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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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mit hölzernen Gesichtern vortraten, um das Gespann zu halten, taten so, als hätten sie nichts gehört.
    »Sehen Sie, sämtliche Russoldaten waren früher Sklaven. Die Männer, die die Eisenbahn bauen, waren Sklaven, und unsere Armee, die die Tugaren vernichtete, bestand aus ehemaligen Sklaven. Jetzt erblicken Sie in diesen Menschen die fleißigsten auf der ganzen Welt. An jedem Tag betrachtet in Rus ein freier Mann, früher allerdings ein Sklave, etwas, das er geschaffen hat. Er denkt über eine Möglichkeit nach, es noch besser hinzubekommen, vielleicht mit einer neuen Maschine, und voller Eifer macht er sich daran, etwas zu verbessern.«
    »Ja, weshalb in aller Welt?«, fragte Marcus, dem ein solches Denken unbegreiflich war.
    »Weil er ein freier Mann ist. Falls er etwas besser macht, bringt ihm das Geld ein. Jedes Mal, wenn jemandem das gelingt, wird unser Volk stärker und wohlhabender und unser aller Leben besser als zuvor. Unsere Regierung erhebt nur geringe Steuern und ist bemüht, sich nicht in das Leben der Bürger einzumischen, denn sie weiß, dass sie sich andernfalls selbst schwächen würde. Darin liegt das Geheimnis unserer Stärke, Marcus, und es könnte auch die Quelle Ihrer Starke werden. Denken Sie darüber nach! Auch Ihr Volk könnte so fleißig sein.«
    Marcus überlegte eine Zeit lang und betrachtete Vincent, als hätte dieser etwas völlig Unmögliches ausgesprochen.
    »Ihre Landbesitzer könnten das Volk mit Steuern belegen, statt ihm einfach den Ertrag wegzunehmen. Wenn die Menschen das Gefühl haben, für ein eigenes Einkommen zu arbeiten, produzieren sie das Drei- oder Vierfache, und Sie und Ihre Senatoren verlieren dabei nichts.«
    »Und falls wir dem Mob eine eigene Vertretung zubilligten, würde er als Erstes uns vertreiben«, hielt ihm Marcus entgegen.
    »Mit unserer Hilfe könnten Sie Gesetze entwerfen, die Ihren Familien bestimmte Rechte gewährten, um so den Bestand ihres Reichtums zu garantieren, als Gegenleistung für die Freiheit aller.
    Wie in Ihrem legendären Rom auf der alten Welt oder einem Land ähnlich dem Ihren, das England genannt wird, könnten Sie zwei repräsentative Versammlungen haben, eine für die Patrizier und die andere für das gemeine Volk. Beide Gruppen müssten sich auf ein Gesetz einigen, ehe es in Kraft träte. Das wäre allen gegenüber fair. Auch zwei Konsuln gehörten dazu, einer aus jeder Gruppe, und sie müssten sich einigen.«
    Vincent stöhnte innerlich über das, was er gerade angeboten hatte, eine Garantie für den Fortbestand einer landbesitzenden Aristokratie. Wäre Tom Jefferson hier gewesen, dachte er traurig, dann hätte dieser ihn wahrscheinlich in Stücke gerissen. Das Leben als Abolitionist wurde allmählich viel schwieriger, als er je geahnt hatte.
    »Wir haben später noch reichlich Zeit, um darüber zu diskutieren«, verkündete Marcus, als die Liktoren mit ihren zeremoniellen Bündeln aus dem Senat kamen und die Treppe für den Konsul säumten. »Denn derzeit habe ich dringendere Sorgen. Wir sprechen heute Abend wieder miteinander.«
    Marcus wandte sich ab und traf Anstalten, die Stufen zu ersteigen, blieb dann jedoch stehen und wandte sich erneut Vincent zu.
    »Draußen ist es schrecklich heiß. Warum suchen Sie nicht das Bad auf?«
    »Lieber gehe ich in Ihren Palast!«, raunzte Vincent, der sich einen gereizten Ton nicht verkneifen konnte.
    Lachend setzte Marcus seinen Weg fort.
    Kopfschüttelnd sprang Vincent vom Streitwagen, verscheuchte mit Gesten einen Sklaven, der ihn mit einem Sonnenschirm begleiten wollte, und stolzierte über den Platz zurück zu seinem Quartier in Marcus’ Palast.
    Am besten spielte er eine Karte nach der anderen aus, überlegte er. Soll doch die Aristokratie ihr Land behalten -aber in ein paar Jahren wird es die Industrie sein, die die hiesige Volkswirtschaft antreibt. Wenn die Eisenbahn weiter nach Osten vordringt, in das Land von Khitai und dahinter Nippon, wird Roum ein führendes Zentrum für die neuen Industrien geworden sein. Die kleine Gruppe der Plebejer und schließlich die befreiten Sklaven werden sich darum scharen und auf dieser Grundlage ihre gesellschaftliche Macht aufbauen. Die Einführung landwirtschaftlicher Maschinen wird einen gewaltigen Überschuss an Arbeitskräften freisetzen, wie schon in Rus, die dann für die neuen Industrien verfügbar sind. Der entscheidende Trick dabei ist: sollen die Adligen eine eigene Beteiligung an den neuen Wirtschaftsformen ruhig für unter der eigenen

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