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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Hitzschlagopfer abgestellt wird«, sagte Emil in einem Ton, der klar verriet, dass er keine Widerrede dulden würde. »Falls es ihnen gelingt, Zeltplanen aufzubauen, und wir Wasser für sie zurücklassen, retten wir die meisten Opfer. Ansonsten sterben sie hier draußen.«
    Andrew nickte.
    »Komm, Mercury, du und ich, wir gehen eine Weile.«
    Ohne einen Blick zurück ging er los, wobei er sich an den Sattel lehnte und mit schierer Willenskraft einen Fuß vor den anderen setzte.
    Der Traum meldete sich zurück, in dem Kathleen lachend vor ihm herlief, der nackte Körper weiß, kühl, einladend, ihre Brüste bei jedem Schritt wippend, und er lachte über ihre Torheit, nackt inmitten dieser Steppe dahinzulaufen. Es schneite, und sie lief ohne Kleider am Leibe. Wie verrückt war diese Frau eigentlich?
    Ich reite wieder, dachte er. Die Bewegung verlief langsam, matt, als hätte er Kathleen unter sich, und dann war sie verschwunden.
    Vincent sah ihn aus alten Augen im Gesicht eines Jungen an. Er tropfte von Wasser.
    »Sie hatten mich angewiesen, mich bei Sonnenuntergang zu melden, Sir.«
    Aber nein, das war ja im Krieg gewesen. Welchem Krieg? Im Tugarenkrieg, nicht wahr? Oder doch in Gettysburg? Nein, was war ja Johnnie, der liebe Johnnie, der tot dalag. Vincent hatte damals noch nicht mal dem Regiment angehört.
    »Warum bist du so nass, Vincent? Du bist doch in dieser verdammten Stadt!«
    Nass. Ich bin nass.
    Er öffnete die Augen. Es war dunkel. Mein Gott, bin ich blind geworden?
    Ein Blitz leuchtete auf. Erschrocken drehte er sich um und zog den Revolver. Ein weiterer Blitz in der Dämmerung. Gelächter ertönte, Wasser spritzte.
    Ich bin nass. Er blickte nach unten und sah dunkles Wasser, das Strudel um seine Beine bildete.
    »Wo zum Teufel bin ich?«
    »Im Fluss, Sir!«
    Gregori war neben ihm und bespritzte ihn wie ein Kind.
    Benommen lächelnd sah sich Andrew in der tiefer werdenden Dunkelheit um. Zu Tausenden wateten die Männer in das kühle Nass, lachten, schöpften die kostbare Flüssigkeit mit den Händen, fielen hin.
    »Wie lange?«, flüsterte Andrew.
    »Was, Sir?«
    »Ich erinnere mich, dass Sie einen Sonnenschutz für mich gebaut und mich mit Wasser begossen haben.«
    »Vor etlichen Stunden, Sir«, antwortete Gregori leise. »Zumindest denke ich das.«
    »Na, laus mich doch der Affe!«, flüsterte Andrew.
    Erneut blitzte es, und er sah die Gabel des Blitzes am westlichen Horizont; die erste leise Spur einer kühlenden Brise strich über ihn.
    »Gott sei Dank, es wird regnen!«, lachte Emil, der an Andrews Seite trat, sich dann mit dramatischem Habitus fallen ließ und schließlich brusttief im Fluss saß.
    »Oh, Gott sei Dank«, seufzte er.
    Benommen blickte sich Andrew um, entspannte sich endlich und ließ sich neben Emil ins Wasser plumpsen.
    »Der schlimmste Marsch, den ich je mitgemacht habe.«
    »Wir haben wahrscheinlich zwei, vielleicht dreitausend Mann durch die Hitze verloren«, sagte Emil. »Sie säumen die Straße von hier bis Hispania. Dieser Regen wird allerdings den meisten von ihnen das Leben retten.«
    »Was ist das?«, fragte Andrew und deutete auf ein flackerndes Licht am südöstlichen Horizont.
    »Ist Ihnen das früher nicht aufgefallen?«
    »Lieber Doktor, ich erinnere mich nur daran, wie ich meine nackte Frau im Schnee habe herumlaufen sehen«, antwortete Andrew seufzend.
    »Sie hatten wirklich einen Sonnenstich.«
    »Ich schätze auch.«
    »Wir sehen das seit einer halben Stunde. Es ist Roum.«
    »Dann kämpft dort nach wie vor jemand«, stellte Andrew fest und rappelte sich auf.
    »Sieht jedenfalls danach aus.«
    »Bullfinch!«
    »Hier, Sir!«
    »Weitere Meldungen eingegangen?«
    »Wir hören gerade die Leitung ab, Sir.«
    »Na ja, laufen Sie hin, und machen Sie schnell.«
    Andrew ging zu Mercury hinüber und schwang sich in den Sattel. Das Pferd wieherte, als er es vom Trinken zurückzog und wieder hinauf zum Ufer ritt. Er zog den Feldstecher und richtete ihn auf den Horizont, bewegt von der Hoffnung, irgendwas zu erkennen. Er konnte jedoch nicht mehr ausmachen als einen schimmernden Lichtertanz.
    »Wie viel haben wir geschafft?«, fragte Andrew und sah Gregori an.
    »Fünfzig Kilometer, Sir. Es war ein Mordsmarsch.«
    »Dann haben wir noch fünfzig vor uns?«
    »Ungefähr, Sir.«
    »Andrew, ich hoffe, dass Sie nicht an das denken, was ich befürchte«, sagte Emil, der gerade zu ihm trat.
    »Geben Sie die Meldung weiter!«, schrie Andrew seinem Stab zu. »Zwei Stunden Pause.

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