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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Priester kehrte mit einem fast einen Meter achtzig langen und dreißig Zentimeter dicken Drahtkorb zurück.
    Darin krümmte und schlängelte sich eine dunkelgrüne Schlange und zischte bedrohlich. Als sie das Maul öffnete, glitzerten zwei Fangzähne im Fackellicht.
    »Nein, nicht das!«, kreischte Sadler. »Gott im Himmel, nicht das! Ich ertrage das nicht!«
    Zwei Helfer betraten die Zelle und schleppten einen hohen Tisch zu Brian hinüber, während der Folterknecht den Korb an einem Ende öffnete und auf den Tisch stellte. Die beiden Helfer banden Sadlers rechten Arm los und zwangen ihn auf die Korböffnung zu.
    »Lieber Gott, rette mich!«, brüllte Sadler.
    »Aufhören!«, schrie Hawthorne. »Ich zeige es euch -hört nur damit auf!«
    Der Priester blickte lächelnd zu Hawthorne herüber und gab mit einer Handbewegung zu verstehen, dass Sadler verschont werden sollte.
    Hawthorne wurde von der Mauer losgeschnitten, und der Priester warf ihm die Muskete zu.
    »Mach Feuer und Rauch!«, befahl er.
    Zitternd setzte Hawthorne den Kolben der Springfleld auf den Boden und bat mit einem Wink, ihm die Schachtel mit den Patronen und Zündhütchen zu bringen.
    Als er fertig war, trat der Folterer mit gezogenem Dolch an seine Seite, bereit zuzustoßen.
    Vorsichtig hob Vincent die Waffe an die Schulter, zielte auf das Eisengitterfenster und drückte ab.
    Heftig erschrocken, sprangen alle im Raum rückwärts.
    Vincent gab dem Priester die Waffe zurück. Zimperlich nahm dieser sie zur Hand. Er schnupperte am Lauf, stieß einen Schrei aus, als er den Schwefelgeruch wahrnahm, und betrachtete den zitternden jungen Mann finster.
    Dann packte er die Patronenschachtel, holte ein in Papier gewickeltes Geschoss heraus, riss es nach Vincents Anweisungen auf, schüttete das Pulver in den Lauf, steckte die Kugel hinein und rammte sie fest. Dann spannte er die Waffe und platzierte das Zündhütchen auf dem Nippel.
    Hawthorne deutete auf den Abzug und machte mit Handbewegungen deutlich, wie die Muskete zu halten war.
    Der Priester setzte sie an die Schulter und zielte mitten in Hawthornes Gesicht.
    Bitte, lieber Gott, er soll es tun, betete Hawthorne lautlos. Er hatte schon seinen Glauben verraten, als er zur Armee ging, und jetzt hatte er jemandem beigebracht, wie man tötete. Die Strafe konnte nur angemessen sein.
    Der Priester schenkte ihm ein finsteres Lächeln.
    Dann wirbelte er herum und setzte die Mündung seitlich an Sadlers Kopf.
    »Ich sehe dich in der Hölle wieder!«, schrie Sadler.
    Der Priester drückte ab. Hirn und Blut spritzten an die Wand gegenüber.
    Hawthorne bückte und erbrach sich, während seine Folterer lachten.
    Die Zellentür ging langsam auf, und ein schwarzbärtiger Krieger trat ein. Vincent starrte ihn argwöhnisch an, denn er erkannte gleich den Mann wieder, der ihn auf der Straße abgefangen hatte.
    Der Priester warf Mikhail die Muskete zu, der sie lächelnd auffing. Er forderte mit einem Wink die Patronenschachtel, holte ein Geschoss heraus, riss es auf, schüttete sich das Pulver auf die Handfläche und sagte etwas zu dem Priester, der eifrig nickte.
    »Zeige uns den Zauber darin«, bellte der Priester und baute sich vor Vincent auf. »Wenn du ablehnst …« Er zuckte die Achseln und deutete auf die Schlange im Drahtkorb.
    »Schlafe heute Nacht darüber.«
    »Woher kennen Sie unsere Sprache?«, fragte Hawthorne, den trotz der Wolke aus Entsetzen und Schmerz, die ihn einhüllte, die Neugier plagte.
    Der alte Priester schien plötzlich zusammenzuschrumpfen und nahm die Haltung eines Krüppels an.
    »Yankee, hilf mir!«, wimmerte er und streckte die Hand aus.
    Dem entsetzten Hawthorne wurde klar, dass er den Mann schon einmal gesehen hatte – als Bettler vor dem Tor von Fort Lincoln. Er hatte ihm sogar eine Kupfermünze geschenkt und ein paar Mal mit ihm gesprochen, denn er empfand Mitgefühl mit jemandem, der in solchem Elend lebte.
    Gackernd richtete sich der Priester wieder auf.
    »Damit …« Und er deutete auf die Muskete. »… schicken wir Mann los, der euren Keane tötet und vielleicht auch diese Frau.«
    Er deutete mit dramatischer Geste auf die Schlange, lachte und stolzierte aus der Zelle. Zwei Helfer durchschnitten die Stricke, mit denen Sadler gefesselt war, und zerrten den verwüsteten Leichnam an den Füßen nach draußen, während ein anderer den Schlangenkorb zur Hand nahm, die einsame Fackel packte und ihnen folgte.
    Mikhail ging als Letzter. Er trat vor Vincent, grinste und hämmerte ihm

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