Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit
Platz. »Euer Senat verkauft euch alle durch diese Tat an die Schlachtgruben.«
»Aus dem Weg, Yankee!«, schrie Lucullus und trat vor.
Mit schwungvoller Handbewegung spannte Vincent den Revolver und zielte auf den vortretenden Soldaten.
»Rühr dich keinen gottverdammten Zentimeter weit!«, brüllte Vincent, und beinahe überschlug sich seine Stimme.
Stille senkte sich über den Platz. Aus dem Augenwinkel sah Vincent, wie mehrere Bogenschützen in Stellung gingen.
»Weise deine Männer an, sich zurückzuziehen!«, warnte er. »Vielleicht erwischen sie mich, aber beim Ewigen, ich jage dir eine Kugel durch den Kopf, ehe ich am Ende bin!«
»Ich befehle dir, dein Schwert zu übergeben, Lucullus!«, rief eine Stimme hinter Vincent.
Ein Lächeln lief über dessen Züge.
»Ich rate Ihnen, nicht ins Freie zu treten, Sir«, flüsterte er und zielte dabei weiter auf Lucullus.
»Den Teufel werde ich!«
Vincent spürte, wie jemand an seiner Schulter vorbeistrich, aber er wagte nicht hinzusehen.
»Lucullus befehligt die Legion nicht mehr!«, schrie Marcus. »Kehrt jetzt auf eure Posten zurück, ehe die Carthas in die Stadt eindringen!«
Der Augenblick zog sich in die Länge. Keine Seite rührte sich.
»Die Legion untersteht dir nicht mehr!«, rief da jemand vom Platz herauf.
»Ah, Petronius, der heldenhafte Anführer, der sich hinter seinen Männern versteckt«, höhnte Marcus.
»Um das Volk von Roum vor dir zu retten.«
»Zum letzten Mal: ich befehle der Legion, auf ihre Posten zurückzukehren.«
»Die Carthas sind in der Stadt!«, schrie jemand von einer fernen Ecke des Platzes aus.
»Zurück in den Palast!«, flüsterte Vincent.
»Noch nicht!«, raunzte Marcus.
»Dann hört mir gut zu!«, schrie der Konsul. »Ich erkläre, dass jeder Mann und jede Frau, der oder die in Sklaverei lebt und jetzt vortritt, um unser Land zu verteidigen, fürderhin frei sein wird!«
Vincent hatte das Gefühl, die Welt rings um ihn würde verschwimmen. Er hörte Petronius kreischen, die Legionäre sollten sie beide umbringen, und er sah, wie sich Lucullus duckte, als wollte er gleich vorstürmen. Die Bogenschützen feuerten. Vincent warf sich zur Seite und riss Marcus mit zu Boden, und er schoss im Fallen mit dem Revolver.
Lucullus wurde herumgerissen und krachte zu Boden, während wilde und wütende Schreie über den Platz drangen. Hände packten Vincent, zogen ihn in den Palast zurück, und er seinerseits zerrte Marcus mit. Als er die Tür erreichte, sah er Carthas in ihrer dunklen Livree auf den Platz stürmen, und das scharfe Krachen von Musketenschüssen ertönte.
Eine donnernde Salve zuckte aus dem Palast hervor, peitschte in die Reihen der Carthas und riss zu seinem Entsetzen auch Legionäre zu Boden.
Schwer atmend rappelte er sich auf und entdeckte einen roten Fleck an Marcus’ Toga.
»Sie sind getroffen!«
Marcus kämpfte sich auf die Beine und zwang sich zu einem Lächeln, als er den Pfeil in seinem Arm betrachtete.
»Es hätte schlimmer kommen können«, antwortete er, die Stimme leicht undeutlich vom Schock.
»Na ja, Sie haben es also wirklich getan!«, stellte Vincent lächelnd fest.
»Zu spät jedoch«, entgegnete Marcus kalt. »Ich hätte es in dem Augenblick tun müssen, als all dies begann.«
»Nun, wenigstens haben Sie den Zug gemacht. Falls wir jetzt nur durchhalten, wird sich das Volk um Sie sammeln.«
»Ich zweifle daran, dass es etwas nützen wird«, sagte Marcus, der leicht auf den Beinen schwankte.
»Bringt ihn hier weg!«, befahl Vincent. »Der Regimentsarzt soll ihn wieder in Form bringen.«
Marcus protestierte nicht, als mehrere Männer ihn fortführten.
»Was hat er da draußen gesagt?«, erkundigte sich Dimitri.
»Er hat jedem Sklaven die Freiheit angeboten, der in den Kampf zieht.«
Dimitri lachte.
»Ein schlaues Angebot. Eine Freiheit unter Bedingungen, würde ich sagen.«
Vincent konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als ihm klar wurde, was Marcus tatsächlich gesagt hatte.
»Es ist ein Anfang, Dimitri, es ist ein Anfang.«
Vincent kehrte an den Türspalt zurück und blickte hinaus. Der Mob rannte nach wie vor in alle Richtungen. Kein Schuss wurde derzeit mehr aus dem Palast abgefeuert, und er dankte Gott dafür, dass die Männer keine weiteren Menschen da draußen umbrachten. Die Carthaabteilung hatte sich aufs Forum zurückgezogen, und auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes entdeckte Vincent ein Geschütz, das in Stellung gebracht wurde.
»Jetzt geht es darum
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