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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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technischen Assistenten für die Aufgabe abzustellen, einen Kanal mit einer einzelnen Schleuse zu bauen, der den Absturz überwand. Diese Geste des guten Willens wurde von Marcus erfreut aufgenommen, und sie veränderte das kommerzielle Leben der Stadt rapide. Aber sie hatte auch einen Widersacher im Senat gefunden, da die Stadt Ostia einem gewissen Petronius Regulus gehörte, der es sich seither zur Gewohnheit gemacht hatte, jedwede Hilfe abzukanzeln, sogar die Waffen, die von den Rus womöglich angeboten wurden.
    Marcus nickte beifällig, während das Gespann im Handgalopp die im Bau befindlichen Kals entlangbrauste, die bereits von Schiffen gesäumt wurden. Am Fuß des Hügels wandte sich der Streitwagen nach Westen und machte sich an den langen Aufstieg zum Forum.
    Vincent vergaß vorübergehend ihre Diskussion, während die beiden mächtigen Pferde über die Pflastersteinstraße trabten, vorbei an einem Tempel mit Säulenvorbau und dem öffentlichen Bad.
    Das eine Erlebnis, das er am Abend zuvor dort gehabt hatte, erschütterte sein Quäkergemüt bis ins Innerste. Als man ihm anbot, ein Bad zu nehmen, reagierte er zunächst mit Begeisterung darauf, dass die Roum, anders als seine Rusfreunde, Bäder für ein Grundrecht hielten, das regelmäßig wahrgenommen werden sollte.
    Aber sich zu entkleiden und zusammen mit Hunderten nackter Männer herumzulümmeln, das erfüllte ihn doch mit Unbehagen. Den schlimmsten Schock erlitt er, als er mehrere Männer in einem abgedunkelten Alkoven bei Tätigkeiten erblickte, von denen er noch nie etwas gehört hatte.
    Dieses eine Mal entglitt ihm seine Botschafterfassade gänzlich. Es wurde noch schlimmer, als Marcus andeutete, dass man Vincent, falls er interessiert wäre, sicherlich gern in diese Gruppe aufnehmen würde. Derlei Dinge passierten im gottesfürchtigen Maine einfach nicht!
    Von jetzt an gedachte er, privat zu baden, und zur Hölle mit den örtlichen Bräuchen!
    »Sie sind immer noch vom Bad verstört«, riskierte Marcus zu bemerken, als er Vincent einen Blick zuwarf und dabei feststellte, wie dieser das Badehaus mit einer Miene bedachte, als erwartete er, dass ein gehörnter Teufel zur Tür herausgesprungen kam.
    »Es sind Ihre Gebräuche, nicht meine«, erklärte Vincent kalt, erwähnte aber nicht den Teil über die Verdammnis, den er gestern hervorgestoßen hatte, als er aus jenem Raum stürmte.
    »Das gilt für beide Seiten«, erwiderte Marcus, als hätte er damit ein schlagendes Argument vorgebracht.
    »Sir, Ihre privaten Handlungen sollten mich nicht bekümmern.«
    »Obwohl Sie sie widerwärtig finden.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Aber Sie denken es«, entgegnete Marcus lachend.
    Vincent spürte, dass er diese Auseinandersetzung ganz klar verlor, und sagte nichts dazu.
    »Vielleicht bin ich ein wenig unfair«, sagte Marcus nach etlichen Augenblicken des Schweigens. »Aber was Ihre Männer in unseren Tavernen und unseren öffentlichen Freudenhäusern verbreiten, geht mich auf jeden Fall etwas an, und für meine Mitpatrizier und unsere freie Klasse der Kaufleute und ausgebildeten Handwerker ist es gleichermaßen abstoßend.«
    Das war wieder etwas, was Vincent sehr bekümmerte. Auf seinen Streifzügen durch die Stadt hatte er etliche Etablissements entdeckt, die offenkundig Zufluchtsstätten für gefallene Tauben waren, und mehr als nur einer seiner Männer hatte sich, als er ihn näher kommen sah, rasch verdrückt.
    »Diese Schwierigkeiten betreffen beide Seiten«, fuhr Marcus fort. »Sobald diese Bahnlinie in zwei Monaten das Herz meiner Stadt erreicht, werden Tausende aus Ihrem und meinem Volk eine Reise antreten, die bislang keine Hand voll jedes Jahr unternommen haben.
    Obwohl ich das brauche, was Sie anbieten, möchte ich etwas anderes nicht nehmen, was Ihre Leute so erpicht sind anzubieten.«
    »Eine freie Staatsform und ein Ende der Sklaverei«, entgegnete Vincent. »Marcus, die Welt hat sich gewandelt. Die Tugaren waren bestrebt, Sie durch Sklaverei zu beherrschen – und mit den Rus und all den Völkern dieser Welt taten sie das Gleiche. Aber sie sind nicht mehr, und jetzt drängt die Freiheit heran.«
    »Und falls ich in diesem Augenblick meinen Senat beträte und den Patriziern, den Landbesitzern erklärte, ihre Sklaven dürften jetzt abstimmen und arbeiten, wie es ihnen gefiel, dann würde ich den Saal nicht mehr lebend verlassen.«
    Würde es so in jeder Stadt ablaufen, die sie erreichten?, fragte sich Vincent. Vorher in Rus war es ihm so

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