er deutete den Pfad hinunter, und gemeinsam machten sie sich auf den Weg.
    Hinter der Wegbiegung stoppte Iwor- abrupt sein Ross. Mit großen Augen nahm er die Spuren des Gemetzels in Augenschein. Er stieg ab, ging behutsam um die Leichen herum, betrachtete zuerst die Erde und dann die abgerissenen und zersplitterten Bäume beiderseits des Pfades.
    Dann wandte er sich zu Andrew um und sah ihn offen an.
    »Ich bin schließlich doch froh, nicht gegen Euch gekämpft zu haben«, sagte er ruhig.
    »Ich auch«, sagte Andrew auf Russisch.
    Iwor ging zur Leiche des Priesters hinüber und drehte sie mit dem Fuß um. Das Gesicht war nur noch zur Hälfte vorhanden. Fluchend spuckte Iwor auf die Leiche.
    »Halna, Priester von Nowrod. Also hat sich die Kirche jetzt offen gegen mich gestellt.«
    »Und jemand wusste, dass wir heute in der Stadt sein würden, und hat diesen Angriff geplant, um uns herauszulocken und mich vielleicht zu besiegen«, stellte Andrew fest.
    »Wer außer Rasnar?«, versetzte Iwor finster. »Ich weiß, dass mein Bruder Mikhail nach Nowrod geflohen ist; das ist also der Plan!«
    »Was habt Ihr vor?«, fragte Andrew.
    »Nichts.«
    »Nichts? Ihr duldet diese Schlange weiterhin mitten in Eurer Stadt?«
    »Er ist Erzprälat aller Völker der Rus!«, entgegnete Iwor scharf. »Sollte ich offen gegen ihn vorgehen, habe ich es nicht nur mit Nowrod zu tun, sondern auch Wasima, Kew, Sagdors, mit allen Städten der Rus. Mein Vater hatte seinem Vater die weltliche Vorherrschaft entrissen, und deshalb genieße ich die Unterstützung der Adligen aller Städte. Sie würden meine Absetzung nicht unterstützen, denn damit wäre ihre eigene Stellung gefährdet. Aber nicht mal ich kann es wagen, Rasnar in dieser Frage direkt entgegenzutreten. Also werde ich den Vorfall nur als einen weiteren Raubzug behandeln, wie wir ihn alle immer wieder mal unternehmen, um unsere Nachbarn aus dem Gleichgewicht zu bringen.«
    »Wahnsinn!«, fand Andrew grimmig.
    »Sobald Ihr meine Welt besser kennen gelernt habt, werdet Ihr das nicht mehr sagen«, erwiderte Iwor scharf und mit mahnendem Unterton. »Eure Männer haben viele Köpfe für meine Stadtmauer erbeutet. Diese

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